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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Messerstiche. Nur ein junger, gut aussehender Bursche, der sich eine stark angeschwollene Hand hielt. Er kam ihr vage bekannt vor, aber sie konnte ihn einfach nicht einordnen. Er hatte sich, der Verfärbung und der Schwellung nach zu urteilen, vermutlich einen oder zwei Knochen gebrochen. Sie ging an ihm vorbei und zur Tür hinaus.

    Arthur Danse betrachtete sie und stellte fest, dass sie einen klasse Hintern hatte und dass er sie von irgendwoher kannte. Sie sah gut aus. Zu blöd, dass ihn seine Hand davon abhielt, ihr zu folgen, sie anzusprechen und ihr einen Drink zu spendieren.
    Die Hand ging vor.
    Er hatte sie sich an der Wand seines eigenen Zimmers gebrochen, als er erfahren hatte, dass man ihm das Stipendium für den Universitätsabschluss nicht bewilligen würde. Jetzt musste er das Geld anderweitig auftreiben. Schnorren. Leihen. Stehlen.
    Er würde sich schon was einfallen lassen.
    Momentan tat ihm die Hand sauweh.
    Er musste versuchen, diese Scheiße irgendwie unter Kontrolle zu bringen.
    Sonst würde sein Temperament ihn eines Tages noch ernsthaft in Schwierigkeiten bringen.

4
Getrennte Wege
    Cambridge, Massachusetts ∙ April 1982
    »Es ist doch nur Arbeit, Jim. Was, in Gottes Namen, ist falsch daran, dass ich arbeiten will?«
    »Darüber haben wir doch schon geredet.«
    »Meine kleine Schwester Barbara arbeitet, und die ist auf dem College – und zwar erst im zweiten Semester!«
    »Barb braucht das Geld. Wir nicht.«
    »Aber ums Geld geht es doch gar nicht.«
    »Meine Praxis läuft gut, Lyd. Das weißt du. Mann, ich muss die Leute sogar wieder wegschicken. Wir haben das bestimmt nicht nötig.«
    Er hörte ihr nicht zu. Das kam in letzter Zeit immer häufiger vor – bei vielen Themen, aber bei zwei Themen besonders. Dass sie wieder als Krankenschwester arbeiten wollte war das eine. Das andere war ihr Kinderwunsch. Lydia dachte insgeheim, dass Jims Patienten nicht die einzigen Menschen waren, denen er in letzter Zeit die kalte Schulter zeigte.
    Aber sie wusste auch, dass ihr nichts anderes übrigblieb, als es immer wieder zu versuchen. So konnte sie jedenfalls nicht weitermachen.
    Wenigstens konnte er sie hier im Restaurant nicht einfach sitzenlassen, ins Nebenzimmer verschwinden und den Fernseher einschalten oder sich ins Bett legen und schlafen. Und sie konnten hier auch nicht anfangen, sich um die Wette anzuschreien.
    »Jim, ich langweile mich zu Tode. Verstehst du das nicht? Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt. Und du willst keine Kinder …«
    »Noch nicht.«
    »… noch keine Kinder. Und du willst nicht, dass ich arbeiten gehe. Was bleibt mir da noch? Wir haben eine Wohnung, Jim. Eine große, schöne Wohnung, aber das ist auch schon alles – eine Wohnung! Die ich putze. Schön. Dazu braucht’s nicht viel. Ich erledige die Einkäufe und mache die Wäsche, und was dann? Hast du eine Ahnung, wie viel Zeit zwischen Frühstück und Abendessen vergeht?«
    »Du hast deine Aerobic-Kurse. Du hast deinen Sport.«
    »Oh, um Himmels willen, Jim. Das ist kein Leben .«
    »Du hast ein Leben. Du hast Freundinnen.«
    »Ich habe Bekannte. Oberflächliche Freundschaften. Vor allem mit den Ehefrauen deiner Freunde. Und selbst wenn ich enger mit ihnen befreundet wäre, wäre das auch noch kein Leben.«
    Der Kellner brachte ihr Kaffee und ein Stück Pekannusskuchen. Sie musste zusehen, dass sie die ganze Sache hier beschleunigte.
    Jim sah sie angewidert an. Sie kannte diesen Blick.
    »Freunde sind also kein Leben«, sagte er. »Ein schönes Zuhause und ein Ehemann sind auch kein Leben. Was, zur Hölle, willst du überhaupt, Lyd?«
    »Du weißt, was ich will!«
    »Ich will nicht, dass du arbeiten gehst.«
    »Weil das im Club nicht gut ankommen würde? Das ist kein besonders guter Grund.«
    »Der Club hat nichts damit zu tun.«
    »Natürlich hat er das. Sei doch ehrlich, um Gottes willen. Keine von den Frauen deiner Clubfreunde arbeitet. Du hast Angst, dass du dein Gesicht verlierst, wenn ich arbeiten gehe. Aber was du dabei vergisst, ist, dass die anderen Frauen alle Kinder haben, die sie großziehen müssen.«
    »Das schon wieder.«
    »Sieh mal, es gibt nur einen anderen Grund, den ich mir vorstellen kann. Und der gefällt mir sogar noch weniger.«
    Er sah sie an. Sie atmete tief durch.
    »Du willst die vollständige Kontrolle über unsere Finanzen. Kontrolle über mich.«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    »Ach ja? Ich hoffe es. Wirklich. Aber es muss an einem dieser Gründe liegen. Oder an beiden. Die Ausrede, dass

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