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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Gegner niemals unterbrechen, wenn er einen Fehler begeht.«
    Der Tygraner musterte ihn mit kalter Wut. »Halten Sie sich da raus!«
    Theo lachte. »Sagt er zu dem Mann, den er in die Tiefen des Raums entführt. Aber nein, das geht mich ja nichts an.«
    »Wenn Sie nicht das Maul halten, alter Mann, verpasse ich Ihnen eine Dosis, da vergeht Ihnen nicht nur die Aufsässigkeit!«
    »Sie sollten wissen, mit wem Sie es zu tun haben«, sagte Malachi. »Das ist ein ehemaliger Major der Freiwilligenstreitkräfte von Darien. Sie sollten ihm etwas mehr Respekt erweisen.«

    Der Offizier runzelte die Stirn. »Stimmt das?«
    Theo nickte. »Major Theodor Karlsson, im Ruhestand.« Er lächelte schwach. »Und das hab ich jetzt davon!«
    »Ich bin Lieutenant Hark. Ihre Kolonie scheint vor allem auf Landwirtschaft zu gründen - wohin führt das, wenn ein Major mit Hirten und Bauernjungs vorliebnehmen muss?«
    »Zu schlechter Laune und Verdauungsproblemen«, erwiderte Theo trocken, worauf Hark leise auflachte. »Nein, damit lässt sich mehr erreichen, als Sie denken. Außerdem wächst so ein Bauernjunge mit einem Gewehr über sich hinaus, wenn seine Welt angegriffen wird: ›Es ist die Sache, nicht der Tod, was einen zum Märtyrer werden lässt.‹«
    Hark lächelte. »Das ist von Napoleon. Aber wenn ein Land Wert auf gute Soldaten legt, muss es ständig Krieg führen.«
    Mein Gott, die Tygraner haben es wirklich mit Epigrammen, dachte er.
    »Krieg, wogegen?«, entgegnete er. »›Man darf nicht jeden nach seinen soldatischen Qualitäten beurteilen, sonst gibt es keine Zivilisation.‹ Das ist von Erwin Rommel, dem …«
    »Ich weiß, wer Rommel war!«, sagte Hark und straffte sich. »Jetzt sollten wir mal weitermachen. Wir werden bald an der Sternenfeuer anlegen, dann müssen Sie wach und beweglich sein.« Er langte zur Schalttafel hoch und machte eine Eingabe. Es klickte mehrmals, dann ertönte ein leises Zischen, worauf allmählich das Gefühl in Theos Gliedmaßen zurückkehrte. »Sie waren über zwei Tage lang im Koma, deshalb sollten Sie vor dem Transfer energiereiche Ergänzungsnahrung zu sich nehmen.« Zu Malachi sagte er: »Sie werden vermutlich feststellen, dass Ihnen Ihre Kommandantur keinen Rat wird geben können. Das liegt daran, dass die meisten höheren Offiziere der Sturmlöwen
zu Antinomikern erklärt wurden. Einige befinden sich bereits auf Tygra in Gewahrsam, einige wenige haben sich der rechtmäßigen Festnahme entzogen.«
    »Antinomiker?«, wiederholte Malachi. »Der Gegensatz zu Gründern … wie absurd. Das ist eine politische Säuberung, und dahinter stecken Becker und die AI in seinem Kopf. Ich wette, Captain Gideon wird noch vermisst, hab ich Recht?«
    »Spekulationen sind nutzlos«, erwiderte Hark. »Alle Antinomiker werden sich früher oder später vor Gericht verantworten müssen, und das gilt auch für Sie.«
    Zehn Minuten später standen sie Seite an Seite vor der Hauptschleuse. Theo zitterten ein wenig die Beine, und er hatte das Gefühl, dringend duschen zu müssen, doch wenigstens war er nicht mehr an die Liege gefesselt. Stattdessen hatte er Fesseln an Händen und Knien, war aber entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen.
    Sieh’s mal so, dachte er. In Kürze werde ich den Fuß auf einen weiteren Planeten setzen, auf dem Menschen seit anderthalb Jahrhunderten im Verborgenen leben. Wer weiß, wie es dann weitergeht?
    Zwei unbehelmte Tygraner in blauen Ezgara-Kampfanzügen standen hinter ihnen, und vor ihnen warteten Hark und ein weiterer Soldat darauf, dass sich die Schleuse öffnete. Im nächsten Moment ertönte ein Signal, und die drei Schichten der luftdichten Tür glitten nacheinander auf. In der Schleuse standen zwei weitere Tygraner, beide mit Helm, dessen dunkles Visier ihr Gesicht verbarg. Theo und Malachi bekamen einen Stoß in den Rücken und marschierten in die Schleuse, die sich hinter ihnen schloss. Dann wurden sie durch die Andockvorrichtung in die Sternenfeuer geleitet. Es fiel kein einziges Wort, als sie durch einen blau erhellten Gang zu einem kleinen Raum
mit einer niedrige Metallbank gingen. Ohne ihre Fragen zu beantworten, zeigten ihre Bewacher auf die Bank. Theo und Malachi ließen sich kopfschüttelnd darauf nieder.
    Sekunden später trat ein dritter Tygraner ein, auch er in voller Kampfmontur. Wohl ein Offizier, vermutete Theo. Der Mann verschränkte die oberen Arme, die Sekundärarme hingen herab. Hinter seinem Helmvisier hervor musterte er sie kurz, dann wandte er sich

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