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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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tun.
    »Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen. Vielleicht haben Sie auch noch unseren Reisebegleiter gesehen? Wir müssen ihn im Dorf aus den Augen verloren haben. Ein junger Gentleman mit hellrotem Haar. Er ist Ihnen gewiss aufgefallen, denn auch er ist fremd hier.«
    »Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen«, hörte Penelope sich sagen, während sie es vermied, zu der Scheune hinüberzusehen. »Ich bin niemandem außer Ihnen begegnet.« Es war nicht das erste Mal, dass sie log, aber hier schien es um mehr zu gehen als nur um ein aus der Bibliothek gestohlenes Buch oder eine von Claires Haarspangen. Sie hätte nicht einmal sagen können, warum sie für den Fremden in der Scheune log. Vielleicht, weil ihr die Gegenwart der beiden Reiter Unbehagen bereitete. Oder weil keiner von ihnen allen hätte hier sein sollen. Dies war ein Ort für Schafe, für die Burschen der Bauernhöfe oder für spielende Kinder. Die beiden fremdländischen Reiter und Penny jedoch wirkten seltsam deplatziert zwischen den morschen Bretterverschlägen.
    Die beiden Männer zogen noch einmal grüßend den Hut. Sie murmelten dankend einen Abschied, bevor sie weiterritten und Penelope hinter sich zurückließen. Doch selbst als sie längst außer Sichtweite waren, schlug das Mädchen noch einen weiten Bogen, bevor es noch einmal zu der Scheune zurückkehrte. Penny hatte noch nie einen Blick in diese einfachen Heuschober geworfen. Als sie die Tür aufzog, schlug ihr ein süßlich würziger Geruch nach getrocknetem Gras und nach dem vergangenen Sommer entgegen. Es gab keine Fenster, nur eine hohe Luke im Giebel, durch die etwas Licht hereinfiel. Und obwohl ihre Augen Zeit brauchten, um sich an das würzige Dunkel der Scheune zu gewöhnen, sah Penny sofort, dass der Verschlag bis auf einen immensen Heuhaufen in der hintersten Ecke vollkommen leer war.

5. KAPITEL Jagdmeute
    A uf dem Rückweg nach Wainwood House machte Penelope die ernüchternde Erfahrung, dass der fesselnde Aspekt eines Abenteuers in Claires Büchern überschätzt wurde. In keinem ihrer Romane war je die Rede davon gewesen, dass die tragische Heldin mit knurrendem Magen durch die eisige Witterung eines Novembernachmittags stapfte. Hätte auch nur die geringste Chance bestanden, von einem gut aussehenden jungen Gentleman aus ihrer Not errettet zu werden, wäre Penelope nur zu bereit gewesen, sich an einer Ohnmacht am Wegesrand zu versuchen. Doch der einzige andere Mensch, den sie auf der Landstraße traf, war der pickelige Gehilfe des Gemischtwarenladens. Darüber hinaus wucherten in dem Straßengraben, an dem sie ermattet hätte daniedersinken können, büschelweise Brennnesseln.
    Es waren keine Vögel zu hören, die lieblich in den kahlen Sträuchern sangen, und keine zarten Blumen erfreuten das Auge, stattdessen herrschte über dem Land ein trübes Grau. An einer Stelle war der überfrorene Boden sogar so tückisch glatt, das Penelope ausrutschte und der Länge nach hinfiel. Sie musste feststellen, dass die Garderobe, die sie am Morgen für den warmen Salon ihrer Mutter ausgewählt hatte, für die Landstraße ungeeignet war. Die Absätze ihrer Schuhe waren zu hoch, um bequem zu sein, die zarte Rüschenbluse war viel zu dünn, und auch der leichte Stoff ihrer Röcke schützte sie nicht gegen die Kälte. Nur der eilends von Hanna herbeigeschaffte Mantel bot eine gewisse Wärme, die jedoch nicht anhielt, bis sie das hohe Gittertor des Anwesens erreicht hatte.
    Auch die großzügige Weite des Parks stieß bei Penelope an diesem Nachmittag auf wenig Begeisterung. Sie fand die verschlungenen Wege durch die Gärten lästig, den Fluss unnütz und die Alleen endlos. Als sie endlich die pompöse Freitreppe betrat, stellte sie in Gedanken eine Liste tief empfundener Wünsche zusammen. Sie wollte Hanna ein warmes Bad bereiten lassen, aus der Küche nach Sandwiches schicken und dazu eine heiße Schokolade mit unerhört viel Sahne serviert bekommen. Außerdem wollte sie ihrer Familie um keinen Preis gegenübertreten, bevor sie nicht wieder angemessen gekleidet und in einem präsentablen Zustand war. Penelope hoffte, dass sie eine solide Chance auf etwas Ungestörtheit hatte, solange sie nur unbemerkt durch das Erdgeschoss kam.
    Auf ihr Klingeln hin öffnete Mr Frost mit der gewohnt stoischen Miene die Tür. »Bitte teilen Sie meiner Mutter mit, dass ich mich nicht wohlfühle und mich etwas hinlegen werde«, wies Penelope ihn an, während er ihr Mantel und Hut abnahm. »Und schicken Sie Hanna

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