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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Ergebnissen zufrieden und versprach, sich umgehend um den Durchsuchungsbefehl zu kümmern.
    »Ein Wilderer in den Jurawäldern, schau mal einer an«, sagte er. »Wenn ich bedenke, dass ich da drüben schon manchmal beim Schwammerlsuchen war …«
    »Wo denn genau?«, fragte Hecht neugierig und rückte auf dem Sofa gespannt ganz nach vorne.
    Schneidt sah ihn merkwürdig an. »Ich wäre ja blöd, wenn ich hier leichtfertig meine besten Pilzplätze ausplaudern würde. Nur so viel, Herr Hecht: Ich parke im Tauberfelder Grund.«
    Der Tauberfelder Grund, wusste Morgenstern, war ein enges Wiesental genau zwischen Eichstätt und Ingolstadt, das von der Bundesstraße 13 durchschnitten wurde.
    »Sammeln Sie auch Schwammerl, Morgenstern?«, fragte Schneidt.
    »Nein, ist mir viel zu gefährlich. Ich möchte ungern meine ganze Familie mit einer einzigen Mahlzeit ins Jenseits befördern.«
    »Papperlapapp, Morgenstern. Mit einem kleinen Fachbüchlein für die Hosentasche ist das kein Problem. Was Sie nicht sicher identifizieren können, lassen Sie einfach stehen. Probieren Sie es aus, jetzt ist die beste Pilzsaison. Braunkappen können Sie momentan fast mit dem Rasenmäher ernten, so schießen die seit dem letzten Regen aus dem Boden.« Schneids Augen leuchteten, wie es Morgenstern noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Das Einzige, das ich zu dem Thema weiß, ist: Die meisten Vermissten, nach denen die Polizei jahrelang vergeblich gesucht hat, findet eines Tages ein Schwammerlsucher im dichten Unterholz. Gut für unsere Aufklärungsquote, schlecht für den Pilzsammler. Diese Überraschung möchte ich mir gerne ersparen. Wenn ich Pilze haben will, kaufe ich sie mir auf unserem Wochenmarkt.«
    »Dann sollten Sie aber besser einen Geigerzähler dabeihaben, lieber Herr Morgenstern. Die Pfifferlinge, die sie dort kaufen, kommen alle aus Osteuropa, zum Beispiel aus der Ukraine. Im Umland von Tschernobyl wachsen sie angeblich besonders gut.«
    Peter Hecht schaltete sich aus der Tiefe des Sofas ein: »Wenn Sie verstrahlte Lebensmittel suchen, Herr Schneidt, reicht es, wenn Sie sich in nächster Umgebung umsehen. Ich habe neulich gelesen, dass manche Wildschweine aus unseren Wäldern immer noch erhöhte Becquerel-Werte haben. Da bleibe ich lieber beim heimischen Hausschwein: unglücklich aufgewachsen, aber lebensmitteltechnisch einwandfrei.«
    »Haben wir’s allmählich mit unserem Exkurs?«, fragte Schneidt, obwohl er selbst die Debatte vom Zaun gebrochen hatte. »Sie schreiben mir jetzt bitte Ihre Ermittlungsergebnisse von gestern in den Computer. Bis dahin habe ich den Durchsuchungsbefehl, und dann nichts wie ab zu diesem Wilderer, wenn es denn ein Wilderer ist – was ich sehr für Sie hoffen will.«
    »Das wird schon stimmen«, sagte Hecht schnell und schaute Morgenstern auffordernd an. Der nickte eifrig.
    Kurze Zeit später waren sie mit einem Durchsuchungsbefehl in der Tasche unterwegs nach Biesenhard. Morgenstern, der den Zivilwagen fuhr, spürte unter der linken Achsel das Schulterhalfter, in dem seine Pistole steckte. Die Sache war ernst und vielleicht auch gefährlich. Mit solchen Leuten war nicht zu spaßen, wenn sie in die Enge getrieben wurden, vermutete Morgenstern.
    Die kürzeste Strecke, so hatten sie herausgefunden, führte durch das Schuttertal über Nassenfels hinauf auf die Jurahöhe. Am Ortseingang des nächsten kleinen Dorfes bog Morgenstern in einen Feldweg ab. »Muss mal kurz pinkeln«, sagte er entschuldigend. »Ich vermute, dass der Zachinger nicht begeistert wäre, wenn ich bei der Hausdurchsuchung als Erstes seine Toilette benutzen will.«
    »Da schließe ich mich doch gleich an«, verkündete Hecht und stieg ebenfalls aus dem Auto.
    »Wenn uns Fiona so sehen würde, wäre was los«, gestand Morgenstern, als sie einträchtig nebeneinander standen. »Sie regt sich immer fürchterlich auf, wenn Männer ihr Geschäft direkt an der Straße verrichten.«
    »Jetzt sieht sie uns ja nicht«, entgegnete Hecht pragmatisch. »Außerdem haben wir unser Auto als Deckung.«
    Als sie sich erleichtert hatten, deutete Morgenstern auf die andere Straßenseite. »Was ist denn das hier eigentlich, dieses Kreuz und der Stein da? Das ist mir gestern bei der Fahrt zum Sportheim schon aufgefallen.«
    »Keine Ahnung«, sagte Hecht und überquerte die Straße. Kurz darauf rief er: »Komm mal her! Das ist ein Soldatenfriedhof. Hier, mitten in der Pampa. Achtzehn Tote, alle umgekommen in den letzten Kriegstagen, erschossen von den

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