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Wainwood House - Rachels Geheimnis

Wainwood House - Rachels Geheimnis

Titel: Wainwood House - Rachels Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stoffers
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schroffen Hänge voller Geröll und die schwarz gähnenden Grabeingänge in den Felsen. Es war noch nicht vorbei. Noch lange nicht.
    Auf der anderen Seite der Wand trat Penelope von ihrem Ausguck zurück und stieß sich prompt wieder den Kopf an dem niedrigen Balken. Der dumpfe Aufprall hallte ihr in den Ohren nach und sie verharrte bewegungslos in der Dunkelheit der engen Geheimkammer. War es möglich, dass Jane Swain sie gehört hatte? Ohne sich noch einmal vorzubeugen, ohne einen Schritt zurückzutreten, lauschte Penelope auf ein Geräusch von der anderen Seite. Doch alles, was sie hörte, war das leise Knacken der Holzscheite im Feuer des Kamins. Gerade als sie schon glaubte, nicht bemerkt worden zu sein, wurde der schmale Lichteinfall des Gucklochs unterbrochen. Jemand war vor die Wand getreten. Es gelang Penelope mühelos, sich Janes zu allem entschlossenes Gesicht vorzustellen. Dann tauchte ein anderes Auge vor dem kreisrunden Loch auf. Dunkel und von dichten Wimpern umkränzt, sah es zu Penelope herein. Ihr Verstand sagte ihr, dass es dem ägyptischen Dienstmädchen unmöglich war, sie in der finsteren Kammer auszumachen. Und doch war Penny in diesem Moment überzeugt davon, geradewegs angesehen zu werden. Stattdessen wurde die Tür zum Salon geöffnet und Jane schreckte zurück.
    »Was machst du denn da?«, hörte sie Hannas Stimme, und das Geschirr auf ihrem Tablett begann leise zu scheppern.
    »Nichts …«, antworte Jane. »Ich dachte, ich hätte eine Maus gehört.«
    »Hier im Salon? Nicht auszudenken!«
    In dem Geheimversteck lehnte Penny sich gegen den Balken und atmete langsam aus. Natürlich war das albern. Sie waren im Haus ihrer Familie und Jane nur ein Dienstmädchen. Und doch wollte sie um nichts in der Welt beim Lauschen erwischt werden. Sicherheitshalber wartete sie ab, bis die beiden jungen Frauen wieder hinausgegangen waren, bevor sie zu der Tür, die zur Bibliothek führte, schlich und klopfte. Drei Mal schnell, zwei Mal langsam, das geheime Zeichen, das Julian und sie bei allen möglichen Gelegenheiten als Kinder benutzt hatten, wenn sie sich etwas mitteilen wollten. Julian öffnete von außen die Tür, ein Buch in der Hand.
    »Was hast du so lange da drinnen gemacht?«, wollte er wissen, während er ihr die Hand entgegenstreckte, um ihr aus der Holzverkleidung herauszuhelfen.
    »Es gibt tatsächlich ein Geheimnis, Jules«, sprudelte es aus Penny heraus, die ihre Stimme unwillkürlich zu einem begeisterten Flüstern senkte. »Es hat mit einer Ausgrabung von Janes Eltern zu tun. Da war etwas überhaupt nicht geheuer.«
    Mit neuen Spinnenweben in den Haaren und vor Aufregung geröteten Wangen erzählte sie Julian, was sie gehört hatte.
    »Also hat es schon einmal eine Ausgrabung in Amuth Beli gegeben …«, fischte Julian das Detail heraus, das ihm am wesentlichsten erschien. »Und damals muss irgendetwas geschehen sein, das Feltham davon überzeugte, dass es für Janes Eltern gefährlich wäre, dort weiterzuforschen.« Während er sprach, reichte er Penny sein Taschentuch, damit sie sich den Staub von der Kleidung wischen konnte.
    »Es könnte etwas damit zu tun haben, was meiner Tante Rachel zugestoßen ist«, nahm Penelope seinen Gedankengang auf. »Das könnte der Grund dafür sein, dass Papa nicht über Ägypten sprechen will.«
    »Wir müssten mehr über diese erste Expedition erfahren und über Rachels Tod«, schloss Julian den Kreis. »Es dürfte keine gute Idee sein, den Colonel direkt darauf anzusprechen.«
    »Irgendetwas an dieser ganzen Geschichte scheint ihn derart beunruhigt zu haben, dass er nach England zurückgekehrt ist«, stimmte Penny zu. »Dabei macht er auf mich nicht den Eindruck eines Feiglings.«
    »Vorausgesetzt, wir sehen keine Gespenster und er hatte nicht einfach nur Sehnsucht nach seiner Heimat und ein bewundernswertes Pflichtgefühl gegenüber einem jungen Waisenmädchen«, gab Julian zu bedenken.
    Doch diesen Einwand wollte Penelope nicht gelten lassen. »Feltham mag es bestreiten, aber es steckt irgendein Geheimnis hinter dieser ganzen Geschichte. Jane scheint das auch zu denken.«
    Julian hob wortlos eine Augenbraue, als ob er sie daran erinnern wollte, dass das Dienstmädchen noch nicht einmal von ihren Nachforschungen wusste. Penelope stieß ein belustigtes Prusten aus und schlug mit seinem Taschentuch nach ihm. Als sie beide wieder im Entree standen, wandte er sich noch einmal zu ihr um.
    »Die Totenmesse, in die wir heute Morgen geplatzt sind, wurde für

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