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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Malachi zu.
    »Name«, sagte er mit tiefer, klirrender Stimme.
    »Malachi Ash, Tech-Sergeant, dritte Untereinheit, Einsatzgruppe Deimos von der Kommandantur Sturmlöwe.«
    »Nennen Sie Ihr Vergehen.«
    »Ich wurde von einheimischen Kämpfern gefangen genommen, die meinen biophysikalischen Selbstvernichtungsmechanismus außer Kraft setzten und damit verhinderten, dass ich den Weg in die Nacht beschritt. Daraufhin nahm ich davon Abstand, den Weg mit anderen Mitteln zu beschreiten.«
    »Das ist noch nicht alles.«
    »Ich habe einige Schweigegeheimnisse an Nicht-Tygraner verraten.«
    »Sie kennen dieses Raumschiff?«
    Malachi erwiderte unverwandt den Blick des Offiziers.
    »Das ist das Patrouillenschiff Sternenfeuer der Kommandantur Graue Wächter.«
    »So ist es, und es hat Anweisung, Sie nach Alecto City auf Tygra bringen, wo man Ihnen in den Roten Hallen den Prozess machen wird.« Der Offizier stockte, fasste sich an den Helm und entriegelte ihn. »Zum Glück ist das nicht meine Order!«
    Unter dem Helm kam ein Kopf mit silberweißem Bürstenschnitt und kantigem Kinn zum Vorschein. Malachi sprang entgeistert auf, fassungsloses Staunen zeichnete
sich auf seinem Gesicht ab. Dann fasste er sich wieder, nahm Haltung an und neigte knapp den Kopf.
    »Captain, ich …«
    »Das war eine grausame Täuschung, Malachi, aber ich musste mich vergewissern, dass Ihre Geistesverfassung nach der Teillöschung noch intakt ist. Aber wie ich sehe, hat man es versäumt, Ihre Aufsässigkeit zu beseitigen.«
    Das also war Malachis Vorgesetzter, machte Theo sich klar. Wie hieß er noch gleich … Gideon?
    »Und was ist mit Ihrem Begleiter?«, fragte der Captain.
    Malachi sah Theo an. »Ich möchte Ihnen Major Karlsson von den Darien-Freiwilligenstreitkräften vorstellen. Theo, das ist Captain Franklin Gideon, Befehlshaber der Sturmlöwen-Kommandantur.«
    Theo erhob sich, erwiderte den stahlharten Blick des Tygraners und schüttelte ihm die Hand. Der Mann hatte einen festen Händedruck, den er mit sorgsam bemessener Kraft erwiderte.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Captain«, sagte er. »Zumal wir jetzt anscheinend doch nicht einem Verfahren mit zweifelhaftem Ausgang überstellt werden.«
    »Mit dem Obersten Marshal als Richter«, sagte Gideon, »wäre der Ausgang alles andere als zweifelhaft. Sie sind also Major …«
    »Im Ruhestand, Captain. Schon seit ein paar Jahren.«
    Gideon nickte ernst. »Mein offizieller Rang ist Captain, aber meiner Kommandantur gehören über fünfzehnhundert Soldaten sowie dreihundert Mitarbeiter an. Sie können vielleicht nachvollziehen, was es heißt, Menschen zu befehligen. Mit der Zeit wachsen sie einem ans Herz.«
    »Ja, das verstehe ich. Pflicht, Disziplin und harte Ausung sind eine Sache. Aber ohne Gemeinschaftsgefühl, Vertrauen und Loyalität geht es nicht.«

    Gideon zuckte mit keiner Miene, doch in seinem Blick lag die Härte des Bedauerns.
    »Ja, Major, die ganze Verantwortung habe ich so lange mit Freuden auf mich genommen, bis der Oberste Marshal vor zweiundsiebzig Stunden Haftbefehle für mich und meine höheren Offiziere erließ, nachdem wir öffentlich als Antinomiker gebrandmarkt worden waren.«
    »Aber nur der Rat von Archon kann die Festnahme eines hohen Offiziers anordnen«, sagte Malachi.
    »Der Bund und der Rat haben Beckers Reformen ausnahmslos abgenickt, Malachi«, sagte Gideon. »Dies ist nur ein weiterer Schritt auf einem vorgezeichneten Weg.« An Theo gewandt fuhr er fort: »Ich bedaure die Unannehmlichkeiten, die Ihnen entstanden sind, Major Karlsson, aber ich kann Sie nicht auf schnellstem Wege nach Darien zurückbefördern. Als wir dieses Raumschiff am Stützpunkt Kondor in unsere Gewalt gebracht haben, haben wir auch von den Sie betreffenden Befehlen erfahren; zum Glück hatten wir genügend Zeit, Sie auf dem Weg ins Heimatsystem ›einzukassieren‹. Ich habe eine Verabredung in der Nähe von Mirgast, dem äußersten Planeten, die ich unbedingt einhalten muss. Anschließend bringe ich Sie gerne zurück zu Ihrem Heimatplaneten.«
    »Ist diese Verabredung mit Gefahren verbunden, Captain?«, fragte Theo. »Soll ich in der Zwischenzeit vielleicht ein wenig Schießtraining machen?«
    Gideon lächelte. »Ich gehe nicht gern Risiken ein, Major. Ich treffe mich mit einem alten Freund, einem Mann namens Sam Rawlins.«
    »Dem Instruktor der Veteranen?«, sagte Malachi. »Es heißt, in seiner Jugend konnte er mit einer alten Wachpistole die Glocke des Ärzteturms zum Klingen

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