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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman
Autoren: Jodi Picoult
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Staatsanwältin aus dem Konzept zu bringen, und das gibt mir Kraft. »Ms. Hopkins«, sagt Emma und schlägt elegant eine andere Richtung ein, »Sie arbeiten im Such- und Rettungsdienst, ist das korrekt?«
    »Ja.« »Können Sie den Geschworenen erklären, was genau Sie da tun?«
    »Mein Hund Greta und ich unterstützen die Polizeibehörden bei der Suche nach vermißten Personen.«
    »Wie finden Sie ein Kind, das sich verlaufen hat?« fragt Emma.
    »Ich lasse meinen Hund anhand eines Gegenstandes die Witterung aufnehmen - zum Beispiel ein Spielzeug, mit dem das Kind zuletzt in Berührung gekommen ist, oder ein Kopfkissenbezug, jedenfalls etwas, das möglichst nah an der Haut war. Und sollte ich so etwas nicht haben, genügt auch ein Fußabdruck. Ich lasse Greta daran schnüffeln, und dann folge ich ihr.«
    »Dann haben Sie sicher auch mit Eltern zu tun, deren Kinder verschwunden sind, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie verhalten sie sich?«
    »Die meisten sind außer sich«, sage ich. Wie ich gestern abend.
    »Mußten Sie Eltern auch schon mal sagen, daß Sie das Kind nicht finden konnten?«
    »Ja«, räume ich ein. »Manchmal hört die Spur einfach auf. Manchmal beeinträchtigen die Witterungsbedingungen die Suche massiv.«
    »Mußten Sie eine Suche auch schon mal abbrechen?«
    Ich kann die Augen meiner Mutter auf mir spüren. »Man versucht es unter allen Umständen zu vermeiden«, sage ich. »Aber manchmal bleibt einem keine andere Wahl.«
    »Ms. Hopkins, suchen Sie auch schon mal nach Ausreißern ... oder potentiellen Selbstmördern?«
    »Ja.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß eine solche Person nicht immer bereit ist, wieder mit Ihnen zurückzukommen.«
    Ich denke an eine Klippe auf einer Mesa. An eine Frau, die vom Rand der Welt springt. »Nicht immer.«
    »Wenn Sie so eine Person finden, dann bringen Sie sie zurück, auch wenn sie sich weigert, nicht wahr?« sagt Emma.
    In den Tagen nach Ruthanns Tod hatte ich mich gefragt, warum sie es nicht kategorisch abgelehnt hatte, als ich sie bat, mich und Sophie mit nach Sipaulovi zu nehmen. Sie mußte da doch bereits gewußt haben, was sie vorhatte, und uns beide im Schlepptau zu haben, war doch bestimmt eine schwere Belastung für ihr Gewissen. Es sei denn ... sie wollte eine Person dabei haben, die es bezeugen würde. Und diese Person sollte ich sein.
    Vielleicht glaubte sie, nach dem, was ich durchgemacht hatte, wüßte ich, daß das, was erwartet wird, nur selten mit dem übereinstimmt, was richtig ist. Daß ich nach dem, was ich durchgemacht hatte, verstehen würde, daß man gelegentlich lügt, weil man liigen muß.
    »Ja«, sage ich zu Emma. »Ich bringe sie zurück.«
    Fmma Wassersteins Augen leuchten triumphierend auf. »Weil Sie wissen, daß Sie es tun müssen«, stellt sie klar.
    Doch ich schüttele den Kopf. »Nein«, sage ich. »Obwohl ich weiß, daß ich es nicht tun sollte.«
    Als Eric auf mich zukommt, um mit dem Kreuzverhör zu beginnen, verschwindet der Saal um uns herum, und wir könnten genausogut wieder neun Jahre alt sein, ausgestreckt auf einer Wiese voller Ringelblumen liegen und so tun, als wären wir auf einem orangefarbenen Planeten gelandet, als wären wir die einzigen Bewohner.
    »So«, sagt er schlicht. »Wie geht es dir?«
    Ich muß lächeln. »Könnte schlimmer sein.«
    »Delia, ich hab mit dir nicht über diesen Fall gesprochen, richtig?«
    Wir haben diese Fragen einstudiert. Ich weiß, was er sagen wird und was ich antworten soll. »Ja.«
    »Du warst darüber nicht gerade begeistert, nicht?«
    Ich muß an unseren Streit denken, nach dem Besuch im Krankenhaus. An meine Flucht ins Land der Hopi. »Nein. Ich dachte, du würdest mir Informationen vorenthalten, auf die ich ein Anrecht hätte.«
    »Aber du hast mich nicht deshalb gebeten, deinen Vater zu verteidigen, weil du dachtest, ich würde mit dir über den Fall sprechen, nicht wahr?«
    »Nein. Ich habe dich gebeten, weil ich weiß, daß du fast ebenso sehr an meinem Vater hängst wie ich.«
    Eric geht an mir vorbei und stellt sich vor die Geschworenen. »Was macht dein Vater beruflich?«
    »Er leitet ein Seniorenzentrum in Wexton, New Hampshire.«
    »Hat er gut genug verdient, um für dich als Kind zu sorgen?«
    »Wir haben nicht im Luxus gelebt«, erkläre ich, »aber es hat uns an nichts gefehlt.«
    »Hat dein Vater dir auch emotional gegeben, was du brauchtest?«
    Gibt es auf die Frage eine richtige Antwort? Läßt Liebe sich messen? »Er war immer für mich da. Ich konnte mit ihm
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