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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Richtung, hinüber zur Kirche St. Walburg, deren Silhouette sich auch im Nebel deutlich abzeichnete. Der Kirchturm hatte keine Spitze, sondern eine riesige Kupferkugel als Abschluss; darauf thronte eine Statue der heiligen Walburga und blickte – wie es Morgenstern schien – zu ihm herüber.
    Eine Sekunde hörte er ein Knirschen, das er bereits kannte. Der entfernteste der drei Ankerhaken löste sich vom Dachbalken. Was mache ich bloß?, dachte Morgenstern verzweifelt.
    Mit einem Geräusch, das sich wie ein Seufzen anhörte, verlor der zweite Haken den Halt. Himmel, hilf!, dachte Morgenstern, doch einen winzigen Moment darauf gab auch das Eisen direkt unter seinen Füßen nach. Morgenstern blickte noch einmal zum Kirchturm von St. Walburg. Dann stieß er sich mit aller Kraft, die seine verkrampften, bleiernen Beine aufbringen konnte, vom Rand des Daches ab und stürzte in die Tiefe.
    * * *
    »Sie haben mehr Glück als Verstand«, sagte der vollbärtige Mann, der sich zu ihm hinabbeugte.
    Morgenstern saß in einem Rettungswagen des Roten Kreuzes, der mit eingeschaltetem Blaulicht auf der inzwischen gesperrten Spitalbrücke stand. Er war klitschnass und zitterte am ganzen Körper, aber er weigerte sich beharrlich, sich auf die Rettungstrage zu legen.
    »Mir geht’s gut«, murmelte er immer wieder. »Mir geht’s gut. Aber was ist mit dem anderen?«
    Der bärtige Sanitäter schüttelte den Kopf. »Sie bringen ihn mit dem Hubschrauber weg. Aber Sie sollten jetzt erst einmal an sich selbst denken.« Er schaute Morgenstern bewundernd an.
    »Was ich immer noch nicht verstehe, ist, wie Sie es geschafft haben, bis hinüber in die Altmühl zu springen. Das müssen über fünf Meter sein. »Und es sieht so aus, als ob Sie eine optimale Landung gehabt hätten. Die Zuschauer haben uns gesagt, Sie hätten den Sturz irgendwie mit ausgebreiteten Armen gesteuert und erst am Ende die Knie ganz fest angezogen. Das war ein perfekter Sprung.«
    Morgenstern konnte sich an nichts erinnern. Das Ganze kam ihm wie ein Traum vor. Ein fürchterlicher Alptraum. Er schlug die Hände vors Gesicht, während ihm der Sanitäter eine grobe graue Wolldecke um die Schultern legte.
    »Ehrlich gesagt, ich hätte nicht geglaubt, dass jemand einen solchen Sprung überleben kann«, redete der Sanitäter weiter, vermutlich als Versuch, keine beklemmende Stille im Wagen aufkommen zu lassen. »Wussten Sie, dass die Altmühl neben der Spitalbrücke nur eineinhalb Meter tief ist?« Morgenstern schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute denken ja, sie wäre hier viel tiefer. Das Wasser ist so trüb, dass man das nicht erkennen kann.«
    Morgenstern stöhnte leise. »Warum bin ich dann unverletzt?«, fragte er flüsternd. »Ich hätte mir mindestens die Beine brechen müssen. Ich könnte querschnittsgelähmt sein.«
    »Das fragen sich alle da draußen«, antwortete der Sanitäter und deutete aus dem Rettungswagen, um den sich Feuerwehrler, Polizeibeamte und – mit kleinem Abstand – Schaulustige geschart hatten. »Aber es scheint eine Antwort auf dieses Rätsel zu geben. Es gibt eine tiefere Stelle in der Altmühl, gleich neben der Brücke.«
    »Eine tiefere Stelle?«, fragte Morgenstern ungläubig.
    »Ja, so eine Art Gumpen, ein Loch sozusagen.«
    »Ein Loch, ausgerechnet da, wo ich aufgekommen bin?« Morgenstern war fassungslos. »Das kann doch nicht wahr sein.«
    »Ich denke schon, dass es stimmt. Ein alter Anwohner drüben von der Pfahlstraße sagt, dass es diese tiefere Stelle schon seit dem Krieg gibt. Seit damals, als die alte Brücke gesprengt wurde. Deswegen gibt es hier neben der Spitalkirche den Rest eines kleinen Bombentrichters. Eigentlich mehr eine Kuhle. Aber das hat anscheinend ausgereicht, um Ihnen das Leben zu retten.« Der Sanitäter sah Morgenstern an. »Sie haben wirklich einen erstklassigen Schutzengel, wissen Sie das?«
    »Scheint so«, flüsterte Morgenstern.
    Auch mit Engelszungen war es den Sanitätern nicht gelungen, Morgenstern zu einer Fahrt in die Eichstätter Klinik zu bewegen. »Nur zur Beobachtung. Vielleicht haben Sie einen Schock«, hatte der Notarzt gedrängt, aber Morgenstern wollte nur noch nach Hause. Mit Fiona sprechen, seine Kinder in den Arm nehmen. Begleitet von seinem Kollegen Hecht machte er sich mit hängenden Schultern auf den Weg.
    Noch einmal blickte er sich um, sah das Spital mit der riesigen Kirche, die beiden Krankenwagen, das Feuerwehrfahrzeug und die Menschentraube, die nun noch größer geworden war. Am

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