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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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»Als Nummer zwei.«
    »Zwei ist nie eine gute Nummer. Wie exponiert?«
    »Nun, als Repräsentant der Abteilung.«
    »Sie möchten der Sprecher sein?«
    »Eher als Rangniedrigere, jawohl.«
    »Auf jeden Topf den richtigen Deckel.«
    »Wie bitte?«
    »Das Prinzip war immer, dass jeder Teamleiter Stellungnahmen abgibt. Birk wird Sie auf dem Laufenden halten.«
    »Eigentlich erwarte ich nicht, von Untergebenen informiert zu werden«, sagte Kiely.
    Villani sah ihn unverwandt an, ließ Zeit vergehen. Kiely ertrug es nicht.

    »Ich hab ein Angebot«, sagte Villani. »Sie machen keine Szene, und ich verspreche, Sie mehr einzubinden. Sagt man das so?«
    Kielys rosa Gesichtsfarbe wurde noch kräftiger.
    Die Uhr über der Tür zeigte 11.40 an. »Da das nun geklärt ist, sollten wir mal Wales und Jansen suchen gehen, die Kumpels der Ribs.«

E in Hubschrauber, gläserne Hochhäuser, lautlose Explosionen, vor unsichtbaren Schrecken flüchtende Menschen, eine schwarzhaarige Frau mit katzenhafter Ausstrahlung sagte:
    … Beamte des Morddezernats wurden heute zum Tatort eines Dreifachmordes gerufen, nachdem man drei tote Männer in einem Lagerhaus hinter einem Wohngebäude in Oakleigh im Südosten der Stadt gefunden hatte …
    Ansichten aus dem Hubschrauber, die roten Dachziegel, die nicht zu den riesigen blechernen Fabrikhallen, Werkstätten und Lagerhäusern in der Umgebung passten, die Straße voller Fahrzeuge, Arbeiter und Presseleute am Seitenzaun. Villani sah den Pulk von Kripoleuten, glaubte, sich selbst zu sehen. Dann, aus ebenerdiger Perspektive, der Hof und das Lagerhaus. Er ging in Richtung Tür.
    … kurz vor sechs Uhr heute Morgen entdeckte ein Wachmann die grauenvolle Szenerie. Beamte des Morddezernats und Fachleute der Spurensicherung sind immer noch auf dem Gelände. Die Bewohner des Hauses bekam man nur flüchtig zu Gesicht, sagen Arbeiter der Elektrogerätefabrik nebenan …
    Dann sah man Birkerts, das lange, blasse, skandinavische Gesicht.
    … wir haben die Opfer zurzeit noch nicht identifiziert, hoffen aber, ihre Identität in Kürze ermitteln zu können.
    Können Sie uns sagen, wie sie gestorben sind?

    Alle wurden erschossen.
    Können Sie bestätigen, dass sie gefoltert wurden?
    Die Fachleute werden uns über Verletzungen und Todesursachen informieren. Zu gegebener Zeit.
    Handelt es sich um ein Verbrechen im Drogenmilieu?
    Gegenwärtig können wir nichts ausschließen…
    Dann: Galgenfrist für Morpeth und Stanton dank einer Änderung der Windrichtung, Proteste wegen Zugverspätungen, Labor-Partei laut neuer Umfrage in Schwierigkeiten, vier Verletzte bei einem Kranunfall in der Innenstadt, Hund aus einem Gully gerettet, ein Jack Russell. Offenbar wollte das Tier wieder zurück.
    Villani drückte die Stummtaste, ließ das Kinn sinken. Warum sollte jemand diesen Job haben wollen? Gefangen in einem Traum, der von einer hässlichen Szene zur nächsten wechselte, in dem man alles durch einen Schleier aus Müdigkeit betrachtete. Von der ganzen Torheit seines Lebens übermannt, schloss er die Augen.
    Als er sie wieder aufschlug, sah er auf den Karton in der Ecke, Singletons Auszeichnungen und Fotos, die darauf warteten, irgendwohin gebracht zu werden. Der silberne Boxer ragte heraus, geduckt, mit der Linken zuschlagend.
    Er hatte ihn an seinem ersten Tag im Morddezernat gesehen, als er frisch aus dem Raubdezernat kam, einen üblen Kater von der Abschiedsparty im Gepäck, erpicht darauf, einen Neuanfang zu wagen, seine Ehe zu retten.
    »Ich hätte das Dance-Urteil kassieren sollen«, sagte Singleton.
    »Er hat mir ein paar gute Treffer verpasst«, sagte Villani. »Chef.«
    »Sie haben ihm ein paar mehr verpasst. Jedenfalls hat das neue Leben jetzt begonnen. Keine Partys, keine Abstürze mehr. Was sagt Ihre Frau dazu?«
    »Sie kommt damit klar, Chef.«

    Laurie hatte es mittlerweile weitgehend aufgegeben, damit klarzukommen. Laurie führte ihr eigenes Leben, war Teilhaberin einer Firma.
    »Sie hat mein Beileid«, sagte Singleton. »Kinder, wie ich sehe.«
    »Ja, Chef.«
    »Sie haben soeben ihren Dad verloren.«
    Das Morddezernat fraß einen auf, die Familie kriegte den Knochen mit Beißspuren. Singo sagte ihnen, sie sollten es nicht übertreiben, beurteilte sie aber danach, wie sehr sie es übertrieben, wie wenig Zeit sie zu Hause verbrachten. Keiner konnte sich halten, der den MAES-Test nicht bestand: Morddezernat An Erster Stelle.
    Villani dachte: Ich bin ein zweiter Singleton, muss über alles und jede Bescheid

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