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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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offensichtlich. »Es hat Ihnen niemand geglaubt, oder?«, fragte er.
    Jane schüttelte den Kopf. »Colonel Feltham hat mich in der Wüste gefunden und zurückgebracht. Er hat allen erzählt, ich hätte vor Hitze und Durst halluziniert. Als wir zurück ins Ausgrabungslager kamen, waren meine Eltern bei einer Explosion ums Leben gekommen. Angeblich hatten sie versucht, einen verschütteten Tempel freizusprengen.«
    »Aber daran glauben Sie nicht!« Auch das war eine Feststellung. Julian lenkte jetzt den Einspänner die Straße hinab, auf ein kleines Städtchen zu, das sich nicht nur einiger Geschäfte, sondern auch eines eigenen Bahnhofs rühmen konnte. »Hatte Feltham mit seiner Geschichte recht? Haben Sie halluziniert?«
    »Es wäre möglich«, räumte Jane widerstrebend ein, obwohl sie vom Gegenteil überzeugt zu sein schien.
    Zu beiden Seiten säumten jetzt Häuser ihren Weg. Hinter einigen Fenstern verbreiteten Lampen einen goldenen Schein. Die ersten Fußgänger eilten dick vermummt an ihnen vorüber, einem unbekannten Ziel entgegen. Im Osten wurde der Himmel von einem strahlenden Rot überzogen, das die Dächer und Mauern sanft nachzeichnete. Als könnte der Zauber dieser Fahrt durch die eisige Morgendämmerung verfliegen, sobald Julian das Pferd vor dem Bahnhof zügelte, sagte er mit dem Gewicht eines bindenden Schwurs: »Ich glaube Ihnen, Jane. Nein, ich weiß, dass Sie sich nicht getäuscht haben.«
    Schließlich hatte er den Horus auch gesehen, obwohl Julian sich weigerte, an eine übernatürliche Erscheinung zu glauben. Es musste eine logische Erklärung für alles geben. Eine Verbindung zwischen dem Tod des Altertumsforschers in Ägypten und dieser Verkettung von sonderbaren Begebenheiten, die seine Tochter bis nach England verfolgt hatten. Und anders als sein Vormund glaubte Julian nicht daran, dass das Problem dadurch zu lösen war, dass es einvernehmlich totgeschwiegen wurde. Er fragte sich, wie viel Überredungskraft es Colonel Feltham gekostet hatte, um Lord Derrington davon zu überzeugen, das Hausmädchen Jane Swain mit seiner jüngsten Tochter gemeinsam fortzuschicken. Und ob der Earl tatsächlich wusste, in welcher Gefahr die junge Miss Swain schwebte. Doch es gab trotz ihrer aller Verbannung zumindest eine Verbesserung.
    »Sie sind nicht länger allein«, betonte Julian fest, als er den Einspänner vor dem Bahnhof zum Stehen brachte. Er stieg behände vom Kutschbock ab und trug Janes Reisetasche, obwohl sie diesen Vorgang mit einem gewissen Misstrauen verfolgte. »Lady Penelope liebt Detektivgeschichten, und sie würde zweifellos ihre ganze Mitgift opfern, nur um einmal Ägypten zu sehen. Sie beide könnten sich gegenseitig helfen.«
    Jane erweckte nicht den Eindruck, als würde sie diese Argumentation vollständig überzeugen, doch zumindest musste er sie nicht erst dazu überreden, in seiner Gegenwart Platz zu nehmen und ein paar Sandwiches zu verzehren. Julian hatte die Bank am äußersten Ende des Bahnsteigs ausgewählt, weit entfernt von dem beheizten, warmen Wartesaal, um keine Aufmerksamkeit auf das Mädchen zu ziehen. Der Bahnhofvorsteher hatte ihnen einen heißen Tee gebracht, und sie kauten in einvernehmlichem Schweigen, als um sie herum die Gaslaternen gelöscht wurden. Auf dem gegenüberliegenden Gleis fuhr stampfend und quietschend ein Zug ein. Der Qualm aus dem großen Kessel der Lokomotive wehte bis zu ihnen hinüber und tauchte den Bahnsteig für einen Moment in einen Schleier aus weißem Nebel. Ein metallisches Schnappen und das Klappern der Abteiltüren klangen zu ihnen hinüber, das Stimmengewirr der Reisenden und dann die schrille Pfeife des Zugführers, als die Reise weiterging.
    Die Hände an den heißen Tassen wärmend, beobachten sie die Männer und Frauen, die auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ausgestiegen waren. Sie trugen Körbe, Koffer und Bündel mit sich. Gepäckträger wurden herbeigewunken, Kinder umarmt und Ehefrauen auf die Wangen geküsst. Ein altes Weiblein verkaufte heiße Maronen, immer sechs Stück in einen Fetzen Zeitungspapier gewickelt. Es war der vorletzte Tag des alten Jahres. Wer jetzt reiste, besuchte seine Familie oder war bereits wieder auf dem Heimweg.
    »Ich dachte, dass ich länger bleiben würde«, sagte das Mädchen, während sie beobachteten, wie der Bahnsteig sich langsam leerte. »Mein Vater hat in jeder Grabungssaison an einem anderen Ort gearbeitet, aber Mrs Tilling erklärt mir, das sei kein Leben für eine junge Frau, dieses

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