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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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meinen Schultern und ihr Mund eine Blume an meinem, hätte sie vielleicht auch mich sprachlos angeschaut. Aber vielleicht nicht, weil ich ihr den Atem verschlug, sondern nur, weil sie das, was ich ihr gesagt hätte, nicht erwidern konnte.
    Wenn du jemanden liebst, willst du, daß sie alle§ bekommt, was sie will.
    In Delias Fall war das schon immer Eric.
    Die Strafanstalt von Grafton County duckt sich ans Ende der Route 10 in Havervill, daneben kauert ihr Schwestergebäude, das Gericht. Als wir auf den Parkplatz fahren, spüre ich, wie Delias Blick sofort zu dem Stacheldraht oben am Zaun wandert.
    Ich steige aus dem Wagen und öffne für Delia die Beifahrertür. Sie strafft die Schultern und marschiert auf den Eingang zu, ein gedrungener kleiner Anbau mit einer schweren Holztür. Der Vollzugsbeamte am Empfang blickt von der Maxim auf, die er liest. »Wir möchten mit einem Untersuchungshäftling sprechen«, sage ich.
    »Sind Sie Anwalt?«
    »Nein, aber -«
    »Dann kommen Sie Dienstag abend während der Besuchszeit wieder.« Er wendet sich erneut seiner Lektüre zu.
    »Sie verstehen anscheinend nicht -«
    »Stimmt«, antwortet der Mann ungerührt.
    »Mein Vater ist vor zwei Tagen eingeliefert worden -«
    »Sie können ihn nicht sprechen, Punkt aus. Es dauert ein paar Wochen, bis er Besuch bekommen darf.«
    »In ein paar Wochen ist mein Vater nicht mehr hier«sagt Delia. »Er soll nach Arizona überstellt werden.«
    Das weckt endlich sein Interesse. So viele Kandidaten für die Auslieferung in einen anderen Bundesstaat scheint es in der Haftanstalt von Grafton County nicht zu geben. »Hopkins?« sagt der Vollzugsbeamte. »Den könnten Sie nicht mal sprechen, wenn ich Sie reinließe. Er ist heute morgen nach Phoenix abgereist.«
    »Was?« sagt Delia wie vor den Kopf gestoßen. »Mein Vater ist nicht mehr hier? Weiß sein Anwalt das?«
    Der Mann dreht den Kopf, als in der Nähe eine Tür zugeknallt wird und gleich darauf ein fluchender Eric auftaucht. »Hört sich ganz so an«, antwortet er.
    Eric sieht uns am Empfang stehen und ist verblüfft. »Was macht ihr denn hier?«
    »Wieso hast du mir nicht gesagt, daß mein Vater heute überstellt wird?«
    »Weil es mir keiner gesagt hat«, erwidert Eric und wirft dem Vollzugsbeamten, der ihn rausgelassen hat, einen bösen Blick zu. »Offenbar hat es weder die
    Staatsanwaltschaft von Arizona noch die Strafanstalt von Grafton County für nötig befunden, mich davon in Kenntnis zu setzen, daß mein Mandant ausgeliefert wird.« Er holt sein Portemonnaie heraus und fingert darin herum. »Habt ihr Bargeld dabei? Ich fahr direkt zum Flughafen.«
    Ich gebe ihm vierzig Dollar, Delia gibt ihm fünfzig. »Weißt du denn, wie du jetzt weiter vorgehen willst?«
    »Auf dem siebenstündigen Flug habe ich genug Zeit, darüber nachzudenken«, sagt Eric. Er drückt Delia einen Kuß auf die Stirn. »Keine Sorge, ich krieg das schon hin. Such jemanden, der eine Weile aufs Haus aufpaßt. Besorg Flugtickets nach Arizona für dich und Sophie. Bring ein paar von meinen Anzügen mit und den Karton von meinem Schreibtisch im Büro, wo >Andrew< draufsteht. Ich ruf dich an, sobald ich mehr weiß.«
    Wir gehen nach draußen, wo es noch so kalt ist, daß die Versprechen, die wir uns gegenseitig geben, weiß in der Luft hängen. Eric geht zu meinem Wagen und bugsiert Delia auf den Beifahrersitz, dann beugt er sich kurz zu ihr und sagt etwas, doch ich kann nicht verstehen, was. Vielleicht, daß er sie liebt, daß er sie vermissen wird, daß er ihr Gesicht immer vor Augen hat - all die Dinge, die ich an seiner Stelle zu ihr sagen würde. Nachdem er die Tür geschlossen hat, kommt er zu mir auf die andere Seite des Wagens. »Ich pack das nicht«, sagt er.
    »Aber du hast doch eben gesagt -«
    »Mann, was soll ich denn sonst sagen? Fitz, ich habe mit so etwas kaum Erfahrung. Die Strafsachen, die ich vertreten habe, kann ich an einer Hand abzählen. Ich hätte drauf bestehen sollen, daß sie einen anderen Anwalt engagiert. Einen richtigen Anwalt.« »Du bist ein richtiger Anwalt«, sage ich. »Sie wollte dich, weil sie weiß, daß du alles tun wirst, um Andrew aus diesem Schlamassel rauszuholen.«
    Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht. »Und was mache ich, wenn er verurteilt wird und Delia mir die Schuld gibt?«
    »Sorg dafür, daß es nicht so weit kommt.«
    »Wenn das so einfach wäre«, sagt Eric und schüttelt den Kopf. »Ich muß los. Paß gut auf sie auf, ja?«
    Er vertraut mir Delia wie ein

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