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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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einem vergifteten Dienstmädchen gewesen und davon, dass die unglückliche junge Frau, welche die Tote gefunden hatte, mit einem Schock im Bett lag. Das entsprach voll und ganz den Tatsachen. Es waren am Ende nur wenige Andeutungen vonnöten gewesen, um den gesamten Haushalt zu täuschen.
    Natürlich würde dieses Manöver spätestens bei der Beerdigung auffliegen, auch wenn Beatrice ohne Verwandte in einem schottischen Waisenhaus aufgewachsen war. Doch dadurch, dass Jane Swain Wainwood verließ, um Penelope zu begleiten, würden ihre Spuren weiter verwischt werden. Felthams letzter heikler Schachzug hatte darin bestanden, Jane ungesehen zum Bahnhof zu bringen. Maxwell Frost wurde dazu auserkoren, sie vor Anbruch der Dämmerung aus dem Haus zu schmuggeln. Zeitgleich war Julian mit dem Einspänner aufgebrochen, um das Mädchen am Tor in Empfang zu nehmen.
    Jetzt hüllte sich Jane neben ihm auf dem gepolsterten Sitz umständlich in eine karierte Wolldecke. Ihr gefielen die beißende Kälte und der Schnee weit weniger als Julian. Geräuschvoll zog sie die Nase hoch und starrte unheilschwangeren Blickes auf die einsame Landstraße. Als er sah, dass ihr die Nase lief, kramte Julian sein Taschentuch hervor und überreichte es ihr wortlos.
    »Wir werden am Bahnhof auf Lady Penelope und ihre Tante warten«, ging er die nächsten Schritte des Plans durch, als das Pferd wieder anzog. »Es ist etwas ungemütlich, aber so hat Sie hoffentlich niemand abreisen sehen. Außerdem haben wir Sandwiches und Kekse.« Mr Frost mochte keine Skrupel kennen, wenn es galt, vergiftete Dienstmädchen zu untersuchen und eine vermeintliche Tote aus dem Haus zu schmuggeln, aber er hätte sie nie ohne angemessenen Proviant in ihr ungewisses, kaltes Schicksal geschickt.
    Während sie Wainwood hinter sich ließen, beobachtete Julian Miss Swain aus den Augenwinkeln heraus. Es war nicht viel von ihr zu sehen, nur eine schwarze Haarsträhne, die sich unter dem Schal hervorstahl, eine rot gefrorene Nasenspitze und ein Kranz dunkler Wimpern. Sie reichte ihm kaum bis zu den Schultern, doch trotz all ihrer Verlorenheit schien die kleine Gestalt längst nicht mutlos zu sein. Sie schaute über die weithin geschwungenen Hügelkuppen, als stünde sie auf dem Deck eines Schiffes, um den Horizont mit den Augen zu vermessen.
    Doch anstelle von Wind und Wellen wurden sie auf dem kleinen Gespann von Stock und Stein durchgeschüttelt. Das Pferd trottete genügsam dahin, und allein die verschneiten Felder, die sich zu allen Seiten um sie herum ausbreiteten, erinnerten an eine weiße unendliche See. Der Mond stand als bleiche Sichel über den Hügeln. Es waren noch vereinzelt verblassende Sterne am Himmel zu erkennen. Als sich in der Ferne der Kirchturm über dem Dorf erhob, wurde Janes Blick über die Weite der Landschaft hinweg von dem Gottes haus angezogen. Julian vermutete, dass sie an Beat rice dachte. Das schottische Hausmädchen würde nach Neujahr an ihrer Stelle auf dem Friedhof oberhalb des Dorfes beerdigt werden. Was musste es für ein Gefühl sein, hier neben ihm auf dem Kutschbock zu sitzen, frierend und durchgeschüttelt, doch eindeutig am Leben, während eine andere junge Frau tot in einem schlichten Brettersarg lag und in einer unbeheizten Kammer hinter dem Altar darauf wartete, zu Grabe getragen zu werden?
    »Es trifft Sie keine Schuld«, brach Julian übergangslos das Schweigen. »Niemand konnte ahnen, dass das Geschenk vergiftet war.«
    Jane ließ sich mit der Antwort Zeit, so lange, dass er schon glaubte, eine Grenze überschritten zu haben, doch dann sagte sie mit fester, klarer Stimme: »Beatrice hat mir das Päckchen gestohlen. Wäre sie ein netterer Mensch gewesen, würde ich hier heute nicht sitzen. Ihre Boshaftigkeit hat mir das Leben gerettet.« Obwohl diese Feststellung so sachlich klang wie eine wissenschaftliche Erläuterung, fügte Jane leise hinzu: »Aber wenn ich gar nicht erst hergekommen wäre, hätte es auf Wainwood überhaupt keinen Mord gegeben.«
    Das Dorf blieb hinter ihnen in der Talsenke zurück, während Julian über ihre Eröffnung nachsann. Die Dunkelheit zog sich immer weiter zurück, bis auf der Straße ein hellgraues Licht lag, in dem die winterkahlen Sträucher und die verschneiten Gräben an Konturen gewannen.
    »Solange diese Männer Ihnen folgen, werden sie wieder versuchen, Sie zu töten, und das ist ganz sicher nicht Ihre Schuld«, sagte Julian endlich mit Bestimmtheit. »Oder lag es in Ihrer Absicht, sich umbringen

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