Wahnsinn
geraume Zeit aus, Mr. Wood. Er wollte mir zweifellos mitteilen, dass ihn jemand missbraucht hat.«
»Sie geben an, dass Sie sich ausführlich mit Lydia Danse unterhalten haben und dass sie Ihnen alles über den Abend erzählt hat, an dem sie … diese Beobachtung hinsichtlich Robert gemacht hat. Stimmt das?«
»Ja.«
»Haben Sie denn auch mit Arthur Danse gesprochen?«
»Nur einmal, in meinem Büro.«
»Warum nur dieses eine Mal?«
»Er wollte mich nicht sehen. Auf Ihren Rat hin, nehme ich an.«
»Also kennen Sie seine Version dieser Angelegenheit gar nicht. Was bedeutet, dass Sie diese hier zum ersten Mal hören werden, sehe ich das richtig?«
»Ich gehe davon aus, dass es so ist, ja.«
»Und doch haben Sie bereits eine Empfehlung hinsichtlich der Urteilsfindung abgegeben. Sehr interessant – darf ich Sie etwas fragen? Sie geben an, dass Robert Ihre Fragen hinsichtlich anderer Männer bereitwillig beantwortet hat, über seinen Vater aber nicht sprechen wollte, ist das korrekt?«
»Ja.«
»Und Sie haben ihn ausdrücklich nach anderen Männern gefragt?«
»Ja.«
»Weshalb?«
»Ich wollte die Möglichkeit ausschließen, dass er nicht über Männer im Allgemeinen sprechen wollte, weiter nichts. Das liegt in Missbrauchsfällen, in denen es darum geht, welchem Geschlecht der Schuldige angehört, immer im Bereich des Möglichen.«
»Und nach welchen Männern im Besonderen haben Sie ihn gefragt?«
»Nach seinem Großvater, Harry Danse, nach Ed, Cindy Fortunatos Exmann, Doktor Bromberg und Owen Sansom.«
»Haben Sie auch nach dem Nachbarn gefragt? Ich glaube, sein Name ist Collins?«
»Gut möglich. Ich erinnere mich nicht daran. Ich hatte Mrs. Danse gebeten, mir eine Handvoll Männer zu nennen, die Robert wahrscheinlich bekannt sind. Aber ich erinnere mich nicht an jeden Einzelnen.«
»Sie haben Mrs. Danse darum gebeten?«
»Ja.«
»Also hat sie diese, äh, Verdächtigenliste zusammengestellt?«
»Einspruch.«
»Mr. Wood, formulieren Sie Ihre Frage bitte neu.«
»Es gab viele Männer, nach denen Sie Robert nicht gefragt haben, nicht wahr? Männer, die nicht auf der Liste standen, die Mrs. Danse Ihnen gegeben hatte. Zum Beispiel Männer aus der Nachbarschaft, Schullehrer. Ist das richtig?«
»Ich denke schon.«
»Woher wissen Sie dann, dass er über einen dieser Männer womöglich ebenfalls nicht gesprochen hätte? Woher wissen Sie, dass er nur in Bezug auf seinen Vater so verschlossen ist?«
»Es ging mir nicht darum, herauszufinden, wer für den Missbrauch verantwortlich ist, Mr. Wood. Ich war nicht auf der Suche nach Verdächtigen. Es ging mir nur darum, eine Möglichkeit auszuschließen. Die Auswahl der Stichproben schien mir durchaus fair zu sein.«
»Es ging Ihnen nicht darum, herauszufinden, wer für den Missbrauch verantwortlich war, wie Sie sagen, weil Sie bereits davon überzeugt waren, dass Arthur Danse dafür verantwortlich ist, habe ich Recht?«
»Im Grunde ja. Aufgrund der Beweislage schien mir die Wahrscheinlichkeit groß genug zu sein.«
»Und das nennen Sie Ermittlungsarbeit?«
»Einspruch.«
»Stattgegeben. Fahren Sie fort, Mr. Wood.«
Wood sah erneut in seinen Notizen nach.
Er ging zum Tisch zurück und bezog direkt hinter Arthur Danse Stellung.
»Mein Mandant nannte Sie – wie war das noch? Eine frigide …«
»Eine ›verfickte, frigide Fotze‹, Mr. Wood.«
Ihre Stimme klang jetzt eisenhart.
Er lächelte. »Damit hat er sich bei Ihnen sicher nicht sonderlich beliebt gemacht, oder?«
»Nein.«
»Mit anderen Worten: Sie können meinen Mandanten nicht leiden. Stimmt das, Miss Stone?«
»Meine Vorlieben oder Abneigungen tun nichts zur Sache, Mr. Wood. Wie Sie sehr genau wissen.«
»Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
Lydia fand, dass Cindy ihre Sache großartig machte. Wood gelang es nicht, sie auch nur einen Augenblick aus der Fassung zu bringen, aber er legte es auch zugegebenermaßen kaum darauf an. Sie war – genau wie Roberts Lehrerin Olive Youngjohn – in erster Linie als Leumundszeuge geladen. Sie sollte jedoch auch über Lydias Verhalten am Abend des Zwischenfalls Auskunft geben. Sie trug ein blaues, maßgeschneidertes Kostüm und hatte das lange blonde Haar zu einem strengen Knoten zusammengesteckt. Zusammen mit dem sparsamen Make-up strahlte dieses Outfit Gelassenheit und Seriosität aus. Als würde sie so etwas jeden Tag machen. Lydia war sehr stolz auf sie.
»Mrs. Fortunato, stimmt es, dass Mrs. Danse den Eindruck machte, wütend zu
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