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Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition)

Titel: Wahn und Willkür: Strauß und seine Erben oder wie man ein Land in die Tasche steckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Schlötterer
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dass die Haftbefehle nicht vollzogen werden.«
    Um 13 Uhr setzte sich Hillinger ans Steuer seines vier Wochen alten Opel Astra, um nach Dillingen zu einer Tagung zu fahren. Auf der völlig geraden Strecke zwischen Wertingen und Dillingen fuhr er plötzlich in Schlangenlinien. Der Fahrer des Pkw hinter ihm dachte zuerst, vor ihm fahre ein Betrunkener. Hillinger geriet auf die Gegenfahrbahn und prallte frontal auf einen entgegenkommenden Lkw. Er war sofort tot.
    Bevor Froschauer die Haftbefehle zum Vollzug freigab, gelang Holger Pfahls die Flucht, er hatte offensichtlich einen Tipp erhalten. Hillinger hatte dies aufgrund früherer Vorwarnungen bereits befürchtet.
    Zwölf Jahre später. Ich sitze Frau Hillinger im Wohnzimmer der geräumigen Münchner Altbauwohnung hinter dem Gasteig gegenüber. Die etwa 60 -jährige Dame wirkt im Gespräch sehr überlegt und gut informiert. Freunde von ihr hatten mich nach dem Erscheinen meines Buches, in dem ich auch den mysteriösen Tod ihres Mannes erwähnte, mit ihr zusammengebracht. Ein Landtagsabgeordneter hatte dazu bei einer Lesung, die ich in Dachau hielt, den Zuhörern mitgeteilt, Frau Hillinger, mit der er gesprochen habe, glaube nicht an einen normalen Unfalltod ihres Mannes. Nach dem Erlass der Haftbefehle habe er zu ihr gesagt: »Wenn mir jetzt in den nächsten Tagen etwas zustößt, brauchen wir uns nicht zu wundern.« Die Witwe bestätigt mir, dass es so war. Später erfahre ich vom Sohn eines höheren Polizeibeamten, dass Hillinger ihm gegenüber seinerzeit aufgebracht geäußert habe: »Denen traue ich alles zu.« Auffällig sei gewesen, dass die Kriminalpolizei, die nach dem Unfall zunächst ermittelt habe, den Fall an die Verkehrspolizei abgeben musste. Diese Weisung sei nicht vom Polizeipräsidium, sondern von höherer Stelle gekommen.
    Frau Hillinger erinnert sich, dass ihr Mann am Hochzeitstag 1980 zu ihr ahnungsvoll gesagt habe: »Mädle, ich werd’ einmal keines natürlichen Todes sterben. Du musst wissen, wir leben in einer Bananenrepublik.«
    In Bayern regierte damals Franz Josef Strauß als Ministerpräsident, und Hillinger war nach seiner Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft zum Zeitpunkt seiner Heirat Richter am Schwurgericht. Welche Erfahrungen hatte er gemacht, dass er so etwas befürchten musste?
    Dann erzählte Frau Hillinger, der Wagen sei, wie üblich, am Tag vor dem Unfall in einer Hotelgarage in der Nähe abgestellt gewesen. Jeder hätte ihn in dieser Zeit manipulieren können. Ihr Mann sei zwar problemlos nach Augsburg gefahren, doch es gebe Manipulationen, die erst nach einiger Zeit wirken würden. Auf der mittleren Ebene der Justiz würden alle davon ausgehen, dass ihr Mann nicht eines gewöhnlichen Unfalltods gestorben sei. Hillinger war damals 51 Jahre alt.
    War es überhaupt »technisch« möglich, dass der Unfall durch einen Anschlag verursacht wurde? Die Antwort lautet: Ja. Ein sachkundiger Kriminalbeamter klärte mich auf, dass es eine ganze Reihe von Möglichkeiten gebe, ein Auto so zu präparieren, dass es erst etwa nach 100 oder 200 Kilometern zu einem Unfall komme. Man könne zum Beispiel das ABS -System oder das Steuerungssystem entsprechend präparieren. Ebenso aber könne man Nervengifte in einem Auto platzieren, die erst nach einiger Zeit wirksam würden. Nähere Details gebe ich hier aus naheliegenden Gründen nicht wieder. Eigenartig war, dass der Wagen – ein Dienstfahrzeug – nach dem Unfall nach Polen verkauft wurde.
    Die Obduktion habe Prof. Wolfgang Eisenmenger vorgenommen. Sie selbst habe die ursprüngliche Obduktionsakte gesehen, die etwa zehn Zentimeter dick gewesen sei. Als sie dann bei ihrem Anwalt Einsicht nehmen wollte, habe die Akte nur noch aus zwei Blatt bestanden. Prof. Eisenmenger habe darin relativ wenige Angaben gemacht, etwa zu Größe, Gewicht und Alter ihres Mannes. Außerdem habe er festgestellt, dass ihr Mann keinen Herzinfarkt am Steuer erlitten habe. Völlig gefehlt habe jedoch in der Akte das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung. Ein befreundeter Professor habe sich darüber sehr befremdet gezeigt, weil eine solche Untersuchung ansonsten stets stattfinde, insbesondere würden Mageninhalt und Blut auf Giftstoffe unter sucht.
    Eigenartig ist auch, dass nicht einmal Staatsanwalt Maier als sehr enger Mitarbeiter Hillingers das Obduktionsergebnis erfuhr. Frau Hillinger berichtete mir, die Untersuchungsakte sei als Geheimakte geführt worden. Sie halte es für wahrscheinlich, dass jemand – sie

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