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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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keine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten. Was war mit Sansom?

    Wieso half ihr niemand?
    »Soll ich die Frage wiederholen, Mrs. Danse?«
    »Dieser Mann wird meinem Sohn nie wieder wehtun, Mr. Wood!«
    In diesem Moment sah sie Arthur zum ersten Mal, seit er aus seinem Auto heraus mit einer Waffe auf sie gezielt hatte, unverholen in die Augen. Doch in diesem Augenblick war er nicht derselbe Mann. Der Mann, den sie nun sah, war friedlich, still, gelassen. Es war nicht zu glauben. »Heißt das, Sie würden sich dem Urteil nicht fügen?«
    »Wie können Sie mich so etwas fragen? Haben Sie selbst Kinder? Was für ein Mensch sind Sie eigentlich?«
    »Mrs. Danse«, warf Burke ein, »ich fordere Sie auf, Mr. Woods Frage zu beantworten. Antworten Sie mit einem einfachen Ja oder Nein. Sind Sie bereit, jedweder Anordnung des Gerichts Folge zu leisten, wie sehr Ihnen diese auch persönlich widerstreben mag, oder sind Sie nicht dazu bereit?«
    Plötzlich sah sie einen Ausweg. Eine Möglichkeit.
    Sie begab sich auf denkbar dünnes Eis.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    »Sie wissen es nicht?«, fragte Burke.
    »Die Frage ist damit beantwortet, Euer Ehren«, warf Andrea Stone ein, aber Burke schenkte ihr keine Beachtung.
    »Ihnen ist bewusst, dass Ihre Antwort gefährlich nah an Missachtung des Gerichts grenzt.«
    »Es tut mir leid, Euer Ehren«, sagte sie. »Nichts läge mir ferner, als dieses Gericht zu missachten. Ich hoffe nur, Sie werden feststellen, dass … alle Beteiligten an diesem Fall auch das Richtige tun. Und ich bete zu Gott, dass ich diese Entscheidung nicht treffen muss. Niemals.«
    Der Richter musterte sie. Mach jetzt bloß keinen Rückzieher, dachte sie. Leg dich aber auch auf keinen Fall mit ihm an. Sieh ihm in die Augen. Sei vorsichtig.
    Burke seufzte. »Also gut, Mrs. Danse. Wir wollen zu diesem Zeitpunkt nicht weiter auf dieser Sache beharren. Fahren Sie fort, Mr. Wood.«
    Wood schien zu glauben, dass dieser Punkt an ihn gegangen war. Sie war sich da nicht so sicher. Burke war schwer zu durchschauen.
    »Diese Stellung, die Ihnen so bedeutsam erschien – hat Ihr Mann Sie jemals dazu gezwungen, Mrs. Danse?«
    »Meinen Sie, mit Gewalt?«
    »Ja.«
    »Nein. Nicht mit Gewalt.«
    »Demnach hat er Sie also nie vergewaltigt?«
    »Nein.«
    »Dennoch glauben Sie, dass er Ihren Sohn vergewaltigt hat. Dass er ihn zu ebenjener Stellung gezwungen hat.«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Weil Ihr Sohn diese oder eine ähnliche Stellung regelmäßig eingenommen hat?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie, dass er dabei nicht bloß etwas nachmachte, was er beobachtet hat?«
    »Wie bitte?«
    »Woher wissen Sie, dass Ihr Sohn nicht bloß eine Stellung nachmachte, die er beobachtet hatte, wenn Sie und Mr. Danse miteinander geschlafen haben?«
    »Robert hat uns nie beim Sex beobachtet.«
    »Nie? Soweit Sie wissen, wollten Sie wohl sagen.«
    »Nie wollte ich sagen.«
    »Wieso sind Sie sich da so sicher?«
    »Weil ich das mit Sicherheit wüsste.«
    »Sie halten sich gewiss für eine gute Mutter, nicht wahr?«
    »Ja, allerdings«, antwortete sie.
    »Dann nehmen Sie sicher auch Rücksicht auf Roberts Gefühle, oder?«
    »Ich denke schon. Ja.«
    »Wie steht es mit Roberts Gefühlen am Tag nach … dem von Ihnen geschilderten Zwischenfall?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Wood zog eine Schau ab, stieß einen Seufzer aus und maß mit großen Schritten den Boden, wie ein Mann, der allmählich die Geduld mit einem aufsässigen, ungezogenen Kind verliert.
    »Aber bitte, Mrs. Danse. Sie zerren ihn mitten in der Nacht aus dem Haus, laden ihn irgendwo ab, während Sie losziehen und sich in aller Öffentlichkeit mit Ihrem Mann herumstreiten, und am nächsten Morgen packen Sie ihn ins Auto und klappern diverse Arztpraxen ab, bringen ihn zu einem Proktologen, den er noch nie gesehen hat, fahren ihn außer der Reihe zu seinem Psychotherapeuten, und alle bedrängen ihn mit Fragen nach dem Verhältnis zu seinem Vater. Und noch am selben Abend löchert Miss Stone hier den Jungen mit noch mehr Fragen. So geht das den ganzen Tag! Hat das alles für Sie irgendwas mit Rücksicht auf seine Gefühle zu tun, Mrs. Danse? Finden Sie nicht auch, dass dieser Tag ein bisschen zu aufregend für ihn war?«
    »Natürlich war das ein aufregender Tag. Aber es ging nicht anders. Wie sonst hätte ich …?«
    »Es ging nicht anders? Sie konnten also nicht ein oder zwei Tage warten, bis sich die Lage für den Jungen nach diesem angeblichen Zwischenfall wieder normalisiert

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