Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
er und machte mit der Rechten, die in einer weiten Tasche steckte, eine Geste, die seinen AI Gefährten General Gratach aufweckte. »Aber um genau zu sein, wir haben eine Reihe von Verdächtigen festgenommen, von denen einige beim Bau oder dem Transport von Sprengvorrichtungen ertappt wurden … und wir … verhören sie.«
    Gratach war nicht erschienen. Kuros blickte zur Seite, sein Blick huschte auf dem Balkon umher, während der Zorn an ihm nagte.
    »… allerdings fahnden wir immer noch nach dem ehemaligen Erdsphäre-Botschafter Robert Horst und anderen Beteiligten an der Ermordung des Diakon-Kommodores Reskothyr.«
    »Botschafter, ich nehme an, Sie kennen die Berichte und Aufzeichnungen von gewissen Welten der Yamanon-Domäne, auf denen der hegemoniale Monoclan Orsek über dreihundert Haftanstalten unterhält. Es gibt Aussagen, wonach Menschen von Darien in einer dieser Anstalten inhaftiert sind und verhört werden …«
    In diesem Moment tauchte neben dem Simulationsportal Gratach auf. Ein wenig durchscheinend und leicht flackernd stand die AI in ihrer rot-golden funkelnden
Kampfuniform kerzengerade da. Ihre Haltung wirkte leicht unterwürfig, doch in ihren dunklen Augen flammte der Zorn.
    »Utavess«, sagte Gratach. »Du hast einen wichtigen Besucher.«
    Obwohl die Reporterin immer noch weiterredete, stand Kuros auf und hob die Hand. »Einen Moment bitte«, sagte er, dann blickte er wieder Gratach an. »Wer ist der Besucher?«
    »Der Geläuterte Teshak, der unbedingten Vorrang hat.«
    Ein Geläuterter! Man hatte Kuros mitgeteilt, dass er vor dem Eintreffen des Tektors von einem hochstehenden Berater Besuch bekommen werde, doch damit, dass Iseri einen Geläuterten schicken würde, hatte er nicht gerechnet.
    »Ich danke dir, Gratach. Ich werde ihn unverzüglich empfangen.« Er wandte sich wieder der Henkayanerin zu. »Ich bitte um Entschuldigung, Reporterin Mesi, aber ich muss das Interview leider abbrechen - einer meiner Vorgesetzten ist von Iseri eingetroffen, und ich habe wichtige Angelegenheiten mit ihm zu besprechen. Wenn Sie einen neuen Termin wünschen, sprechen Sie bitte mit meinem Assistenten Junalsek.« Er deutete auf den mit einem wallenden Gewand bekleideten Sendrukaner, der soeben durch das Simulationsportal den Audienzsaal betreten hatte. »Er wird in meinem Terminkalender nachsehen und Sie beraten.«
    Die Reporterin erhob sich ungerührt, nahm den Rekorder, dankte ihm überschwänglich und folgte dem Assistenten. Als sie gegangen war, ließ Kuros Tisch und Stühle löschen und durch zwei größere, schwerere Sessel aus dunklem Holz ersetzen; die ungepolsterten Sitzflächen waren mit Schnitzereien verziert. Er musterte sie einen
Moment, dann schnitt er eine Grimasse und löschte den einen Stuhl.
    Als Teshak kurz darauf eintrat, stand Kuros auf dem Balkon und betrachtete die Schönheiten Erizans. Der Geläuterte war schlank und trug schlichte, eng sitzende Kleidung in Dunkelgrau und Silbergrün. Wie eine Waffe, dachte Kuros. Wie eine Vreyklinge; schlank, kalt und tödlich. Auch Teshaks Gesicht war schmal, mit markanten Knochen, drei Grate auf jeder Seite, ein scharfes Kinn und durchdringende, hellwache Augen. Der Mund war überraschenderweise breit, die Lippen voll, und er lächelte freundlich, während sein Blick eiskalt blieb. Ohne Eile nahm der Geläuterte Teshak auf dem Zeremonialsessel Platz und musterte die Simulation.
    »Der Himmelsbalkon des Palasts der Pflichten«, sagte er. »Ist das nicht ein wenig zu hoch gegriffen, Hoher Monitor?«
    Kuros entging nicht, dass der Besucher seinen rangniederen Titel gebraucht hatte, und entschied sich gegen defensive Ehrerbietung.
    »Als Botschafter repräsentiere ich nicht nur die Hegemonie, sondern setze auch die Anweisungen des Hegemons um. Wie Eure Geläutertheit bekannt sein dürfte, führen wir eine hoch wichtige Mission unter einzigartigen Umständen durch, da die Kolonisten Sonderbeziehungen zur Erdsphäre unterhalten. Darien steht nach wie vor im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit …«
    »Das sollte mittelfristig kein Problem mehr darstellen«, sagte der Geläuterte. »Der Zweite Tri-Advokat hat vorgeschlagen, die Menschen und Uvovo auf einen anderen geeigneten Planeten umzusiedeln und Darien von der Erdsphäre zu leasen oder ihn ihr abzukaufen.«
    Kuros’ Interesse war geweckt, doch er blieb skeptisch. »Die meisten Kolonisten würden einen solchen Vorschlag
äußerst unattraktiv finden, und die Uvovo würden ihn entschieden

Weitere Kostenlose Bücher