Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
aus. Fehlte bloß noch, dass Holzmann aus irgendeiner seiner Vitrinen einen Packen Landser-Groschenromane zog und ihm daraus vorlas. Missmutig sah er sich die Gewehre an. Holzmann nahm eines aus dem Ständer und drückte es ihm in die Hände.
    »Fühl mal! Damit haben unsere Väter und Großväter an allen Fronten gekämpft. Die K 98, ein echter Klassiker. Wir haben hier noch eines mit abnehmbarer Schulterstütze, speziell für die deutschen Fallschirmjäger.«
    Morgenstern stellte den Karabiner angewidert zurück und wandte sich zum Gehen. »Ich denke, ich habe für heute genug gelernt«, brummte er. Doch Holzmann palaverte unverdrossen weiter.
    »Du wolltest doch etwas über die verschiedenen Kaliber wissen? Die NATO -Staaten haben heute bei ihren Gewehren alle ein einheitliches Kaliber: 7.62. Das ist praktisch, wenn es gegen einen gemeinsamen Feind geht, da kann man sich prima gegenseitig mit Munition aushelfen.«
    Morgenstern stellte sein Gehör auf Durchzug und sah sich einen originalen Revolver der Marke Colt aus dem Jahr 1861 mit Griffschalen aus schimmerndem Perlmutt an. Wie gerne würde er einmal in die Vereinigten Staaten fahren, auf der Route 66 immer nach Westen bis nach Kalifornien. Stattdessen stand er hier im Keller der Eichstätter Bereitschaftspolizei und musste sich den drögen Vortrag eines Mannes anhören, der offenbar von Waffen besessen war.
    »… die deutschen Infanteriegewehre in den beiden Weltkriegen hatten bekanntlich noch Kaliber 7.92, knapp acht Zentimeter also«, plätschert Holtmanns Stimme. »Das hieß damals der Einfachheit halber 8 Mal 57 IS . Das IS steht für Infanterie Spitz, weil es die Standardmunition der Infanterie war, mit ganz spitzen Geschossen, natürlich auch ein Klassiker. Aber es gab auch verschiedene andere …«
    Morgenstern, mental immer noch mit einer Harley Davidson in der endlosen Weite auf der Route 66 unterwegs, vollführte eine Vollbremsung auf dem Highway. »Was hast du da eben gesagt?«, fragte er langsam. »Das mit dem Kaliber.«
    »Ich habe gesagt, dass es im Weltkrieg auch verschiedene andere Kaliber gab.«
    »Nein, ich meine, die Standardmunition, die mit der Spitze.«
    »Ach so. Ja, das war Kaliber 7.92.«
    »7.92, das ist genau das Kaliber, das heute überall als Jagdmunition verwendet wird«, folgerte Morgenstern überrascht.
    »Stimmt.«
    Morgenstern pflückte sich einen der Mauser-Karabiner aus dem Holzständer und sah ihn sich an, nun mit ganz neuen Augen. Er legte an, nahm die Wand ins Visier und fragte dann: »Wenn ich ein solches Gewehr habe, eines aus dem Zweiten Weltkrieg, würde das noch funktionieren?«
    »Logisch, wenn es hin und wieder geölt wird, fehlt sich da nichts. Diese Gewehre sind unverwüstlich. Aber ihr Besitz ist natürlich strengstens verboten. Sind ja Kriegswaffen.«
    »Und wäre die alte Munition auch noch funktionstüchtig?«, fragte Morgenstern gespannt.
    »Nur wenn sie sehr sorgfältig gelagert worden ist. Aber dann könntest du es auf den Versuch ankommen lassen. Es besteht aber die Gefahr, dass dir dabei das ganze Gewehr um die Ohren fliegt.«
    »Mir fliegt gar nichts um die Ohren«, stellte Morgenstern klar. »Ich ermittle nur. Ich schieße nicht.«
    »Ich hoffe für dich, dass du das immer schön trennen kannst.«
    Als Morgenstern vor seinem Haus hielt, sackte ihm das Herz in die Hose. Ihm stand ein schwerer Gang bevor. Er musste Fiona beichten, dass sie den Flug in die Türkei mit größter Wahrscheinlichkeit ohne ihn antreten musste. Vielleicht konnte sie ja eine andere Begleitung finden. Eine Freundin? Aber so kurzfristig würde sich das wohl nicht machen lassen. Auf jeden Fall lag familiärer Ärger in der Luft.
    Übellaunig stieg Morgenstern die Treppe zur Wohnung hinauf. »Ich bin daheim«, rief er in den Flur.
    »Du kannst die Schuhe gleich anlassen«, tönte es aus der Küche zurück. »Wir beide haben nämlich einen Termin«, rief Fiona.
    »So? Davon weiß ich ja gar nichts.«
    »Dann weißt du es eben jetzt. Wir gehen zum Optiker.«
    Morgenstern hatte sich mit Händen und Füßen gewehrt, aber Fiona war hart geblieben und hatte ihn zum nächstbesten Eichstätter Optikergeschäft geschleppt. Vergeblich hatte er dafür plädiert, wenn es denn schon sein müsse, wenigstens nach Nürnberg zu fahren und dort die Filialen der großen Billigoptiker abzuklappern. Da könne er bestimmt viel Geld sparen, außerdem mal wieder seine Heimatstadt besuchen und – das sagte er natürlich nicht laut – die ganze Aktion

Weitere Kostenlose Bücher