Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
Schlafmöglichkeit für zwei wäre noch vorteilhafter. Wenn Paare einander in der Nacht besuchen können, kann jeder Partner schnell spüren, ob es für ihn in dieser Nacht stimmig ist, sich dem anderen zu nähern oder mit ihm Sex zu haben. Im starren Doppelbett fällt es viel schwerer, dies wahrzunehmen und zu entscheiden.
Sex als Verpflichtung
Ohne es auszusprechen, glauben viele Männer und nicht wenige Frauen, sie hätten einen Anspruch darauf, dass der andere mit ihnen schläft. Aus Angst, den Partner zu verärgern und den Haussegen in Schieflage zu bringen, lassen sehr viele Frauen den Sex über sich ergehen, und viele Männer glauben auf der anderen Seite, ihren Frauen etwas bieten zu müssen. Sie fühlen sich entweder unter sexuellem Leistungszwang oder glauben, ihre Frau sei dazu
da, dass sie sich bei ihr und in ihr sexuell »entladen« können.
Je unbefriedigender die sexuelle Beziehung wird, desto attraktiver wird die Möglichkeit, sich mit einem dritten Menschen zu treffen, zu dem man eine erotische Anziehungskraft spürt und wo solche Ansprüche und Zwänge nicht auftauchen. Das Gegenteil von Verpflichtung ist Freiheit, und daher genießen unzählige in einer Beziehung lebende Frauen und Männer die absolut freiwillige sexuelle Begegnung mit einem anderen Menschen. Die Frauen haben auf diesem Gebiet in den letzten Jahrzehnten mächtig aufgeholt. Sie haben sich – oft nach jahrzehntelangem, würdelosem Sex als Pflichtübung – aus Liebe zu sich selbst entschieden, eine Beziehung zu einem Liebhaber zu pflegen.
Wer, aus welchen Gründen auch immer, glaubt, diese Menschen verurteilen zu müssen, der darf das weiter tun, aber das wird nichts daran ändern, dass auch in Zukunft immer mehr Menschen ihrer Sehnsucht folgen und Freude in ihr Leben, in ihre Körper und in ihre Herzen holen – wie und mit wem auch immer.
Einer hat Lust, der andere nicht
In vielen Beziehungen geschieht es, dass einer der Partner nach einiger Zeit – unabhängig von der Liebe zum anderen – keine oder kaum noch Lust auf körperliche Nähe oder Sexualität im engeren Sinn, also auf die geschlechtliche Verbindung hat. Das hat mit der Beziehung oft gar nichts zu tun. Wer glaubt, Liebe zwischen Mann und Frau müsse immer mit Sex einhergehen, der irrt. Die Liebe hat mit der Sexualität erst einmal gar nichts zu tun. Sie können ja auch Sex haben, ohne den anderen zu lieben.
Was würden Sie persönlich einem Menschen raten, der zu Ihnen kommt und sagt, er habe noch große Lust auf Sex, sein Partner aber eindeutig nicht mehr – und das nicht nur mit ihm, sondern dieser habe generell Abschied genommen von der Sexualität mit anderen? Ich habe in meinen therapeutischen Sitzungen viele Männer über fünfzig, sechzig und manchmal sogar siebzig erlebt, die berichteten, dass ihre Frau – oft nach zwanzig oder dreißig Jahren Ehe – eindeutig keine Lust mehr auf die Freuden der Sexualität habe, während sie selbst noch »gut im Saft« ständen. Die Beziehung zwischen diesen Männern und ihren Frauen war oft von Vertrauen, liebevollem Zusammensein und Verständnis füreinander geprägt. Manche dieser Frauen wussten von den außerhäuslichen Sextreffen ihres Mannes, andere nicht. Aber ich denke, dass die meisten Frauen es sowieso wissen oder spüren und auch tolerieren.
Wer glaubt, sich hierüber aufregen zu müssen, darf sich fragen, welche Gefühle da in ihm ausgelöst werden. Ich halte es für eine Anmaßung, wenn jemand von außen hingeht und anderen vorschreiben will, was »richtig«, »normal« und »gesund« sei. Wer seinen Partner liebt, der wird sein Herz befragen dürfen, ob es Liebe ist, die dem anderen vorschreiben will, wann er seine sexuellen Aktivitäten einstellen oder auf »Handbetrieb« umstellen möge. Mein Herz jedenfalls beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen Nein. Wer seinen Partner wirklich liebt, dem liegt etwas daran, dass es ihm gut geht, und diese Liebe wird er oder sie in Toleranz und im Respekt vor dem anderen zum Ausdruck bringen und ihm seine sexuellen Freuden gönnen.
Fremdgehen bedeutet nicht das Ende der Beziehung
Ich bin mir bewusst, was es für Betroffene emotional bedeuten kann, wenn sie erfahren, dass ihr Partner mit einem anderen Menschen ins Bett gegangen ist, und es liegt mir fern, einem solchen Menschen zuzurufen: »Mach dir nichts draus! Das machen doch viele so.« Mir liegt daran, dass wir verstehen lernen, warum dies geschieht, und dass der Betroffene erkennt, was es
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