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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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schon seit einiger Zeit den Verdacht hegen würde, dass Robert missbraucht wird. Sie wollte wissen, warum ich ihr nichts davon gesagt hätte. Daraufhin erklärte ich ihr, dass man einen derartigen Verdacht nicht leichtfertig in den Raum stellen darf. Insbesondere deshalb nicht, da Fälle bekannt geworden sind, in denen der betreffende Elternteil mit seinem Kind unter einem Vorwand einen Therapeuten besuchte, um zu verschleiern, dass er oder sie sich des Missbrauchs schuldig gemacht hat – oder sogar aus dem womöglich unbewussten Wunsch, sich zu stellen.«
    »Und wie hat sie darauf reagiert?«
    »Sie war … ziemlich aufgebracht.«
    »Woher wussten Sie, dass sie aufgebracht war?«
    Er lächelte. »Dazu musste man sie nur ansehen, Mr. Wood. Oder ihr zuhören.«
    »Hat sie sich Ihnen gegenüber feindselig verhalten?«
    »Sie war ziemlich schroff, ja. Und sarkastisch, würde ich sagen.«
    Lydia bemerkte, wie Andrea Stone, die auf der anderen Seite des Mittelgangs saß, sich Owen Sansom zuwandte. Sie wirkte sichtlich irritiert. Lydia fand, dass sie dazu auch allen Grund hatte.
    »Sollten Sie dagegen nicht lieber Einspruch erheben?«, fragte sie. »Ich meine, das sind doch alles nur unzulässige Mutmaßungen, oder nicht?«
    Er winkte ab und fuhr fort, irgendetwas in sein Notizbuch zu kritzeln. »Das hat nichts zu bedeuten«, meinte er.
    Langsam machte er ihr Angst.
    »Eine Frage noch, Doktor Bromberg. Haben Sie Mrs. Danse inzwischen als Schuldige ausgeschlossen?«
    »Wie könnte ich? Der Junge sagt ja nichts.«
    »Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    Sie sah Sansom an.
    »Keine Fragen an den Zeugen, Euer Ehren«, sagte er.
    Nein, dachte sie. Steh auf! Um Himmels willen, tu doch was!
    Sansom schrieb weiter.
    Was zur Hölle war nur los mit ihm?
    Geriet sie in Panik? Sie hatte mit einem Mal das Gefühl, als stünde ihr das Wasser bis zum Hals. Bromberg hatte dem Gericht gerade mitgeteilt, dass sie womöglich diejenige sein könnte, die Robert das angetan hatte – eine ebenso ungeheuerliche wie furchteinflößende Lüge.
    Sie bemerkte einen Anflug von Missbilligung auf Andrea Stones Gesicht, als diese sich erneut nach ihnen umsah und aufstand.
    »Doktor«, begann sie, »haben Sie irgendeinen Grund, ernsthaft davon auszugehen, dass Mrs. Danse die Kinderschänderin ist?«
    »Einspruch.«
    »Ich lasse die Frage zu. Einspruch abgewiesen.«
    »Nein, ich habe keinen Grund für diese Annahme.«
    »Halten Sie es für wahrscheinlich?«
    »Man kann nie wissen. Solange der Junge nichts sagt.«
    »Aber halten Sie es für wahrscheinlich, Doktor?«
    »Eigentlich nicht. Nein, das bezweifle ich.«
    »Und was ihre Reaktion angeht: Finden Sie nicht, dass sich der Zorn einer besorgten Mutter auf eine solche Anschuldigung im Rahmen dessen bewegt, was Sie unter den gegebenen Umständen als vollkommen normal bezeichnen würden?«
    »Vermutlich ja.«
    »Das denke ich auch. Danke, Doktor.«

    »Wir rufen Lydia Danse in den Zeugenstand, Euer Ehren.« Zwar hatte sie von vornherein gewusst, dass sie sich dieser Sache würde stellen müssen, aber diese Gewissheit machte es jetzt keineswegs leichter für sie. Sie hatte bisher noch nichts Vergleichbares durchgemacht. Beide Scheidungen waren verhältnismäßig problemlos und ohne größere Streitigkeiten über die Bühne gegangen. Doch als sie jetzt in den Zeugenstand trat, hatte sie ein komisches Gefühl in der Magengegend, ihre Hände zitterten und ihr Mund war trocken und sie hatte einen säuerlichen Geschmack auf der Zunge. Sie bat um ein Glas Wasser und trank es in einem Zug aus.
    Sie entspannte sich ein wenig, als sie den Eindruck gewann, dass Owen die Lage mehr oder weniger wieder unter Kontrolle hatte und sie vorsichtig und einfühlsam nach Roberts Symptomen im Allgemeinen und seinem Benehmen bis zu dem Abend fragte, an dem Arthur ihn schmutzig und wund nach Hause zurückgebracht hatte. Dabei blickte er immer wieder in sein Notizbuch. Er verwandte viel Zeit auf die ehemals rätselhafte Körperhaltung, bei der Robert die Knie an die Brust drückte, forderte sie auf, diese Haltung in allen Einzelheiten zu schildern und zu schätzen, wie häufig er diese Stellung eingenommen hatte, und machte schließlich – trotz Woods Einspruch – deutlich, was sie zu bedeuten hatte.
    »Sie kannten diese Stellung bereits, nicht wahr, Mrs. Danse?«
    »Ja.«
    »Hatten Sie persönliche Erfahrungen damit?«
    »Ja.«
    »Was für Erfahrungen waren das?«
    »Es war Arthurs Lieblingsstellung. Beim Sex.«
    Sie

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