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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Brustkorb.
    »Ein gemischtes Vergnügen«, sagte sie. »Am längsten mit einem Uniprofessor, von seiner wunderschönen Frau entfremdet, wie man mich glauben machte. Ich wollte es glauben, ich war einundzwanzig, mein moralisches Empfinden war damals hoch entwickelt. Sechs Jahre lang, mit Unterbrechungen, ich war so was von dämlich. Dann reiste er in die Staaten, seine neue Doktorandin im Gepäck.« Pause. »Du willst das doch nicht wirklich wissen, oder?«

    »Ich habe gefragt.«
    »Was passiert, wenn ich dich frage?«
    »Frau, drei Kinder.«
    »Nein, Mann«, sagte sie, »das ist keine Antwort, das ist das Alibi.«
    Sie lagen stumm da.
    »Bin kein Heiliger«, sagte Villani. Eigentlich wollte er ihr sagen, dass er zu Hause ausgezogen war, sein Koffer im Wagen lag, doch er konnte nicht. Das hieße, dass er ihr von Lizzie erzählen müsste, und dann würde sie Lauries Haltung verstehen und ihn so sehen, wie er war. Außerdem klänge es armselig, als würde er um Aufnahme bitten, um ein neues Zuhause.
    »Du wusstest von der Sache mit Tony Ruskin, nicht wahr?«, sagte Anna.
    »Was wusste ich?«
    »Dass ich frei war. Dass du nur blinzeln musstest.«
    »Äh, nein. Ich dachte, du mochtest mich als Freund.«
    »Verlogener Mistkerl«, sagte sie.
    »Zurück zum Thema«, sagte Villani. »Die Männer.«
    »Ein Anwalt, ein Journalist, ein paar Journalisten. Zwei Anwälte, genau genommen. Und es ging immer derber zur Sache.«
    Tony Ruskin. Das war wohl einer der Journalisten.
    »Und jetzt bist du ganz unten angelangt«, sagte Villani. »Unterste Schublade. Ein Cop.«
    Sie küsste sein Schlüsselbein. »Cop ist nicht unterste Schublade«, sagte sie. »Exfootballspieler von Collingwood ist unterste Schublade. Mich schaudert immer noch. Allerdings gebe ich gern zu, dass du gar nicht übel bist, was die untere Abteilung angeht. Zweite Schublade von unten.«
    »Vorsicht«, sagte er. »Ich bin leicht erregbar.«
    »Ist das gefährlich?« Ihre rechte Hand schob sich seinen Bauch hinunter.

    »Weniger gefährlich«, sagte er, »als möglicherweise enttäuschend. «
    »Ich laufe jede Minute des Tages Gefahr, enttäuscht zu werden«, sagte Anna. Sie ließ ihn in sich hineingleiten.
    Es nahm kein Ende. Villani hatte vergessen, dass Sex so lange dauern und sich so anfühlen konnte.
    Schließlich lagen sie verschwitzt und stumm da, bis Anna seufzend sagte: »Also, nach dem Abschlag gehen einige Spieler vom Platz. Ist das Halbzeit?«
    »Abpfiff, schätze ich«, sagte er.
    »Die Blutergüsse. Arbeit oder Vergnügen?«
    Villani schaute hin. Die ersten schwachen Spuren von Les’ Hieben. »Boxen«, sagte er. »Ich weiß auch nicht, warum. Frag nicht.«
    Sie lachte, stand auf. Im Licht des Flurs sah er ihren sich wiegenden Körper, den Schweißfilm auf ihrer Flanke. Als er den Kopf auf dem Kissen drehte, roch er ihr Parfüm.
    Sie kam mit zwei großen Gläsern Wasser wieder, in denen Limonenscheiben schwammen. Er setzte sich auf. Sie tranken. Sie legte sich hin.
    »Dein alter Herr«, sagte Villani. »Was macht er beruflich? «
    »Er war in den Finanzwirtschaft tätig.«
    »Eine Art Hypothekenmakler?«
    »Nein. Investmentbanker. Vor ein paar Jahren hat man ihn gefeuert. Während des Subprime-Börsenkrachs. Vom Genie zum Volldepp in zwei Monaten. In denen er um circa zwanzig Jahre alterte.«
    »Und dein Bruder?«
    »Werbung. Er ist immer noch ein Genie. Betonung auf noch.«
    »Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass ich nicht wie er bin.«
    »Nicht mal annähernd«, sagte Anna. »Eigentlich schade.
Ich habe gehört, wie übel Paul Keogh der Polizei zugesetzt hat.«
    »Wir warten darauf, dass er den Notruf wählt, weil lesbische Biker sein Haus überfallen. Dann lassen wir ihn zwei Tage lang in der Warteschleife hängen.«
    »Du kennst Matt Cameron.«
    »Du auch, wie ich gesehen habe.«
    »Beruflich. Attraktiver Mann.«
    »Für mich weniger. Aber.«
    »Er sagt, du hast eine Zukunft. Er spricht nicht sehr schmeichelhaft über die Führungsebene der Polizei.«
    »Ihr sprecht also über mich? Weshalb?«
    »Ich habe ein gewisses Interesse an dir. Ein perverses Interesse. Was dir wahrscheinlich entgangen ist.«
    »Wie heißen Sie doch gleich?«
    »Mein kleiner Freund Gary Moorcroft wollte wissen, ob wir was miteinander hätten.«
    Moorcroft war der Polizeireporter des Senders, ein Mann mit einer spitzen Nase.
    »Woher rührt Pinocchios Interesse?«
    »Er ist schlicht unnatürlich neugierig.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Ich sagte, verheiratete

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