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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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anrufen, damit er sie beim Frühstück lesen könnte.«
    »Die Spannung wird langsam unerträglich«, sagte Villani.
    »Verzeihung. Nun, ich musste auf der anderen Straßenseite parken und zu dem Haus hinübergehen, und als ich in der Nähe des Tors war, ging es auf, und eine Frau kam heraus.«
    »Ja?«
    »Ich konnte sie gut sehen. Die Frau von Crime Stoppers in der Sendung. Die als weiße Frau beschrieben wurde.«

    »Wie gut ist dort die Beleuchtung?«
    »Nun, Stuart hat umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen«, sagte Phipps. »Ich würde so weit gehen, zu behaupten, er ist paranoid. Wenn auch nicht grundlos, wie ich hinzufügen könnte, er hatte ein …«
    »Mr. Phipps, ich habe noch anderes zu tun.«
    »Klar. Nun, er hat Kameras an beiden Torflügeln, in der Auffahrt, da fährt man in eine Art Wartebucht, wo man auf einen Knopf drückt, dann bekommt man die Anweisung, sämtliche Fensterscheiben runterzulassen, damit die Kameras auf beiden Seiten alle Insassen des Wagens erkennen.«
    »Sie haben sie deutlich gesehen.«
    »Die Sicherheitsbeleuchtung brannte. Das ist so wie Tageslicht. Sie stieg in einen schwarzen BMW. Mit getönten Scheiben. «
    Villani spürte seinen Puls, doch man sollte die Leute nicht aufregen. Wenn sie glaubten, etwas gesehen zu haben, und man ermunterte sie, dann waren sie erst recht davon überzeugt.
    »Mr. Phipps, es rufen ständig Leute mit solchen Geschichten an. Sie identifizieren ihre ehemals besten Freunde, ihre Schwiegereltern oder Leute, die ihnen im Supermarkt dumm kommen.«
    »Nein, nein, ich habe die Crime-Stoppers-Sendung auf Band, eher ein Zufall, ich wollte die Sendung danach aufnehmen. Ich habe sie mir wieder und wieder angesehen.«
    Villani sah sich im Raum um. Hinter einer Säule war Doves teigiges Gesicht halb zu sehen.
    Er fand eine Karte, reichte sie Phipps. »Name, Adresse, Telefonnummern.«
    Phipps blinzelte hektisch, holte einen Füllfederhalter heraus, nahm die Kappe ab und steckte sie hinten drauf.
    Villani nahm das Stück Papier. »Warum haben Sie so lange gewartet?«
    Phipps trank einen größeren Schluck. »Nun, man hat seine
Zweifel. Ich habe daran gedacht, mit Stuart zu sprechen… hab’s mir eigentlich nur kurz überlegt.«
    »Sie waren nicht bei Koenig?«
    »Nein.«
    »Wie lange haben Sie für ihn gearbeitet?«
    »Ein Jahr. Ich hatte einen Zeitvertrag.«
    »Der nicht verlängert wurde?«
    »Die Menschen wollen Veränderung, neue Ideen. Mein Nachfolger war eine Nachfolgerin.«
    »Das heißt?«
    »Eigentlich gar nichts. Nun, ich schätze, Stuart wird mit einer Frau besser klarkommen.«
    »Wieso das denn?«
    Unsicherer Blick. »Ich sollte nicht über ihn reden. Er mag es nicht, wenn man sich ihm widersetzt. Im Grunde ein Tyrann. Und Frauen. Meiner Erfahrung nach lassen sie sich etwas mehr gefallen.«
    »Ist das eine Retourkutsche Ihrerseits?«, fragte Villani.
    »Gott, nein, ich will nur meine Bürgerpflicht tun. Ein Mensch wird vermisst.«
    »Ist tot.«
    Phipps zeigte sich überrascht, eckige Zähne. »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Als Sie die junge Frau bei Koenigs Haus sahen, was hat sie da Ihrer Meinung nach gemacht?«
    »Keine Ahnung. Eine Besucherin.«
    »Haben Sie den Fahrer des BMW gesehen?«
    »Nein.«
    »Wie weit waren Sie von ihr entfernt?«, fragte Villani.
    Phipps wies auf die Theke. »Von hier bis da. Vielleicht drei Meter? Sie hat mich angesehen, darum bin ich mir so sicher.«
    »Die Kameras. Hat Koenig das beobachtet?«
    »Darum geht’s doch wohl, nicht wahr?«
    »Datum und Uhrzeit?«

    »Kurz nach zehn Uhr abends, vor zwei Wochen. Ein Donnerstag. «
    »Koenig war da?«
    »Sein Wagen war da, im Haus brannte Licht.«
    »Kann jemand Ihr Kommen und Gehen bestätigen?«
    »Den Zeitpunkt, zu dem ich das Büro verlassen habe, ja. Und wann ich nach Hause gekommen bin.«
    »Die Akte, das Dokument. Haben Sie das in den Briefkasten gesteckt?«
    »Aber ja. Drei Exemplare, alle gestempelt, mit Uhrzeit und Datum.«
    »Sie hören von mir, Mr. Phipps«, sagte Villani. »Wir werden eine ordnungsgemäße Aussage aufnehmen. Inzwischen sagen Sie keinem, dass Sie mit mir geredet haben, das ist wichtig. Verstehen wir uns?«
    Phipps nickte, neigte sich zu Villani hinüber. »Darf ich was fragen? Ist das Ihr Fotograf oder irgendein Student, der an einer Dokumentation über Pubs arbeitet?«
    Villani sah sich nicht nach Dove um. »Ein Student. Die sind überall. Unerträglich. Danke für Ihren Bürgersinn.«
    Im Auto sagte er zu Dove: »Wichtig ist, dass sie

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