Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
wissen, traue keinem zu, die Arbeit ordentlich zu machen, mische mich ein, will alles selbst erledigen.
    Befrei dich von Singo. Der Mann hätte im Knast und nicht in einem Pflegeheim sterben müssen.
    Doch die Wahrheit lautete, hatte man sich erst einmal daran gewöhnt, dann war es beruhigend, für Singo zu arbeiten. Er setzte den Leuten zu, verteilte kalte, bösartige Tadel, Blut auf dem Fußboden. Doch er sorgte für einen, beanspruchte nie die anderen zustehende Anerkennung, stellte sich vor einen, deckte sogar unverzeihliche, furchtbare Fehler wie die Sache mit Shane Diab, der starb, weil er Joe Cashin für den wiedergekehrten Christus hielt, ihm in eine Schlangenhöhle gefolgt wäre.
    Villani sah ins Leere. Singo und sein Vater. Die gleiche Härte, der Nimbus, schlimme Dinge erlebt zu haben, das Recht zu haben, über unbedeutendere, schwächere Menschen zu richten.
    Telefon. Birkerts. Villani sagte: »Hatte keine Zeit, euch zu vermissen.«

    »Sind auf dem Rückweg«, sagte Birkerts. »Waren bei drei alten Adressen von Jansen, zwei von Wales, eine ist so alt, dass das Haus nicht mehr existiert, auf dem Grundstück stehen jetzt vier Gebäude. Laut Tomasic haben sie in Oakleigh die erste Runde geschafft. Er hat einen Arzt und das Röntgengerät angefordert.«
    Villani sah Dove an dessen Schreibtisch, wie er sich streckte. Dove nahm die Brille ab und rieb sich die Augen, sah sich um, blinzelte. Müde, dachte Villani, er ist müde. Was gibt ihm das Recht, müde zu sein?
    »Kaffee«, sagte Villani zu Birkerts. »Hol mich ab. Ich funktioniere nicht mehr richtig.«
    Er steckte sich den Stöpsel ins Ohr, fand die Stelle auf dem Abspielgerät.
    … hör zu, ich hatte einen Typen, der bietet an…
    Husten.
    Verstehst du?
    Und? Quelle.
    Soweit ich verstanden habe, war es so ’ne Art Zufallsfund.
    Menge?
    Fahrt mit dem Laster vor, hat er gesagt.
    Ach ja? Was für ’n Typ is das denn?
    Du kennst ihn. Ivan Ribaric. Übel. Ganz übel.
    Nein, Alter, ›übel‹ ist das falsche Wort, das richtige Wort heißt ›total durchgedreht‹, ich will da nicht hin. Nein.
    Das streite ich nicht ab, der Wichser ist irre, aber das hier, das sieht okay aus, das kann man halt, du weißt schon, schnell wieder abstoßen, Knete machen. Genau.
    Hat er was vor? Will Jack tauschen?
    Nein, nein, nein. Was soll Jack denn mit den Ribarics tauschen? Also echt.
    Tja, also, ich würd’s nicht ausschließen, im Grunde wären wir … du musst verdammt sicher sein. Ich würde sagen, wenn du dir sicher bist, dass die, äh, Qualität stimmt, reden wir wieder.
Es gibt Schweine, na ja, wenn man mit denen Geschäfte macht, muss man sie umbringen.
    Okay. Du hörst von mir.
    Und zwar bald. Ich, äh, verreise bald. Ferien.
    Wie schön. Bald, Mann, bald…

S ie parkten den Wagen so nah wie möglich und gingen unter einem offenen Himmel zu Fuß weiter, heißer, rauchiger nachmittäglicher Wind, sie schwitzten, sahen den Schweiß auf den Gesichtern der Entgegenkommenden, traten an die Bordsteinkante, um einer amorphen Gruppe Touristen auszuweichen, grelle Kleidung, alle Körper bewegten sich in Richtung Süden. Amerikaner. Ein dicker Mann, der sich mit einem Strohhut Luft zufächelte, sagte: »Dart Paintings? Wie zum Teufel soll das gehen?«
    Sie bestellten, setzten sich an einen Tisch in der hinteren Ecke. Villani sagte: »Wir brauchen bei diesem Mist etwas Glück, sonst haben wir als Nächstes den verfluchten Orong am Hals.«
    Birkerts sagte: »Ziemlich kurzes Briefing vom Raubdezernat. Geben nicht viel preis. Wie erpicht sind sie?«
    »Nicht besonders, würde ich sagen.«
    »Und Crucible?«
    Villani nahm das winzige Abspielgerät samt Ohrstöpsel aus seiner obersten Tasche, gab es Birkerts. »Hör dir das an«, sagte er.
    Birkerts steckte den Stöpsel ins Ohr, hielt das Gerät unterhalb der Tischkante, behielt es im Auge.
    Villani ließ den Blick schweifen, blieb an einer Frau hängen, die ihn über die Schulter eines Mannes hinweg ansah. Glatte schwarze Haare, graue Augen, kluge Augen. Er mochte klug, er mochte grau, Lauries Augen. Als Laurie ihn das erste Mal
mit ihren grauen Augen ansah, wusste er, dass sie klug war. Klug war für ihn immer ausnehmend sexy gewesen. Das Aussehen hatte ihn nie besonders interessiert. Gutes Aussehen war eine Zugabe.
    Birkerts nahm den Stöpsel heraus, gab den Player zurück. »Damit ist die Sache geritzt«, sagte er. »Was sind das für Leute?«
    Villani berichtete ihm, sie wüssten die halbe Geschichte. »Archer hat ein

Weitere Kostenlose Bücher