Wahrhaft
SMS-Symbol.
Hey Engel,
sorry, dass ich heute so früh los musste. Ich habe leider wichtige geschäftliche Termine.
Ich wünsche dir einen schönen Tag und freue mich auf morgen Abend! Dann mache ich
meinen plötzlichen Aufbruch wieder gut :-)
Liam :-*
Ohne ihm zu antworten, stecke ich mein Handy zurück in meine Handtasche und werfe den leeren Pappbecher und die Brötchentüte in einen Papierkorb.
Ziellos schlendere ich durch das kleine Dörfchen. Nette kleine Häuser mit netten kleinen Vorgärten und darin bestimmt nette Bewohner, die vor Schreck tot umfallen würden, wenn sie wüssten, auf was ich mich eingelassen habe. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Irgendwie bringt das auch alles nichts, denke ich. Entweder ich ziehe meinen Aufenthalt in der WG durch oder ich breche doch lieber ab und wenn ich mich dafür entscheide, sollte ich das so bald wie möglich tun. Wäre da nicht meine Weiblichkeit, die sich lautstark über meine Gedanken beschwert. Sie hat scheinbar absolut keine Skrupel…
Nach einer Stunde Herumirren stehe ich wieder auf der Hauptstraße und warte auf den Bus. Zurück muss ich ja sowieso erst einmal. Hoffentlich hat Marcus sich wieder eingekriegt und nervt mich nicht. Und hoffentlich kommt er nicht auf die Idee, mit mir schlafen zu wollen.
13
„Hallo, junges Fräulein. Kann ich Ihnen behilflich sein?“ Die ältere Dame mustert mich fragend.
Ich sitze etwas verloren auf den Treppenstufen vor unserer WG Wohnung und zwirbele gelangweilt eine Haarsträhne zwischen den Fingern.
Ich habe mehrfach geklingelt, aber Marcus hat mir nicht geöffnet. Entweder er ist beleidigt und macht mir absichtlich nicht auf, oder aber er ist tatsächlich nicht zuhause.
Zu dumm, dass ich keinen Schlüssel habe. Und seine Handynummer habe ich auch nicht. Und Liam will ich gerade nicht anrufen.
„Ich habe den Schlüssel vergessen“, antworte ich und deute auf die Haustüre hinter mir.
„Ach so. In welcher Wohnung wohnen Sie denn? Oder sind sie zu Besuch? Ich habe Sie noch nie gesehen“, meint die Dame und betrachtet mich eingehend über den Rand ihrer Brille.
„Ich wohne im obersten Stockwerk. Aber nur für kurze Zeit“, erwidere ich.
„Bei den drei jungen Herren?“
„Ja, genau“, erwidere ich zögernd. Die ältere Dame scheint eine Nachbarin meiner WG Partner zu sein. Wer weiß, was sie so alles mitbekommt. Ich spüre, wie meine Wangen rot werden.
„Dann sind Sie die neue Haushälterin?“, will sie wissen. „Ich kannte ihre Vorgängerin. Ich habe sie kennengelernt, als ich einen kleinen Unfall hatte. Ich bin auf dem Bürgersteig ausgerutscht und gestürzt. Nicole hat mir geholfen und sich ein paar Tage lang heimlich um mich gekümmert. Ihre Arbeitgeber sollten nichts davon wissen, warum weiß ich nicht, aber die Herren scheinen etwas schwierig zu sein, Unternehmertypen halt. Nicole ist ein liebes Mädchen. Ein bisschen zu still, aber sehr hilfsbereit.“
Die ältere Dame hat nun meine volle Aufmerksamkeit. Nicole muss eine der WG Frauen gewesen sein. Bietet sich hier endlich eine Möglichkeit, mehr über die WG zu erfahren?
„Ja, ich bin so etwas wie die neue Haushälterin“, antworte ich schnell. „Was hat meine Vorgängerin denn so über ihren Job erzählt?“
„Nicht viel“, erwidert die Dame schulterzuckend. „Nur, dass sie für einige Zeit für meine Nachbarn arbeiten wird. Aber nur aushilfsweise. Die Herren haben scheinbar immer nur Aushilfen, alle bildhübsch, aber keine bleibt sehr lange. Ich habe einige von ihnen im Hausflur getroffen, aber außer ‚Guten Tag’ haben sie nie etwas gesagt. Vielleicht waren das alles ausländische Mädchen. Sind Sie auch Ausländerin?“
„Nein“, antworte ich vorsichtig. Ich glaube nicht, dass meine Mitbewohner wollen, dass ich mit ihrer Nachbarin rede. Außer meiner ‚Vorgängerin Nicole’ scheinen sich auch alle daran gehalten zu haben.
„ Ich habe mir immer vorgenommen, Nicole anzurufen und sie zu fragen wie es ihr jetzt geht und was sie macht, aber ich habe es vergessen. Ich vergesse manchmal Sachen, wissen Sie.“
„Haben Sie etwa Nicoles Telefo nnummer?“, frage ich aufgeregt.
„Ja, sie hat mir , kurz bevor sie ausgezogen ist, ihre Handynummer gegeben.“
Blitzschnell lege ich mir eine kleine Geschichte zurecht. Ich will diese Nummer!
„Meinen Sie, ich könnte Nicoles Handynummer haben? Es gibt ein paar Geräte in der Wohnung mit denen ich nicht so gut klar komme, so
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