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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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oft vor, dass sie ihrer Schwester etwas voraushatte, und die Gelegenheit war zu verlockend, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen. »Wirklich, ich bewundere deinen Einsatz«, erklärte sie. »Gerade zu heldenmütig. Erst letzte Woche hat sich James Limes bei einem Sturz auf der Fuchsjagd die Schulter ausgekugelt. Und in der letzten Jagdsaison haben die Haywards ihren Sohn verloren, als sein Pferd ins Straucheln geriet. Tragisch, nicht? Also pass auf, dass du nicht den Halt verlierst.«
    Sie selbst hatte keinerlei Mühe, sich im Sattel zu halten. Die Reiter hatten inzwischen die Wege verlassen und trabten über die Stoppelfelder. Das heisere Gebell der Hunde, die ihnen vorauseilten, auf der Suche nach dem Fuchs, hallte über die sanft geschwungenen Hügel und wies den Jägern den Weg. Sie ritten zwischen kahlen Sträuchern und über wucherndes Gestrüpp, vorbei an windschiefen Zäunen und schmalen Bachläufen.
    »Wie schwierig kann das schon sein?«, fauchte Claire zurück, bar ihrer üblichen Schlagfertigkeit.
    Als hätte er nur auf ein Stichwort gewartet, schloss Lord Nyles an Claires anderer Seite auf, aus jedem Knopfloch strahlend und offensichtlich bester Dinge. Das helle Rot seiner Haare biss sich aufs Grauenhafteste mit dem seiner Jacke, doch der Zylinder saß so tadellos auf seinem Haupt, als plante er auf dem Rückweg noch einen Besuch in der Oper. »Seien Sie ganz unbesorgt, Lady Penelope«, forderte er Penny auf. »Ich werde Ihrer Schwester nicht von der Seite weichen. Ja, ich verbürge mich mit meinem Leben dafür, sie ohne Knochenbrüche nach Wainwood House zurückzubringen.«
    Penny verkniff sich die Antwort, dass es ihr auf ein paar kleinere Knochen gar nicht so angekommen wäre, doch ihr Gesichtsausdruck war auch ohne Worte beredt genug, und Lord Nyles Lächeln vertiefte sich prompt.
    »Du siehst also«, sagte Claire, deren Laune sich bei Nyles Anblick verbessert hatte, »es besteht keine Notwendigkeit mehr für dich, bei mir auszuharren, Penny. Wage ruhig ein paar halsbrecherische Sprünge über Zäune und Gräben. Du kennst dich ja mit solchen Gefahren aus.«
    Penny hätte liebend gern verfolgt, wie Claire sich verkrampft im Sattel abmühte, brachte es aber nicht über sich, mit anzusehen, wie ihre Schwester sich an Lord Nyles Seite von einem taktierenden Biest in jenes übernatürliche Wesen verwandelte, dem alles wohl zu Gesicht stand, sogar verschwitzte Wangen und anrührende Tollpatschigkeit.
    »Während du die Beute schlägst?«, erkundigte Penny sich zum Abschied und trieb ihr Pferd an. Folgsam begann die Stute unter ihr in einen leichten Galopp zu verfallen, mit dem sie sich aus der Mitte der Reiter löste. Sie bahnte sich einen Weg zwischen den übrigen Jägern hindurch, wagte Überholmanöver und war endlich am äußeren Rand des Feldes angelangt. Hier schien sie freier atmen zu können, und nichts hielt ihren Blick auf. Zur ihrer Rechten trabten die Jäger unter aufgekratzten Scherzen und noch in jener gemächlichen Gangart, die der eigentlichen Jagd vorausging, einen Hang hinab. Julian hatte sie in der Menge aus den Augen verloren. Claire war mit Lord Nyles immer weiter zurückgeblieben. Doch plötzlich entdeckte Penny Colonel Feltham nur zwei Pferdelängen vor sich und holte auf. Seine verbissene Miene lud nicht dazu ein, sich an einem höflichen Plausch zu versuchen. Er ritt mit der peniblen Sorgfalt eines Soldaten, kerzengerade und doch wie eins mit seinem Pferd, die Augen scharf in das Tal unter ihnen gerichtet. Gerade so, als gelte es gegen einen unsichtbaren Feind zu reiten. Nichts deutete darauf hin, dass er Penelope neben sich bemerkt hatte, doch plötzlich beugte er sich auf dem Pferd nach vorn.
    Sie folgte seinem Blick und erkannte, dass die Hundekoppel auf einen Hain am Flussufer zuhielt. Die ersten braunweißen Jagdtiere schossen ins Unterholz hinein. Obwohl Penelope wusste, was nun folgen würde, starrte sie wie gebannt auf die kahle Baumgruppe. Das Gebell schwoll an, und dann glaubte sie einen dunklen Schatten zwischen den Stämmen hervorschießen zu sehen, so flach über den Boden gedrängt, als wollte er mit ihm verschmelzen. Ein heiseres »Tallyho!« schallte den Abhang hinunter und wurde mit einem aus tiefstem Herzen gegrölten »Joho!« von den übrigen Jägern aufgegriffen. Penelope beugte sich unwillkürlich tiefer über den Hals ihrer Stute, mehr war nicht nötig. Im selben Augenblick schien ein Ruck durch das Feld der Reiter zu gehen, der sie allesamt nach vorne

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