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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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fehlt, es war ganz einfach: Wir gegen bewaffnetes Gesindel. Outlaws. Die sich Sachen nahmen, die ihnen nicht gehörten. Die unschuldige Bürger terrorisierten. Wenn man diese Schweine aufmischt, ist das Dienst an der Gesellschaft. Der Zweck heiligte die Mittel, keiner scherte sich drum. Ungezieferbekämpfung. Die Menschen brachten einem einen gewissen Respekt entgegen.«
    Zwei junge Frauen traten ein, flott, Taschen mit Laptops. Sie nahmen in der Nähe Platz und täuschten Erschöpfung vor, schlossen die Augen, ließen den Kopf kreisen, bewegten die Schultern.
    »Jetzt«, sagte Dance, »soll ich etwas gegen organisierte Kriminalität unternehmen. Der verdammte Rotary Club ist organisierte Kriminalität, die Typen kungeln Deals aus, sie stellen Zeugs her, verkaufen es an Zwischenhändler, es gelangt in den Einzelhandel. Das nennt sich Handel. Warenaustausch zwischen am Verkauf Interessierten und Kaufinteressierten.«
    »Hast du das im Fitnessstudio gelernt?«, sagte Villani. »Du hast doch nicht etwa Abendkurse an der Uni belegt, oder?«
    »Ich werd erwachsen«, sagte Dance. Er hielt ihm die länglichen Brotstücke hin. »Man tunkt sie in das Öl.«
    »Echt? Das ist ja abgefahren.«
    »Ihr habt letzte Nacht so richtig Scheiße gebaut.«
    »Wir sind ganz zufrieden damit.«
    »Schade, dass ihr nicht das Einsatzkommando angefordert habt, um sie auszuräuchern. Das wär so ’ne Art Dritter Weltkrieg geworden.«
    »Wieso?«
    »Wieso? Na, SOG gegen SOG, das ist ein Käfigkampf mit Schusswaffen.«
    »Wo hast du das mit der SOG gehört?«, fragte Villani.
    »Im Äther, Mann.«

    »Ah, im Äther. Kennst du sie?«
    »Stehen bei uns nicht in den Akten. Konntet ihr sie mit Metallic in Verbindung bringen?«
    »Nur das Fahrzeug«, sagte Villani. »Aus dem Wrack haben wir zwei Schusswaffen geholt, keine Übereinstimmung.«
    »Das ist wirklich Pech. Du brauchst die Ballistik.«
    Ein Kellner schob sich vorbei, dicklich, Mitte dreißig, gegelte Haare, er kannte die Frauen, er sagte: »Zeit zum Chillen, Ladys. Darf ich raten? Morettis vorab, Club-Sandwiches mit Ente, keine Kapern. Und wir trinken den Oyster Bay.«
    »Gebongt«, sagte die Kurzhaarige, teigige Haut, ehemals mandeläugig. »Wieso sind wir so berechenbar, Lucy?«
    Lucy fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ente war bei mir gestern, PJ. Für mich die Krabbenküchlein.« Sie wandte den Kopf und sah die beiden Cops an, taxierte sie.
    »Also, zu unserer kleinen Unterhaltung«, sagte Dance. »Lovett.«
    »Was soll ich machen?«, sagte Villani. »Ich hab keinerlei Einfluss.«
    »Nun, wir müssen nachdenken«, sagte Dance. Er sah sich in dem Raum um, trank Wein, richtete die kalten blauen Augen auf Villani. »Ich hab heute das Band gesehen. Wenn das Schwein das beim ersten Mal gesagt hätte, würden wir heute noch in Barwon Blowjobs verabreichen.«
    »Was sagt er?«
    »Ich hätte Quirk kaltblütig erschossen. Ihn hingerichtet. Er behauptet, Vick habe Quirks Waffe gebracht.«
    Villani spürte die Kälte der Klimaanlage im Gesicht. »Was sagt er über mich?«
    »Er habe dich nach Strich und Faden belogen.«
    Dance schloss die Augen, ließ seine langen, dunklen Wimpern sehen. Damals auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, als sie darauf warteten, dass Matko Ribaric zu seinem Wagen zurückkam, hatte er Villani erzählt, er habe einen
viel älteren Cousin krankenhausreif geschlagen, weil der ihn einen Schönling genannt hatte.
    »Vickery sagt, es waren die Drogen«, sagte Villani. »Wahnvorstellungen. «
    »Drogen«, wiederholte Dance. »Die macht man für alles verantwortlich. Ich persönlich würde dafür nicht meine Hand ins Feuer legen.«
    »Wie wirkt er auf dem Band?«
    »Sieht scheiße aus, hat aber alle Tassen im Schrank. Hat sich jede Menge Einzelheiten ausgedacht.«
    »Und Mrs. Lovett, was wird sie sagen?«
    »Die göttliche Grace«, sagte Dance, trank Wein, Augenkontakt mit der einst mandeläugigen Asiatin. »Ich war noch ein Junge.«
    »Ein dreißig Jahre alter Junge. Sensibler Copjunge von fünfzigjähriger Frau eines Kollegen missbraucht«, sagte Villani. »Du solltest sie anzeigen, das hilft vielleicht. Was hat Grace zu sagen?«
    »Keine Aussage. So habe ich es verstanden. Sie strotzt nicht gerade vor Gesundheit.«
    »Was, sie hat der Staatsanwaltschaft einfach nur das Tape geschickt?«
    »Zu Lovetts Berufungsbegründung. Der Wichser hat jahrelang versucht, eine Entschädigungszahlung zu bekommen. Nichtraucher wurde gezwungen, in geschlossenen Räumen Rauch

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