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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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unter Schock.«
    Jetzt wehte ein warmer nordöstlicher Wind. Villani sah in den Himmel, dünne Höhenwolken von der Farbe eines pelzigen Zungenbelags, hörte den Lärm einer Eisenbahn, das Rascheln und Flattern einer losen Plane im nächsten Hof.
    »Tja, drei«, sagte er. »Drei sind auch nur dreimal eins.«
    »So einfach ist das«, sagte Birkerts, der Villani über die Schulter sah. »Die Kriminaltechnik.«
    Leute in blauen Overalls gingen an der Längsseite des Hauses vorbei, das Tatortteam, Blut, Ballistik, Fingerabdrücke, Fotoaufnahmen, sie trugen Koffer, hatten es nicht eilig. Sie
schlenderten über den betonierten Hof, plauderten miteinander, wie Handwerker, die ihren Arbeitsplatz betraten.
    Zwei aus Birkerts’ Team bogen um die Ecke, schwarz gekleidet, sie kratzten sich, gähnten, Finucane vorneweg, könnte eine Rasur vertragen, genauso viele Haare im Gesicht wie auf der Kopfhaut, gefolgt von dem Pitbull Tomasic.
    Dann kam der Rechtsmediziner Moxley, ein rotblonder Schotte mit Halbglatze. Villani hob eine Hand.
    »Doktor Tod«, sagte er.
    Moxley stellte seinen Koffer ab. »Der Leiter des Morddezernats. Ist es für einen so wichtigen Mann nicht zu früh?«
    »Ich schlafe nie. Hier gibt’s drei Verblichene, zwei unbekleidet. Darf ich um äußerste Eile ersuchen?«
    »Größtmögliche Schnelligkeit ist immer unser Ziel«, sagte Moxley.
    »Natürlich«, sagte Villani. »Nur nicht angenehm, sein Ziel immer wieder zu verfehlen.«
    »Nun, um wissenschaftliche Verfahren und Abläufe zu verstehen, sind mehr als Ihre neun oder zehn Jahre auf drittklassigen Schulen erforderlich.«
    »Stimmt, aber in Australien«, sagte Villani. »Gilt mehr als ein Doktortitel aus Glasgow.«
    »Wahrscheinlich könnten Sie Glasgow nicht mal auf einer Landkarte finden«, sagte Moxley und ging.
    Villani sah ihm nach. »Wenn ich ihn umgebracht habe, möchte ich drei Tage Vorsprung«, sagte er. »So wie Tony Mokbel. Fass die Situation für die zwei hier zusammen, Birk.«
    Birkerts sagte: »Drei Tote. Einer erschossen, die anderen könnten weiß Gott zu Tode gefoltert worden sein, jedenfalls wird einem speiübel, das könnt ihr mir glauben. Ein Wachmann hat sie gefunden. Das war’s. Chef?«
    »Es dürfte nachts geschehen sein«, sagte Villani. »Kann noch nicht lange her sein.«
    Es wurde rasch heißer, die Konstruktion des Blechgebäudes
neben ihnen gab Knack- und Knirschgeräusche von sich. »Liegt nicht gerade in der Pampa«, sagte Villani. »Irgendwer in der Gegend muss etwas gesehen haben.«
    »Drei Leute umbringen«, sagte Birkerts, »zwei foltern. Wie viele sind an so was beteiligt? Da muss man doch mit ausreichend Leuten anrücken, oder? Sagen wir in zwei Wagen, mindestens. «
    »Oder sie kamen in einem Kleinbus«, sagte Villani. »Wie bei einem Ausflug.«
    »Nichtlineares Denken, Chef.« Birkerts gestikulierte in Richtung Finucane und Tomasic. »Dann ziehen wir mal los und erkundigen uns nach dieser Bude, und zwar fangen wir bei den Dödeln am Zaun an.«
    »Presse«, sagte Finucane.
    Villani schaute auf. Fernsehteams trafen an dem seitlichen Zaun ein, rangelten um die besten Plätze.
    Ein leises Rotorengeräusch im Westen, der Hubschrauber eines Fernsehsenders, ein zweiter, Ungeziefer auf der Oberfläche des großen bleichen Himmelsteichs. Villani sagte zu Birkerts: »Da du so flott aussiehst, sprichst du zu gegebener Zeit mit ihnen.«
    »Die Leute sehen mich furchtbar gern im Fernsehen«, sagte Birkerts.
    »Das tun wir alle. Sag nichts. Such die gesamte Straße nach Überwachungskameras ab, das hat höchste Priorität. Und überprüft alle Handys in der Umgebung, beginnend mit, sagen wir, Samstag achtzehn Uhr.«
    »Genau das hatte ich vor«, sagte Birkerts.
    »Weshalb dauert es dann so lange?«, sagte Villani. »Gehen wir von der Prämisse aus, dass die Mörder diese Burschen aus dem Haus in das Lagerhaus gebracht haben, um sie dort zu bearbeiten?«
    »Tun wir«, sagte Birkerts. »Die Hintertür wurde eingeschlagen. «

    Villani überquerte den betonierten Hof, inspizierte die Hintertür. Der Riegel lag auf dem Boden, alle vier Schrauben waren gewaltsam herausgebrochen worden, und zwar mit einem heftigen, geübten Schlag. Schon bevor er die Küche betrat, roch er ein Desinfektionsmittel, sie war klinisch sauber.
    Das Riechen hatte er nicht während der Detective-Ausbildung gelernt, sondern von Singleton, der nach einem Mord am Tatort herumgelaufen war und geschnuppert hatte, als plagte ihn eine verschleppte Erkältung.
    »Gerüche

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