Wahrhaft
gequält!
Alexander folgt belustigt meinem Blick. „Hat dir mein Spielzeug gefallen?“, fragt er.
„Nein, überhaupt nicht“, erwidere ich kokett. „Das hat man doch gehört, oder?“
„Stimmt“, lacht er. „Du warst ziemlich laut. Aber ich mag das. Ich hatte das Gefühl, dass du mit deinem Körper wirklich ganz bei mir warst.“
„Hm“, murmele ich und ziehe mich an. Ich frage mich immer noch, wie Alexander es geschafft hat, so gut mit der Dunkelheit zurechtzukommen. Zwar sind die diversen Speisen und auch die Weingläser in Griffnähe auf einem kleinen Tischchen arrangiert, aber ich hätte bei dem Versuch, etwas davon zu nehmen, sicherlich alles umgestoßen.
„Warst du schon oft hier?“, erkundige ich mich.
„Nein, wieso?“ Alexander wirkt ehrlich überrascht. „Ich war vorher noch nie hier. Das sollte etwas ganz Besonderes sein, nur für dich.“
Ich fühle mich zwar geschmeichelt, glaube ihm aber nicht wirklich.
„Quatsch“, erwidere ich. „Du warst bestimmt schon oft hier. Sonst wärst du wohl kaum so gut im Dunkeln klar gekommen.“
„Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen habe ich keine Angst vor der Dunkelheit. Meine ältere Schwester hatte, als sie neun Jahre alt war, einen Unfall, bei dem sie das Augenlicht verlor. Sie musste lernen, ohne ihre Sehkraft zurechtzukommen. Ich war damals sieben und habe das Training mitgemacht. Ich wollte wissen, wie es für sie ist. Und ich wollte ihr das Gefühl geben, dass sie nicht alleine ist, deshalb habe ich mir die Augen verbunden und versucht das zu fühlen, was sie fühlt“, erklärt Alexander.
„Das tut mir leid“, stammele ich. „Das wusste ich nicht.“
„Nein, das muss dir nicht leidtun. Meine Schwester ist der stärkste Mensch, den ich kenne. Sie betrachtet es als Geschenk, dass sie als Kind sehen konnte. Und sie hat ihre anderen Sinne so grandios ausgebildet, dass sie völlig ohne fremde Hilfe zurechtkommt. Ich habe sehr viel von ihr gelernt.“
Ich erinnere mich an Liams Worte, dass Alexander der einfühlsamste Mensch ist, den er kennt. Nach dieser Geschichte glaube ich das auch. Welches Kind hätte schon so etwas für seine Schwester getan? Vermutlich nicht sehr viele.
Endlich erfahre ich einmal eine persönlichere Information über einen meiner Mitbewohner, denke ich, angenehm überrascht.
Alexander beobachtet mich, während ich meine Bluse zuknöpfe.
„Darf ich dich um einen Kuss bitten?“, fragt er, als ich mich wieder hergerichtet habe und sieht mich erwartungsvoll an.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst“, lache ich. „Du machst erst Sex mit mir und fragst mich dann, ob du mich küssen darfst?“
„Ja“, nickt er. „Ganz genau.“
Ich schüttele amüsiert den Kopf. Alexander ist wirklich ein ungewöhnlicher Mensch.
„Und? Darf ich dich küssen?“, fragt er erneut.
„Das bin ich dir wohl schuldig, oder?“, entgegne ich.
„Nein, du bist mir gar nichts schuldig“, meint er. „Aber ich würde mich über einen Kuss freuen. Ich finde jemanden zu küssen ist etwas viel Intimeres, als mit jemandem Sex zu haben.“
Diese Ansicht würde ich so nicht teilen, denn meiner Meinung nach ist Sex jawohl das Intimste, was es gibt. Aber wenn Alexander einen Kuss möchte – den kann er gerne haben.
„Gut“, antworte ich augenzwinkernd. „Du bekommst einen Kuss. Aber nur einen.“
„Danke“, lächelt Alexander und klopft mit den Fingern auf seine Oberschenkel. „Dann setz dich.“
Was für ein merkwürdiger Mensch, schießt es mir durch den Kopf. Beschert mir einen der besten Orgasmen, die ich je hatte und macht dann so einen Spektakel um einen einzigen Kuss.
Ich schiebe meinen Rock ein wenig hoch und setze mich auf seinen Schoß.
Alexander zieht mich ganz eng an seine Brust. Mit der einen Hand streichelt er sanft meinen Rücken, die andere Hand legt er auf mein Brustbein.
„Mach die Augen zu“, flüstert er.
Ich tue, was er sagt und schließe meine Augen. Durch den Stoff meiner Bluse spüre ich seine Körperwärme. Tief atme ich seinen angenehmen Duft ein und genieße die liebevolle Berührung seiner Finger.
Alexanders Kuss ist genau so sanft wie seine Berührungen. Liebevoll und sehr gefühlvoll.
Seine Zärtlichkeit und der heftige Orgasmus vorhin entfachen in mir ein wahres Gefühlschaos. Alexander, berührt mit seiner Art zu küssen gegen meinen Willen meine Seele. So sollte man eigentlich von jemandem geküsst werden, der einen wirklich und aus tiefstem Herzen liebt. Ich denke
Weitere Kostenlose Bücher