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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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eine groß gewachsene Gestalt, Körperhaltung wie Bob Villani, Besenstil im Arsch. Er erhaschte den Blick des Kellners, signalisierte: Zahlen. Der Mann sauste herbei.
    »Seien Sie bitte unsere Gäste, Sir. Sie und Mr. Dance.«
    Ein Wurm kroch unter Villanis Kopfhaut. »Danke, aber nein«, sagte er. Er fand zwei Zwanziger. »Der Rest ist für die Blindenhunde.«
    Dance kehrte zurück. Sie gingen. An seinem Wagen bot Dance ihm eine Zigarette an. Sie standen da, der Verkehr rauschte wenige Meter entfernt vorbei. In Bodenhöhe war es jetzt dämmrig, das Licht war wie gelbe Buntglasscheiben zwischen den Häusern.
    »Also, dieses Miststück Mellish«, sagte Dance. »Die muss eins begreifen. Man schickt keine drei hochrangigen Polizisten
über die Planke und kehrt dann zurück in die Kapitänskajüte zu einem Gin Tonic.«
    »Nein?«
    »Nein. Besagte Polizisten nehmen sonst das Schiff namens Liberale Partei mit sich auf den Meeresgrund.«
    »Und das mache ich ihr klar?«
    »Nein, Mr. Barry. Er muss denen sagen, dass er Tabula rasa machen will. Bei null neu anfangen. Dass er keinen mit ollen Kamellen beladenen Rucksack mitschleppen will. Probleme von vorgestern, solche Sachen.«
    Villanis Handy.
    »Chef«, sagte Dove. »Ein Typ will mit Ihnen reden. Nur mit Ihnen, kommt nicht her. Er sagt, er hätte jetzt gerade Zeit.«
    »Worüber?«
    »Prosilio. Die junge Frau.«
    Er sah Dance seine halb gerauchte Zigarette in hohem Bogen in den Verkehr werfen, sie traf das Rad eines Taxis, sprühte Funken wie eine Schleifmaschine.
    »Sagen Sie ihm, in einer halben Stunde im Somerset in der Smith Street«, sagte Villani. »Holen Sie mich gegenüber vom Grenville Hotel ab, das ist in South Yarra. Beide Adressen in Melbourne. Finden Sie die?«
    »War die ganze Nacht auf und hab den Melways studiert. Chef.«
    Dance sagte: »Ist dein alter Herr wohlauf?«
    »Dem geht’s gut, ja. Wartet da oben auf den Verbrennungstod. «
    »Ein Supertyp, dein Bob«, sagte Dance. »Ich wünschte, ich hätte so einen Dad gehabt.«

D er Pub war nicht voll, vielleicht ein Dutzend Trinker an der langen Theke, ein paar traurige Fälle, ein Spiel Poolbillard war im Gang. Ein Mann in einem grauen Anzug kam von den Toiletten und sah sich im Raum um, unsicher, schwarz gerahmte Brille, kein typischer Kneipengänger. Er war Mitte dreißig, mittelgroß, beginnende Halbglatze.
    Villani hob sein Bier, trat von der Theke zurück. Ihre Blicke trafen sich, der Mund des Mannes zuckte, er ging um den Billardtisch herum, fand seine Bierflasche auf dem Tresen, trat näher.
    »Sind Sie …«
    »Der Mann, der mich sprechen will«, sagte Villani. »Stellen wir uns ans Fenster.«
    Sie gingen in die Nische, wo Villani dafür sorgte, dass der Mann nach draußen schaute, damit Dove ihn deutlich im Blick hatte.
    »Ich dachte nicht, dass es dazu kommen würde«, sagte der Mann. Er hatte eine Stupsnase und aufgeworfene Lippen, manche ältere Frauen fänden ihn bestimmt attraktiv, manche Männer auch.
    »Zu was?«
    »Dass Sie tatsächlich kommen würden, um mich zu treffen. «
    Villani trank von seinem Bier. »Wie nehmen Hinweise ernst«, sagte er. »Außerdem rächen wir uns unnachsichtig an Leuten, die uns verarschen.«

    Der Mann lächelte, ein Lächeln, das selbstsicher wirken sollte. »Ich wollte nicht mit Untergebenen reden«, sagte er. »Die Bürokratie ist mir durchaus vertraut.«
    »Worüber reden?«
    »Sichern Sie mir Vertraulichkeit zu?«
    »Sie sind ein Typ in ’ner Kneipe, ich hab Sie nie zuvor gesehen«, sagte Villani. »Wie heißen Sie?«
    Der Mann berührte seine Oberlippe, daran hatte er nicht gedacht. »Sie brauchen meinen Namen?«
    Villani schloss einen Moment lang die Augen.
    »Na schön. Don Phipps, so heiße ich. Aber ich will nicht, dass mein Name damit in Zusammenhang gebracht wird.«
    »Wenn Sie in nichts verwickelt sind, ist das kein Problem.«
    »Bin ich nicht. Ich habe für die Regierung des Staates Victoria gearbeitet, als Berater von Stuart Koenig, dem Minister für Infrastruktur. Bis letzte Woche.«
    »Ja?«
    Phipps nahm einen Schluck aus seiner Flasche. »Vor etwa zwei Wochen ist etwas passiert.«
    »Ja?«
    »Ich blieb noch nach Dienstschluss, um ein schriftliches Briefing für Stuart zu Ende zu bringen, es eilte, am nächsten Tag würde man uns im Parlament Fragen stellen. Ich dachte, ich werfe die Akte bei ihm in Kew ein, er hat ein Stadthaus, wo er unter der Woche wohnt. Ich wollte sie in den Briefkasten werfen, der gesichert ist, und ihn am Morgen

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