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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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einzuatmen et cetera pp. Er hat ständig über Rauch und sein Asthma gequatscht.«
    »Möchten die Herrschaften was essen?«, fragte der Kellner, der aus dem Nichts auftauchte.
    »PJ«, sagte Villani. »Heißen Sie so?«
    Er sah nicht den Mann an, sondern die langhaarige Frau, deren Lippen sich öffneten, rot wie die Rose neben Ma Quirks Gartentor.
    »Aber gewiss doch«, sagte der Kellner.

    Villani sah ihn durchdringend an. »Noch zwei, PJ. Aber nicht die Neun-Gläser-pro-Flasche-Variante.«
    Lippen geleckt, Gläser eingesammelt. »Zwei Cold Hills sind unterwegs, Sir.«
    Der Kellner ging, was die Frauen bemerkten, worauf er mit einem kleinen Hüftschwung reagierte.
    »Ich find’s toll, wenn du deinen ganzen Charme spielen lässt«, sagte Dance.
    »Wo ist das Band?«
    »Staatsanwaltschaft.«
    »War sie die einzige Zeugin dieser Aufnahme?«
    »Meines Wissens ja«, sagte Dance.
    »Auf Video aufgenommene Behauptungen eines inzwischen toten Mannes über fünfzehn Jahre zurückliegende Vorkommnisse. Eines Mannes, der erklärt, er habe damals einen Meineid geleistet, und jetzt Gerechtigkeit für Quirk verlangt. «
    Dance musterte seine Handfläche, lange Finger, tiefe Furchen. »Wenn es eine Wiederaufnahme gibt, geht es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Politik.«
    »Ach ja?«
    »Ich hab mit einem Mann gesprochen, der mit einem Mann gesprochen hat, der den Justizminister vom Sehen kennt. Es heißt, DiPalma will keine Wiederaufnahme. Aber wenn die Liberalen an die Macht kommen, können sie einen ganzen Käfig Pelztiere auf einmal häuten. Cops allgemein, die alte Kultur, Korruption, Crucible. Und Vick. Sie hassen Vick. Du hingegen bist dann nur ein Kollateralschaden. Niemand hasst dich wirklich. Nur einige wenige. Searle zum Beispiel.«
    »Und dieser Kellner hier«, sagte Villani.
    »Der steht auf dich, ein wahrer Fan von dir. Du bist ein echter Macho. Wir müssen uns ernsthaft den Kopf zerbrechen. «

    Der Kellner kam. Er brachte die Gläser. »Randvoll, meine Herren«, sagte er. Er stellte einen Teller mit sechs aufgeklappten, panierten, gegrillten Sardinen hin. »Viel Vergnügen.«
    Sie sahen ihm nach.
    »Gratisessen«, sagte Villani. »Wie in den guten alten Zeiten, das fehlt mir.«
    »Och, ich weiß nicht«, sagte Dance. »Wie ich höre, hast du die kleinen Hamburger aus Wagyu-Kobe-Rindfleisch genossen, warst bei Persius Mr. Barrys Vorzeigecop. Hast mit Max Hendry geplaudert und mit unserem geliebten Mr. Cameron, dem reichsten Excop der Welt.«
    »Barry ist einsam«, sagte Villani.
    »Da hab ich was anderes gehört.«
    »Nicht?«
    »Ms. Cathy Wynn tröstet ihn.«
    »Was? Barry und Searle?«, sagte Villani.
    »Nein, Searle nicht. Searle ermöglicht Dinge. Der Junge erzählt mir, Ms. Mellish will Barry als El Supremo haben. Hatte ihn zu einem Schwätzchen drüben in ihrem Haus in Brighton, damit er die Blaublütigen kennenlernt.«
    »Tauschst du dich neuerdings mit Searle beim Mittagessen aus?«
    »Er erzählt mir Dinge. Weiß auch nicht, warum.«
    »Damit er dein kleiner Freund bleibt.«
    Dance verspeiste eine Sardine, gab Oliven dazu, kaute ein Weilchen. »Damit die Lage klar ist«, sagte er. »Wenn einer von uns ausschert, werden wir alle weggeweht. Lovett war ein gestörter Mensch, auf dem absteigenden Ast, der totalen Mist gequatscht hat.«
    »Den Eindruck kann man gewinnen«, sagte Villani zögernd.
    »Genauso ist es. Noch etwas. Du erinnerst dich doch, wie Lovett vor einem Jahr versucht hat, Vick und mich zu erpressen. Hundert Riesen, oder er lässt eine Bombe platzen.«

    Villani konnte Dance nicht ansehen, trank seinen Wein aus, beäugte das letzte steife Fischlein. »Willst du das?«
    »Nein.«
    Villani aß die Sardine, knusprig, eine Spur Chili.
    »Hab ich dir das damals nicht erzählt?«, sagte Dance. »Ich dachte, das hätte ich.«
    »Kann mich nicht genau erinnern.«
    »Tja, denk drüber nach«, sagte Dance. »Lass dir Zeit.«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Das Leben ist kurz genug, Stevo«, sagte Dance, »auch ohne dass zwei tote Ärsche in die Tonne treten, was uns davon noch bleibt. Wir tun, was wir tun müssen, stimmt’s?«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte Villani.
    Dance’ Blicke huschten durch den Raum, er leerte sein Glas. »Sie will’s wissen, diese japanoide Tussi«, sagte er. »Die Wohnung in den Docklands, das Sumobett, der Whirlpool. Ein Jammer, dass ich so verdammt unter Termindruck stehe. Muss mal pissen. Und du?«
    »Nein. Da drin sind Kameras.«
    Villani sah Dance nach, die Frauen auch,

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