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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Montagvormittag ist Abflug in München.« Freudestrahlend blickte Fiona ihn an. »Ist das nicht eine tolle Überraschung?«
    Morgenstern, dem noch immer Jamaika durch den Kopf schwirrte, war so baff, dass es ihm die Sprache verschlug. Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, stotterte er: »Aber, aber … das kannst du doch nicht machen. Der Schneidt bewilligt mir doch nie und nimmer Urlaub.«
    Fiona schien ihm gar nicht richtig zuzuhören. »Ich hab die Flugtickets schon hier, Halbpension, alles pauschal. Du hast doch erst letzte Woche erzählt, dass bei euch zurzeit fast nichts los ist und du problemlos noch ein paar Tage freibekommen könntest. In den Sommerferien machen sogar Verbrecher mal eine Pause.« Sie schaute ihn immer noch lächelnd an, doch als sie sein ernstes Gesicht sah, erstarb ihr Lächeln. »Du hast doch nicht etwa einen neuen Fall?«, fragte sie.
    Morgenstern nickte stumm.
    »Doch nicht diesen Fall hier in Eichstätt, von dem die ganze Stadt redet? Diesen Jäger?«
    Morgenstern nickte erneut. »Richtig.«
    »Die Bäckerin hat es mir schon erzählt, in der Stadtbücherei haben sie davon gesprochen, und drunten beim Bootsverleih auch.« Fiona arbeitete bei einem Kanuverleih an der Altmühl. »Alle erzählen, dass der Alte mit seinem Sohn ständig im Streit lag. Und mit der Schwiegertochter erst recht. Und dass ihr Möbelhaus drüben in Ingolstadt kurz vor der Pleite steht, seit es diesen riesigen Mega-Möbel-Markt im neuen Gewerbegebiet gibt.«
    Morgenstern war immer noch fassungslos, hatte jetzt aber wenigstens seine Sprache wiedergefunden: »Du hast ohne Rücksprache mit mir einfach einen Urlaub gebucht, noch dazu einen Pauschalurlaub! Wie kommst du denn auf so eine Idee?« Er dachte an Jonas und dessen Vermutung, dass er am Teutonengrill von Bibione enden würde. Ein bitterer Kloß stieg in seinem Hals auf.
    »Ich wollte dich überraschen. Das Angebot hing im Reisebüro im Schaufenster, unschlagbar billig, und den Kindern fällt daheim die Decke auf den Kopf. Das bekommst du ja gar nicht mit, weil du in Ingolstadt im Büro sitzt«, rief Fiona, jetzt hörbar beleidigt. »Den ganzen Tag soll ich die zwei bespaßen, ständig hängen sie mir am Hosenbein: ›Mama, uns ist so langweilig.‹ Du machst dir keine Vorstellung, wie mir diese endlosen Sommerferien auf den Keks gehen. Wenn es nach mir ginge, würden drei Wochen reichen. Nie denkt jemand an die Eltern.«
    Oh weh! Die Debatte glitt ins Grundsätzliche ab, eine Entwicklung, bei der Morgenstern regelmäßig verstummte. Das wusste auch Fiona. »Also gut«, sagte sie energisch. »Ich habe die Tickets, und du hast deinen Fall. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du die Sache bis Sonntag geklärt hast.«
    Morgenstern ächzte. »Also gut. Gleich morgen früh beantrage ich meinen Urlaub. Und ab dann heißt es: Zeit läuft.«
    Fiona schien zufrieden; sie stand auf, um Morgenstern ein Weinglas zu holen.
    »Pauschalurlaub in einem Hotel in Antalya«, brummte der abschätzig, als sie auf ihre Pläne für die kommende Woche anstießen. »Ich bin mal gespannt, ob man da irgendwo ein Lagerfeuer machen kann.«

DIENSTAG
    Am nächsten Morgen fuhr Morgenstern schon früh die fünfundzwanzig Kilometer hinüber nach Ingolstadt ins Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. »Trödeln verboten!«, schärfte er sich mit Blick auf den heranrückenden Türkeiurlaub ein. Er und Spargel würden dem Wilderer so rasch wie möglich einen Besuch abstatten. Hoffentlich machte der Richter beim Hausdurchsuchungsbefehl in Biesenhard keine Zicken. Morgenstern war sich jetzt auch gar nicht mehr so sicher, ob die Wirtin des Meilenhofener Sportheims tatsächlich, wie er es ihr versprochen hatte, halbwegs ungeschoren davonkommen würde. Das lag nur zum geringen Teil in seiner Hand. Er konnte allenfalls im Rahmen einer kleinen, inoffiziellen Kronzeugenregelung ein gutes Wort für sie einlegen.
    Aus München war bereits das Ergebnis der gerichtsmedizinischen und der ballistischen Untersuchungen gekommen: Matthias Schreiber war demnach mit einer Kugel vom Kaliber 7.92 erschossen worden, also mit typischer Jagdmunition. Die todbringende Kugel hatte noch in seinem Körper gesteckt. Über die Waffe ließ sich nur sagen, dass sie bisher noch nicht bei einem Verbrechen zum Einsatz gekommen war. Als Todeszeit war etwa dreiundzwanzig Uhr dreißig festgestellt worden.
    Punkt acht Uhr versanken Morgenstern und Hecht im Sofa ihres Vorgesetzten. Adam Schneidt schien mit den ersten

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