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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Sie folgte ihm und zog die Tür hinter sich zu.
    »Mr. Danse.«
    Sie sprach leise, damit Robert nichts mitbekam. Die Wände waren ziemlich dünn.
    Er drehte sich um.
    »Mr. Danse, wenn ich noch einmal höre, dass Sie in Roberts Beisein das Wort verfickt benutzen, werde ich persönlich beim Sozialamt wegen verbalen Kindesmissbrauchs Anzeige gegen Sie erstatten – eine zweite, unabhängige Anzeige, die Sie, ganz gleich, wie der Sorgerechtsstreit ausgeht, vor das Bundesbezirksgericht bringt. Haben wir uns verstanden?«
    Er lächelte. »Aber jetzt kann er uns nicht hören, oder?«
    »Nein.«
    »Dann lecken Sie mich am Arsch, Miss Stone. Sie verfickte, frigide Fotze.«
    Sie hatte durchaus den Eindruck gewonnen, den Mann etwas besser zu kennen.

    Lydia schlief fest, als das Telefon klingelte. Sie sah auf die Uhr.
    Viertel vor fünf.
    »Hallo?«
    »Du wirst mir nie etwas nachweisen können«, sagte er.
    Sie war auf der Stelle hellwach.
    »Er wird nichts sagen«, fuhr er fort. »Wie willst du mir was nachweisen, wenn er nichts sagt? Das kannst du vergessen.«
    »Woher willst du wissen, dass er nichts sagt, Arthur?«
    »Weil ich meinen Sohn kenne. Ich kenne meinen Jungen. Er hält zu mir.«
    »Meinst du?«
    »Ich weiß es.«
    »Wir werden ja sehen.«
    »Du kannst mir gar nichts beweisen, du saublöde Fotze.«
    »Wow. Fotze, ja? Wär’s dir lieber, ich wäre ein kleiner Junge, Arthur?«
    Es fühlte sich gut an, das zu ihm zu sagen. Ihn zu verhöhnen.
    »Fick dich!«, schrie er und knallte den Hörer auf.
    Als sie auflegte, zitterte sie am ganzen Leib, aber irgendwie war dieses Telefonat gar nicht mal so unbefriedigend verlaufen. Sie sah nochmal auf die Uhr. Es war kurz vor fünf.
    Anscheinend gingen Arthur ein bisschen die Nerven durch.
    Zu schade aber auch.
    Sie dachte darüber nach. Aber nach einer Weile schlief sie wieder ein.

19
Das Wichtigste überhaupt
    Zwei Tage vor der Verhandlung spülte sie bei Ellie Brest das Mittagsgeschirr ab. Sie machte sich Sorgen, weil Owen sie noch nicht zurückgerufen hatte, damit sie ihm von dem nächtlichen Anruf berichten konnte. Da rief Ellie nach ihr und bat sie, ins Wohnzimmer zu kommen.
    Normalerweise hielt sie um diese Zeit ihren Mittagsschlaf.
    Ellie war für gewöhnlich total berechenbar. Sie nickte während irgendeiner Seifenoper ein und zerbrach sich dann den ganzen Nachmittag den Kopf darüber, was sie verpasst hatte. Wenn Lydia, während sie ihrem Tagwerk nachging, zufällig etwas davon mitbekam, füllte sie ihre Wissenslücken später auf.
    Sie drehte den Wasserhahn zu, trocknete sich die Hände ab und ging in das abgedunkelte Wohnzimmer. Ellie schaltete das Licht auch dann nicht ein, wenn Lydia dort saubermachte. Auf diese Weise spare sie einen oder zwei Dollar Strom, meinte sie. Dafür lief bei ihr den ganzen Tag und bis tief in die Nacht der Fernseher.
    Aber jetzt wollte sie, dass Lydia das Gerät ausschaltete.
    »Und was ist mit Ihrer Serie?«
    »Egal.«
    Sie schaltete den Fernseher ab. Was für ein unbedeutender Akt das doch für sie war – doch gleichzeitig war sie sich darüber im Klaren, wie viel Mühe es Ellie gemacht hätte, aufzustehen und den Fernseher selbst auszustellen.
    »Setzen Sie sich, Liddy. Bitte.«
    Sie setzte sich ihr gegenüber in den großen, viel zu weichen Sessel, den seit dem Tod ihres Mannes niemand mehr benutzt hatte.
    »Ich weiß, dass Sie ein paar Tage nicht kommen können«, sagte Ellie. »Und da wollte ich Ihnen sagen, solange ich noch den Mumm habe, mich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen, wie sehr ich Sie für das, was Sie tun, bewundere.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es hätte sie nicht weniger überrascht, wenn Ellie sie zu einem kleinen Tänzchen aufgefordert hätte.
    Bisher schien ihr Lydias Situation immer nur peinlich gewesen zu sein. Hin und wieder hatte sie ihr eine Frage gestellt, die Antwort darauf aber offensichtlich gar nicht so genau wissen wollen. Sie hatte weder ihr Verständnis noch ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht, lediglich eine sporadisch aufflammende, zögerliche Neugier.
    »Danke, Ellie«, antwortete Lydia. »Das bedeutet mir sehr viel.«
    »Viele Frauen hätten ihn einfach weitermachen lassen. Immer wieder ein Auge zugedrückt. Aus Angst vor dem Gerede der Leute oder vor ihm – wovor auch immer.«
    Sie unterbrach sich. Es fiel ihr offensichtlich nicht leicht, das zu sagen.
    »Willie und ich hatten niemals Kinder und ich habe das später oft bedauert. Aber Bedauern hilft einem im Leben

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