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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Group war. Er hörte vor sechs Jahren auf, um sich den Special Air Services anzuschließen, war eine Zeit lang in Afghanistan. Wurde vor zwei Jahren entlassen.«
    »Warum?«
    »Die Frage habe ich auch gestellt. Wir versuchen, ihn auf anderen Wegen zu finden.«
    »Wir sind verpflichtet, Searle wegen dem Mist zu warnen«, sagte Villani. »Wir müssen die Waffe finden. Lassen Sie den Prado röntgen.«
    Das Mädchen damals auf dem Pfad, Burgess würde wissen, was dabei herausgekommen war. Keine Verurteilung, das stand fest.
    Wieder klingelte das Telefon.
    »Lizzie«, sagte Laurie. »Sie sagt, ihr gehe es gut.«
    Sofort stieg Wut hoch. »Wo zum Teufel steckt sie?«
    »Es war laut, ein Telefon an der Straße, sie sagte: ›Hi, Mum, mir geht’s gut, wir reden später.‹ Das war’s.«
    »Sollen sie weiter nach ihr suchen?«
    »Natürlich. Klar.«
    »In Ordnung, okay. Das macht mich echt wü…«
    »Wie ich sehe, hast du deine Sachen mitgenommen.«
    »Sollte ich das aus irgendeinem Grund nicht machen?«
    »Nein, da gibt es keinen einzigen. Adieu.«
    Man konnte ein Handy nicht auf die Gabel knallen. Er sah es an, drückte fest zu, als es klingelte.
    »Ich muss mal quatschen, Kumpel.« Dance. »Wie passt dir der alte Ort? Halb sechs?«
    »Wir sehen uns da.«
    Villani stieg aus, streckte sich, versuchte, seine Zehen zu berühren, spürte einen Blick, sah, dass ein Arbeiter ihn musterte. Er ging hinüber zum Haus, weiter zu dessen Rückseite und setzte sich dort auf die Treppe. Er sah Dove im Hof herumlaufen. Sein Anzug war kein Morddezernatoutfit, das Sakko saß nicht wie ein Poncho. Er hatte Dove noch nie genau
betrachtet. Ehe man Leute nicht aus der Entfernung beobachtete, hatte man sie nicht richtig gesehen. Man musste erkennen, wie sie gingen, den Körper hielten, wie sie Arme, Hände, den Kopf bewegten. Wenn man das machte, wenn man beobachtete, konnte man alles Mögliche lernen; manche Mütter konnten ihre Kinder einen halben Straßenzug entfernt durchschauen, erfahren, was in ihren Köpfen vorging.
    Er wusste noch, wie er damals draußen vor Brunetti’s in der Faraday Street gesessen und Laurie aus großer Entfernung gesehen hatte, als sie an der Ampel wartete. Er sah sie kommen, in Jeans, einer schwarzen Lederjacke, wie sie sich zwischen den Wartenden hindurchschlängelte, er merkte, dass sie abgenommen hatte, eine etwas andere Frisur, kürzer, sie trat selbstbewusster auf. Als sie bis auf zehn Meter herangekommen war, trafen sich ihre Blicke. Er sah zuerst weg.
    Sie berührte seine Schulter, mit der langen Hand, sie küsste ihn auf die Stirn, ließ sich auf dem Stuhl nieder, Rücken gerade. »War schon ewig nicht mehr hier, hab in einer halben Stunde eine Besprechung.«
    Villani sagte: »Du hast eine Affäre.«
    Das war nicht geplant, er hatte eine Andeutung machen, sie zwingen wollen, es selbst zu sagen.
    Sie wandte den Kopf, betrachtete ihn über ihre Nase hinweg. Jetzt hielt er ihrem Blick stand. Sie schaute weg, öffnete den Mund, zeigte die rosa Zungenspitze.
    »Das ist jetzt wohl nicht der richtige Ort zum Reden«, sagte sie.
    Ihm stieg das Blut in den Kopf, in die Augen, und er sagte: »Tja, wir müssen überhaupt nicht reden, verpiss dich doch. Ficktermin mit deinem Freund, stimmt’s?«
    Sie erhob sich und ging, ein paar rasche Schritte, machte kehrt und kam zurück, stand über ihm, hoch über ihm, sodass er aufschauen musste, sein Rückgrat knackte.

    »Ich habe keine Affäre«, sagte sie. »Ich bin in jemanden verliebt. Ich ziehe heute noch aus.«
    »Nein«, sagte er, die Wut erloschen. »Du bleibst, ich gehe.«
    »Mach hier nicht das Opfer, Stephen«, sagte sie. »Nach allem, was ich ertragen habe – dein Rumhuren, dein Spielen. «
    Doch weder er noch sie zog aus. Lange Zeit gingen sie in dem Haus aneinander vorbei wie Boxer vor einem Kampf.
    Der Leiter der Spurensicherung kam um die Ecke, ein Klemmbrett in der Hand. »Wir sind fertig«, sagte er. »Jede Menge Material. Sie hören von mir.«
    »Das Blut.«
    »Es zieht sich eine Spur durch den Flur bis zur Küche. Vermutlich wurde die Leiche geschleift.«
    »Die Frau aus dem Prosilio«, sagte Villani. »Vielleicht war sie hier. Das muss ich unbedingt wissen, es hat Vorrang. Dann sollten wir möglichst schnell sämtliche Fingerabdrücke durch den Computer schicken.«
    Der Mann schrieb auf seinem Klemmbrett. »Wird erledigt. «
    Als sie in der Flinders Street waren, klingelte Villanis Handy.
    »Anna«, sagte sie, die kehlige Stimme.
    »Ja«, sagte

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