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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Dollar.
    »Wieso?«
    »Weil sie stinksauer auf dich ist«, sagte er, während ich in meiner Tasche nach dem Schein kramte. »Und ich kann das ändern.«
    Er fischte einen Filzstift aus seiner Mappe und schrieb irgend etwas quer über das Konterfei von George Washington auf dem Dollar. Dann knickte er den Schein der Länge nach, faltete den unteren Rand hoch und schlug die Hälften zur Mitte hin ein, drehte alles um und steckte beide Seiten fest. Ein paar weitere Handgriffe, und er reichte mir einen Dollar in Herzform.
    Als ich Delia fand, saß sie unter dem Wasserspender vor der Sporthalle. Ich gab ihr Fitz' Herz. Ich sah zu, wie sie es entfaltete, las mit ihr zusammen, was drauf stand: Wenn ich nur dich bekäme, wäre ich Milliardär.
    »Itzy könnte eifersüchtig werden«, sagte Delia.
    »Itzy und ich haben Schluß gemacht.«
    Sie lachte. »Das ist die kürzeste Beziehung in der Geschichte der Menschheit.«
    Ich blickte sie an. »Dann bist du nicht mehr sauer auf mich?«
    »Kommt drauf an. Hast du das geschrieben?«
    »Ja«, log ich.
    »Kann ich den Dollar behalten?«
    Ich blinzelte. »Ja, klar.«
    »Dann nein«, sagte sie. »Ich bin nicht mehr sauer.«
    Noch jahrelang achtete ich darauf, ob sie den Dollar für irgendwas ausgab - jedes Mal, wenn sie Geld hervorholte, um Bonbons oder ein Eis oder eine Cola zu bezahlen, sah ich nach, ob Fitz' Worte darauf standen. Doch soweit ich weiß, hat sie den Schein nie ausgegeben. Soweit ich weiß, hat sie ihn noch immer.
    Als ich Andrews Haus betrete, ist alles still. Ich rufe nach Delia, doch es kommt keine Antwort. Ich laufe herum, sehe im Bad und im Wohnzimmer und in der Küche nach, und dann höre ich von oben Geräusche. Die Tür zum Kinderzimmer ist geschlossen. Als ich sie öffne, sehe ich Sophie, die auf dem Boden hockt und mit dem Massakerpuppenhaus spielt. Delia und ich haben es irgendwann so genannt, weil Sophie, wenn sie genug vom Spielen hat, immer alles in heillosem Durcheinander zurückläßt, die Möbel sind umgekippt und ein oder zwei Barbies liegen ausgestreckt auf dem Boden in der Küche oder im Bad. »Daddy«, sagt sie, »hast du Grandpa wieder mitgebracht?«
    »Ich arbeite daran«, erwidere ich und streiche ihr übers Haar. »Wo ist Mommy?«
    »Im Garten mit Greta.« Sophie hält eine Ken-Puppe an die Vordertür. » Aufmachen. Polizei «, sagt sie.
    Wenn ich Sophie anschaue, sehe ich Delia. Nicht bloß physisch - Delia hat ihr dunkles Haar und die rosigen Wangen an ihre Tochter weitergegeben -, sondern sie haben oft auch den gleichen Gesichtsausdruck. Zum Beispiel wenn sich auf beiden Gesichtern ein Lächeln entfaltet wie ein großes, schönes Segel.
    Ich sehe Sophie noch einen Moment zu und denke darüber nach, was ich täte, wenn jemand sie mir wegnähme, und daß ich die ganze Welt auf den Kopf stellen würde, um sie zu finden. Und dann zögere ich und frage mich, was mich wohl bewegen könnte, sie zu nehmen und für immer von hier wegzubringen.
    Ich gehe nach unten und finde Delia nachdenklich auf der Veranda sitzen. Die Beine hat sie quer über Greta gelegt, eine leise schnarchende Ottomane. Als sie mich sieht, fährt sie zusammen. »Hast du -«
    »Vor der Anhörung morgen kriege ich ihn nicht frei.«
    »Er muß die Nacht über im Polizeirevier bleiben?«
    Ich wäge ab, was es bringen würde, wenn ich ihr gestehe, daß ihr Vater die Nacht im Gefängnis von Grafton County verbringen wird, und entscheide mich dagegen. »Wir können morgens ganz früh zum Gericht fahren.«
    Sie blickt zu mir hoch. »Aber er kommt doch auf freien Fuß, nicht? Sie suchen nach jemanden namens Bethany Matthews. Das bin ich nicht. Das war ich nie. Und ich wurde nicht gekidnappt. Meinst du nicht, ich würde mich an so etwas erinnern?«
    Ich hole tief Luft und frage: »Erinnerst du dich daran, daß deine Mutter gestorben ist?«
    »Eric, ich war praktisch noch ein Baby -«
    »Erinnerst du dich?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Dein Vater hat dir erzählt, deine Mutter sei tot, Delia«, sage ich schonungslos. »Und dann ist er mit dir nach New Hampshire abgehauen.«
    Ihr Kinn hebt sich. »Du lügst.«
    »Nein, Dee. So war es.«
    Auf einmal kommt Fitz auf die Veranda gestürmt. »Wieso geht denn keiner ans Telefon? Ich versuche seit einer Stunde, euch zu erreichen!«
    »Ich war beschäftigt, ich hab nämlich versucht, meinen Vater aus Polizeigewahrsam freizubekommen.«
    »Dann weißt du also Bescheid«, sagt Fitz und sein Unterkiefer klappt herunter. »Über die

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