Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
Verboten, denen es sich anpassen muss. Dies tut jedes Kind auf seine ihm eigene Weise. Die meisten gehen den Weg der Anpassung und des Gehorsams, andere den Weg der Rebellion und des Trotzes. Wieder andere versuchen, den Eltern auszuweichen, so oft es geht, und machen sich, sobald sie können, aus dem Staub. Sie sind dann mehr in der Familie von Freunden oder bei den Großeltern zu finden, weil sie sich hier mehr beachtet, angenommen und geliebt fühlen. Wieder andere flüchten sich entweder in eine Traum- und Fantasiewelt oder immer wieder in eine Krankheit, weil sie wissen: »Wenn ich krank bin, erhalte ich mehr Zuwendung und liebevolle Fürsorge.« Das Kind versucht auf alle Fälle einen Weg zu finden, bei dem es ein Minimum an Kritik und Ablehnung und ein Maximum an Lob, Wertschätzung und Liebe erhält. Ein beträchtlicher Teil der Kinder entschließt sich innerlich für den extrem anstrengenden Weg, ein perfekter Mensch zu werden, weil es dadurch hofft, Kritik und Zurückweisung völlig auszuschließen. Vielleicht wissen
Sie aus eigener Erfahrung, wie anstrengend dieser Versuch ist.
In der Phase der frühen Kindheit leistet das Kind eine Reihe von Schwüren, wenn es in ihm Sätze denkt wie: »Ich will nie wieder jemandem vertrauen / mein Herz öffnen / meine wahren Gefühle zeigen / meine Mutter enttäuschen / Fehler machen …« Solche inneren Entscheidungen binden das Kind und behalten ihre Kraft auch in den nächsten Jahrzehnten, wenn sie vom erwachsenen Menschen nicht bewusst gemacht und zurückgenommen werden (siehe die zweite Meditation auf der CD: Mich von alten Begrenzungen befreien ).
Der oft zwanzig Jahre und noch länger dauernde Anpassungsprozess an die Erwartungen derjenigen, die für unser materielles und psychisches Überleben verantwortlich sind, hat gravierende Folgen für das spätere Beziehungsleben.
Die Verstrickungen mit den Eltern der Kindheit sind bei vielen Menschen offensichtlich, aber die meisten ahnen kaum etwas von deren Auswirkungen auf ihr Leben. Beispielsweise ist die Welt voller erwachsener Frauen, ob dreißig oder fünfzig Jahre alt, die sich den Anrufen ihrer alten Mutter, ihrer Kritik, ihren Forderungen und Einmischungen vollkommen hilflos ausgeliefert fühlen und nicht deutlich sagen können: »Mutter, ich akzeptiere, wie du dein Leben lebst und was du für richtig und falsch hältst, aber ich habe mich entschieden, mein Leben so zu leben, wie ich es will. Nimm das bitte zur Kenntnis.« Die nicht minder verstrickte Beziehung zu den älteren Vätern ist hingegen eher von beiderseitigem Schweigen, Ignorieren und seltenen Kontakten gekennzeichnet.
Viele Menschen behaupten, sie seien mit ihren Eltern im Frieden. Manche haben den Vater oder die Mutter sogar
beim Sterbeprozess begleitet und sich mit ihm oder ihr ausgesprochen. Das war mit Sicherheit ein segensreicher Schritt. Dennoch bedeutet ein friedliches Verhältnis zum älteren Vater bzw. zur älteren Mutter keineswegs, dass das, was in der frühen Kindheit an Verstrickung entstand, gelöst ist. Dieses Geschehen befindet sich sozusagen auf einer völlig anderen »Filmrolle« – auf einer anderen Bewusstseinsebene.
Alle Menschen gehen mit ihren weitgehend unbewussten Elternverstrickungen in Partnerbeziehungen hinein und bleiben – oft zeitlebens – innerlich die kleinen braven, fleißigen und angepassten Kinder, die es den Eltern recht machen wollen und sich nach deren Liebe und Anerkennung sehnen. Ihr Inneres ist voller Schuld und Scham, Wut, Ohnmacht und Trauer. Darum finden in allen Paarbeziehungen Eltern-Nachhol-Lektionen statt . Solange sich Frau und Mann ihre innere, unbewusste Beziehung zu Vater und Mutter der Kindheit nicht bewusst gemacht haben und solange sie nicht mit ihnen ins Reine gekommen sind und sich ihres hungrigen, verletzten, wütenden und traurigen inneren Kindes angenommen haben, sind sie in der Wahl ihres Partners sowie in der Gestaltung ihrer Paarbeziehung vollkommen unfrei. Dies wird von den wenigsten Menschen gesehen und verstanden.
Das Leben fordert jeden Sohn und jede Tochter auf, nicht nur Frieden in der inneren Beziehung zu Mutter und Vater herzustellen, sondern sich auch auf den Weg zu machen zu den drei großen Qualitäten: Klarheit, Frieden und Freiheit.
Wer glaubt, mit seinen Eltern im Frieden zu sein, wird in einer inneren Begegnung mit dem Vater oder der Mutter ganz schnell sehen und spüren, wie viel Unklarheit, Unfrieden und Unfreiheit im Unsichtbaren besteht. Fast alle
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