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Wait for You

Wait for You

Titel: Wait for You Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Lynn
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setzte, versuchte ich mir vorzustellen, wie Cam jemanden zusammenschlug. Es gelang mir nicht. Nicht mal, nachdem ich gesehen hatte, wie wütend er auf den Kerl auf Jase’ Party gewesen war.
    Cam rieb sich wieder das Gesicht. »Ich endete im Gefängnis und er im Koma.«
    Mir fiel die Kinnlade nach unten, bevor ich meine Reaktion kontrollieren konnte.
    Er senkte den Kopf und wandte den Blick ab. »Ich hatte mich schon ab und zu geprügelt – das Übliche eben. Aber nichts in der Art. Meine Knöchel waren vollkommen aufgeplatzt, aber ich habe es nicht einmal gespürt.« Er schüttelte den Kopf. »Mein Dad… er hat seine magischen Kräfte eingesetzt. Ich hätte dafür eigentlich eine lange Zeit in den Knast wandern müssen, aber das ist nicht passiert. Wahrscheinlich hat es auch geholfen, dass der Junge ein paar Tage später wieder aufgewacht ist.«
    Mit jeder Sekunde, die verging, verspannten sich meine Muskeln mehr, einer nach dem anderen.
    »Ich bin glimpflich davongekommen – nicht mal eine Nacht im Gefängnis.« Cam lächelte, aber ohne jede Wärme. »Aber ich durfte mehrere Monate das Haus nicht verlassen, während alles geklärt wurde. Letztendlich bekam ich ein Jahr Sozialdienst im örtlichen Jugendheim, und dann ein weiteres Jahr Aggressionsbewältigungstherapie. Dort bin ich übrigens jeden Freitag. Meine letzte Sitzung ist im Herbst. Meine Eltern mussten Entschädigung zahlen, und du willst gar nicht wissen, wie teuer das war. Wegen des Sozialdienstes musste ich mit Fußball aufhören, aber… wie ich schon sagte, ich bin glimpflich davongekommen.«
    Er war glimpflich davongekommen.
    Genau wie Blaine glimpflich davongekommen war.
    Nein. Diesen Gedanken unterdrückte ich sofort. Das waren zwei unterschiedliche Situationen – Blaine war ein Vergewaltiger, während Cam den Kerl verprügelt hatte, der seine Schwester misshandelt hatte. Das, was Cam getan hatte, war falsch – Gewalt sollte niemals die Antwort auf Gewalt sein –, aber der Kerl hatte seiner Schwester wehgetan.
    »Ich verstehe«, sagte ich. Ich verstand, dass die Gegebenheiten ähnlich wirken mochten, aber doch vollkommen unterschiedlich waren. Und darüber war ich schockiert. Mein altes Ich – sie hätte nur darüber nachdenken können, dass beide nur deswegen so glimpflich davongekommen waren, weil ihre Eltern waren, wer sie waren – und Geld hatten. Aber so war ich nicht mehr. Und manchmal taten auch gute Menschen schlimme Dinge.
    Cam riss den Kopf zu mir herum. »Was?«
    »Ich verstehe, warum du es getan hast.«
    Cam stand auf. »Avery…«
    »Ich habe keine Ahnung, was das über mich aussagt, aber du hast deine Schwester verteidigt. Jemanden bewusstlos zu schlagen kann nicht die Antwort sein, aber sie ist deine Schwester und…« Und wenn ich einen Bruder gehabt hätte und er nach dem, was mir passiert war, so reagiert hätte? Nun, er wäre mein Held gewesen, so schrecklich das auch war. »Es gibt einfach Leute, die haben es verdient, in den Arsch getreten zu werden.«
    Cam starrte mich nur an.
    Ich stellte beide Füße auf den Boden. »Und es gibt vielleicht sogar Menschen, die es nicht verdient haben, auch nur zu atmen. Das auszusprechen ist krank und traurig, aber es ist trotzdem wahr. Dieser Kerl hätte deine Schwester umbringen können. Zur Hölle, er hätte irgendein anderes Mädchen totschlagen können.«
    Cam starrte mich weiterhin an, als sei mir eine zweite Nase gewachsen. »Ich hätte verdient, im Gefängnis zu sitzen, Avery. Ich hätte ihn fast umgebracht.«
    »Aber das hast du nicht.«
    Cam schwieg.
    »Lass mich dir eine Frage stellen. Würdest du es wieder tun?«
    Mehrere Sekunden vergingen, dann sagte er: »Ich würde immer noch zu seinem Haus fahren und ihn schlagen. Vielleicht nicht so schlimm, aber ehrlich, ich glaube nicht, dass ich so viel ändern würde. Der Bastard hat meine Schwester misshandelt.«
    Ich atmete tief durch. »Und das werfe ich dir nicht vor.«
    »Du bist…«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Krank?«
    »Nein.« Ein echtes Lächeln durchbrach seine angespannte Miene. »Du bist sehr bemerkenswert.«
    »So weit würde ich nicht gehen.«
    »Ehrlich«, sagte er, als er zur Couch kam und sich neben mich setzte. »Ich dachte, du wärst angewidert oder wütend, wenn du es erfährst.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Cam drückte seine Stirn an meine und umfasste sanft meine Wangen. Sein Blick suchte meinen. »Es ist ein gutes Gefühl, das los zu sein. Ich will nicht, dass es zwischen uns Geheimnisse

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