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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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bringen.«

    »Ich habe die Dellen mit eigenen Augen gesehen«, erwiderte Gideon, dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. »In Anbetracht des autoritären Klimas daheim hätte ich nicht damit gerechnet, dass Sam das Risiko eingehen würde, sich mit mir zu treffen. Seine Nachricht war kurz, er nahm Bezug auf geschichtliche Diskussionen, die wir miteinander geführt haben, und drängte mich, mit ihm in etwa elf Stunden im Orbit von Mirgast zusammenzutreffen. Ich habe mich entschieden, seiner Bitte nachzukommen, nicht zuletzt deshalb, weil er als Instruktor der Veteranen den Rat von Archon vielleicht dazu bewegen kann, mir eine faire Anhörung zu gewähren. Dann könnte ich beweisen, dass Beckers Vorwürfe unberechtigt sind, und den Marshal im Gegenzug der Pflichtverletzung anklagen.«
    »Klingt trotzdem ausgesprochen riskant«, meinte Theo. »Können Sie diesem Rawlins trauen?«
    »Ich vertraue ihm vollständig«, antwortete Gideon. »Er war Captain der Kommandantur Nachtwandler und mein Auser, bevor ich zu den Sturmlöwen versetzt wurde.«
    Theo überlegte nicht lange - seine Optionen waren ohnehin beschränkt. »Nun, Captain, ich bin kein junger Bursche mehr, aber mit Waffen kann ich immer noch umgehen«, sagte er. »Ich stehe Ihnen gerne zu Diensten.«
    »Danke, Major. Vielleicht komme ich auf Ihr Angebot zurück.« Gideon wandte sich an Malachi. »Und wie steht es mit Ihnen, Tech-Sergeant? Ich kann Sie nicht zwingen, sich mir anzuschließen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
    Malachi salutierte. »Sir, es ist klar, wo meine Loyalität und meine Pflichten liegen. Ich habe nur die Bitte, mir die Wahl der Waffen zu überlassen!«
    »Ich denke, das lässt sich machen.«

    »Könnte ich auch so eine Kampfmontur haben, Captain?«, fragte Theo.
    Gideon lächelte. »Wer die Unterwerfung fürchtet, ist der Niederlage gewiss.«
    Worauf Theo entgegnete: »Mit dem Mut verhält es sich wie mit der Liebe - er muss hoffen, genährt zu werden, und ich hoffe, meine Herren, dass die Nahrung noch viele Jahre vorhält!«

15 Robert
    »… mit Standardkonfiguration sind ganz normale Datenobjekte; man gibt sie ins Navigationssystem ein, dann durchquert das Schiff die verschiedenen Ebenen bis zum Ziel. Die Koordinaten des Verwesers sind jedoch in einem Multi-Parameter-Format codiert, das den Transitort, die Geschwindigkeit und den Annäherungsvektor spezifiziert …«
    »Und wenn der Übergang in das Nischenuniversum misslingt, müssen wir denselben Weg zurückfliegen und es erneut versuchen, ja, schon verstanden.«
    »Es bereitet mir Genugtuung, dass meine Ausführungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind«, sagte Reski Emantes. »Eine von den Anfangsbedingungen ausgehende Extrapolation ist stets lehrreich.«
    Ich kann jedenfalls problemlos extrapolieren, wie lange ich deine herablassende Art noch ertragen kann, dachte Robert. Ich habe doch nur gefragt, wie viele Parameter die Daten des Verwesers aufweisen, und schon muss ich mir einen Vortrag anhören!
    Er befand sich auf der Brücke der Plausible Antwort und arbeitete eine Reihe von schirmtutorien ab, die ihm die Bord-AI bereitgestellt hatte. Als Reski Emantes das mitbekam, hatte der Droide sogleich sein eigenes Lehrprogramm zusammengestellt, und in den drei Tagen seit dem Start vom Urcudrelriss in Schicht 92 hatte Robert sich bislang fünf Vorträge über die Gliederung des Hyperraums, alte Zivilisationen und untergegangene Völker anhören
müssen. Unter anderen Umständen und mit einem anderen Lehrer hätte es ihm sogar Spaß gemacht, zu erfahren, dass man die Schichten grob in neue, mittlere, tiefe und den Abgrund unterteilte. Oder dass die Raphaxis, ein Insektenvolk, einmal mehrere Schichten der Oberen Mitte bewohnt und ein Reich erschaffen hatten, das so lange von einem Netzwerk von Dimensionstoren zusammengehalten wurde, bis deren Erbauer Psiparasiten erlagen. Ein anderer Lehrer hätte wahrscheinlich darauf verzichtet, seinem Schüler bei jeder Gelegenheit seine intellektuelle Unbedarftheit vorzuhalten.
    Wegen seiner Beschäftigung mit Reski und dem Schiff hatte er kaum noch Zeit, um Rosa zu trauern; nur in den stillen Momenten vor dem Einschlafen hatte er dazu Muße. Jetzt, da Rosa nicht mehr war, schenkten beide AI ihm mehr Aufmerksamkeit als zuvor - was ihm keineswegs immer recht war-, doch das diente nur dazu, ihn auf dem Laufenden zu halten, denn Anweisungen seinerseits waren im Moment nicht erforderlich. Die meiste Zeit über kam er sich vor wie ein Passagier,

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