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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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ziemlich gutes Alibi. Ist mit seiner rechten Hand in Malaysia.«
    Der Kaffee kam. Villani streute Zucker auf den Schaum, beobachtete, wie er sank, die Farbe änderte. »Was gibt’s da draußen Neues?«
    »Möglicherweise drei Kameras in der Nachbarschaft. Tommo überprüft das gerade, aber freu dich nicht zu früh, keine geht in die richtige Richtung. Wir haben die Ausweise gefunden, Führerscheine, Medicare, Kreditkarten, alles da. In ’ner Plastiktüte im Gefrierfach, wer würde da nachsehen? Bisher keine Waffen. Eine halbe Million Fingerabdrücke im Haus. Es gibt Spuren einer Frau.«
    »Was für Spuren?«
    »Lippenstift auf Zigarettenkippen im Wohnzimmer.«
    »Zwei Frauen«, sagte Villani. »Unterschiedliche Düfte in den Schlafzimmern.«
    Birkerts zog die Brauen hoch. »Echt?«
    »Echt. Mobiltelefone?«
    »Kein einziges, hätte ich sagen sollen.«
    Birkerts fasste sich an die Brust, tastete nach seinem Handy, ging ins Freie.
    Villani probierte seinen Kaffee, passabel, leicht aschige Süße. Das Café war wenig verlässlich, die Leute hinter der Theke kamen und gingen, wurden gefeuert, abgeworben, manche zogen aufs Land in der kindischen Hoffnung, eine Ortsveränderung, die saubere Luft, würde ihnen helfen, wieder clean zu
werden. Als er aufschaute, sah er aufs Neue in die Augen der Frau, ganz kurz, schaute wieder weg. Früher hatte er schon einmal Blicke mit einer hübschen Frau mit scharfen Gesichtszügen getauscht, das war zur Zeit der gepolsterten Schultern. Wie sich herausstellte hieß sie Clem, eine Innenarchitektin, der Mann an der Kasse gab ihm ihre Visitenkarte, als er bezahlte.
    »Sie hat gesagt, die solle ich Ihnen geben«, sagte er.
    Birkerts kam zurück, sprach hinter gespreizten Fingern. »Drei Fahrzeuge in der Straße sind auf getürkte Namen der Ribbos zugelassen. Und zwei sind gestohlen, wie kann man so bescheuert sein und einen gestohlenen Wagen in seiner Wohnstraße parken.«
    »Wir haben es hier nicht mit kriminellen Genies zu tun«, sagte Villani, »sondern mit Blödmännern. Vermutlich lesen wir morgen die ganze Geschichte aus der Feder von Tony Arschloch Ruskin in The Age , wo er uns sämtliche Einzelheiten berichtet und uns wieder mal wie die Volltrottel aussehen lässt.«
    Sein Handy vibrierte. Er ging nicht ins Freie, da draußen war es zu heiß.
    »Störe ich bei irgendwas?« Cashin.
    »Bist du erkältet?«, fragte Villani. »Klingt, als hättest du Tampons in der Nase.«
    »Ist wie Räuspern, sind meine ersten Worte des Tages«, sagte Cashin.
    »Na klar. Da unten an der Blaue-Eier-Küste kommuniziert man ja hauptsächlich mittels Zeichensprache. Die zwei Finger, der Tritt, die Faust. Wie ist das Wetter?«
    »Heute haben wir Wind«, sagte Cashin. »Wir haben eine Menge Wind.«
    »Und dennoch hält sich dort Leben. Lebensformen. Erstaunlich. «
    »Ich hab Birk im Fernsehen gesehen. Was ist da los mit der Folter?«

    »Zwei Typen an Pfeiler gefesselt. Nasen weg, Zähne eingeschlagen, Gehänge abgeschnitten, Haare verbrannt. Außerdem erstochen und erschossen.«
    Stille. »Sarris«, sagte Cashin.
    »Es ist Sarris’ Stil, stimmt.«
    »Er ist es.«
    »Da draußen laufen jede Menge Folterer rum, Mann. Aber ich schick dir, was wir haben. Vielleicht funkt ja dann was bei einem Zwangsneurotiker wie dir. Einem halb pensionierten Zwangsneurotiker.«
    »Fax es mir nach Hause, falls es später als sechs ist.«
    »Inzwischen wird’s da unten dunkel sein. Ziehst du dich warm an? Stimmt es, dass man seine langen wollenen Unterhosen nie waschen sollte? Weil man sonst die Körperfette verliert ?«
    »Hier ist Sommer«, sagte Cashin. »Wir tragen kurze Unterhosen. «
    »Ich dachte, bei euch ginge der Frühling nahtlos in den Herbst über. Tja, verpass den Hunden ein paar Tritte von mir. Leichte Tritte. Liebevolle Tritte.«
    »Ich musste gerade an Bob denken. Die Hitze kommt näher. «
    »Er sagt, ihm ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen«, sagte Villani.
    »Typisch Bob. Wie macht sich Dove?«
    Die Frau mit den grauen Augen sah ihn immer noch an. Villani blinzelte ihr dezent zu, er konnte nicht anders, immer noch der Jugendliche, der hechelnd auf den ersten Fick aus war. Beschämt sah er weg.
    »Ist komplett genesen«, sagte er. »Gibt Küsschen. Will meine medizinischen Unterlagen sehen. Um rauszufinden, ob ich diensttauglich bin. Du bist jetzt also der einzige Krüppel im Team.«
    »Ich bin nicht im Team, Steve.«

    »Mein Junge«, sagte Villani, »du gehörst so lange zum Team, bis ich das

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