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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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stand vor der Tür, suchte seinen Schlüssel.
    Die Tür ging auf.
    Laurie.
    »Na, hallo«, sagte Villani. Er versuchte, sie zu küssen, ein Reflex, doch sie trat zurück, ohne ein Wort.
    »Hör mal, es tut mir leid«, sagte er. »Ganz schlechter Tag für eine Szene. Hast du sie?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich hatte den Wagen unten in der Chapel Street geparkt. Wir gingen nebeneinander, ich hatte den Arm um sie gelegt. Am Wagen ging ich auf meine Seite und sie ums Auto herum auf die andere, und weg war sie.«
    »Oje.«
    »Sie sah mich an und sagte: ›Mum, ich kann nicht nach Hause‹, und dann lief sie weg, um die Ecke.«
    »Bist du ihr gefolgt?«
    »Ich bin in den Wagen gestiegen und um die Ecke gefahren. Sie war weg, hat sich vielleicht versteckt.«
    »Hast du im Revier Bescheid gesagt?«
    »Da hieß es, man würde sie wieder zur Suche ausschreiben.«
    »Womit zum Teufel haben wir so was verdient?« Villani zog sein Handy hervor, ging durchs Haus nach hinten in den Garten, stand im Halbdunkel, führte zwei Telefonate.
    Laurie war in der Küche. »Irgendwas Neues?«
    »Alle suchen nach ihr. Wenn sie herumläuft, wird man sie finden.«

    »Was ist?« Corin stand in der Tür, im Pyjama.
    »Ich hab Lizzie im Polizeirevier von St. Kilda abgeholt«, sagte Laurie. »Dann ist sie weggelaufen.«
    »Wann?«
    »Oh, vor einer halben Stunde.«
    »Wie lange war sie da?«
    »Stunden«, sagte Villani. »Ich hatte ’ne Menge um die Ohren. «
    »Meine Güte, Dad, warum hast du mich nicht angerufen? Ich hätte sie abgeholt.«
    »Ich dachte, ein bisschen Realität könnte ihr nichts schaden«, sagte Villani.
    »Du blödes Arschloch«, sagte Laurie. »Und du nennst dich Vater?«
    Er fühlte keine Wut, nur unterschiedliche Varianten von Verachtung. »Würdest du dich nicht dein halbes Leben in Queensland rumtreiben und irgendwelche Scheißkameramänner vögeln, wär das nicht passiert.«
    Laurie drehte sich zu Corin um: »Geh ins Bett, Schatz.«
    Corin sah Villani an, hob die Hände. »Dad, ich hab gesagt, ich würde mich um sie kümmern.«
    »Ich weiß«, sagte Villani. »Ich weiß.«
    »Weck mich, wenn man sie findet«, sagte Laurie. Ihrem Mund sah man den Abscheu an. »Falls dir das nicht zu viel Mühe macht.«
    Villani ging zu Tonys Zimmer hinten im Garten, musste die Tür aufstemmen. Der Raum roch wie der Kuss eines Rauchers. Er tastete sich zum Bett vor, knipste die Lampe an. Die Birne flackerte, beging durch einen Stromschlag Selbstmord. Er zog sich aus, lag nackt auf dem Bett, sein Brustkorb wie in einer Schraubzwinge.
    Denk an was anderes. Der Rauch stammte noch von dem Abend, als es Vic Zable auf dem Parkplatz des Arts Centre erwischte, von dem Tag, als Cashins Bruder Selbstmord begehen
wollte. Wie lange war das her? Sechs, sieben Monate? Es war Winter gewesen. Cashin hatte in diesem Zimmer geschlafen. Doch davor hatten sie zwei Flaschen Rotwein geleert, beide hatten Zigaretten ausgetauscht, hatten fast ein ganzes Päckchen geraucht, über die Arbeit und das Leben geredet, über Entscheidungen, wobei sie Scheiße gebaut hatten …
    Er wachte auf, setzte sich senkrecht hin, wusste nicht, wo er war, stellte die Füße auf den Boden.
    Wo war er?
    Es fiel ihm wieder ein, und er senkte die Stirn auf die Hände, rieb sich mit den Daumenballen die Augen.
    Es war Viertel nach sieben. Er ging in den schon heißen Tag hinaus. Lauries Auto war weg. Corin war weg, ihr Bett gemacht. Er duschte, rasierte sich, zog sich an, packte seine Tasche, nahm alles mit, was er noch anzog, schmiss den Rest in den großen Mülleimer. Dann fuhr er davon, hielt an der Milchbar, um Zigaretten zu kaufen.
    »Sie rauchen wieder?«, sagte der Besitzer. »Setzt Ihnen die Arbeit zu?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Villani. »Ich hab dermaßen viel Scheißspaß, dass ich unbedingt rauchen will.«
    Im Wagen, während er freudlos rauchte, rief er Kielys Handy an.
    »Seid ihr bei der Identifizierung des zweiten Typs weitergekommen? «
    »Noch nicht«, sagte Kiely. »Wir haben seine Fingerabdrücke aus Kidds Wohnung.«
    »Scheiße«, sagte Villani. »Jedenfalls hat irgendwer Kidd fallen gelassen. Deshalb müssen wir zuerst den Kreis der Verdächtigen eingrenzen. Jede einzelne Person überprüfen, die es getan haben könnte. Sämtliche ausgehenden Telefonate von dem Zeitpunkt an, als Tracy ihn identifizierte. Also sein Zuhause, Frau, Kinder, die Freundin, den Freund, alle. Setzen Sie Burgess dran.«

    Kiely hüstelte. »Äh, das dauert seine

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