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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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versteckt haben«, erläuterte Morgenstern fröhlich. »Aber ich muss schon sagen, Zachinger: Sie enttäuschen mich.«
    »Warum?«, knurrte der Metzger zurück.
    »Wir hatten Sie eigentlich als Jura-Rambo im Wald vermutet oder vielleicht sogar in einer Hotzenplotz-Räuberhöhle. Stattdessen sitzen Sie hier in Unterwäsche vor dem Fernseher.« Morgenstern schüttelte missbilligend den Kopf. »Na ja, so kommen wenigstens Ihre Tätowierungen voll zur Geltung. Lassen Sie mal sehen.« Er rückte näher heran. »Das Übliche«, meinte er dann mit Blick auf eine Kobra mit weit aufgerissenem Maul, eine sich räkelnde vollbusige, nackte Frau und eine Rose. »Ich habe auch schon hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, mir ein Tattoo machen zu lassen. Aber wenn ich Sie so sehe, lasse ich das lieber sein.«
    Zachinger grunzte. »Wer hat mich verpfiffen?«, fragte er.
    »War anonym, das Vögelchen hat uns seinen Namen nicht genannt«, antwortete Morgenstern. »Aber irgendwann hätten wir Sie so oder so gefunden.«
    »Wie lange hätten Sie das eigentlich noch getrieben hier, dieses Versteckspiel auf Kosten Ihrer Freundin?«, fragte Hecht. »Das hatte doch wirklich keine Perspektive, da hätten Sie genauso gut freiwillig in den Knast gehen können.«
    »Lassen Sie das mein Problem sein«, gab Zachinger zurück. »Außerdem wird einem im Knast kein Essen ans Bett serviert, von Frauenbesuch ganz zu schweigen. Ich habe ganz einfach gehofft, dass ihr den Typen findet, der den alten Schreiber erschossen hat. Dann wäre ich wieder aus der Deckung gekommen. Das bisschen Wilderei, das sitze ich auf einer Backe ab. Aber Mord: Das ist ein anderes Kaliber.«
    »Genau so sehen wir das auch«, sagte Morgenstern. »Peter, ruf doch schon mal in der Zentrale an, dass sie unseren Herrn Zachinger hier abholen können.«
    Hecht ging nach draußen in den Flur und informierte per Handy das Polizeipräsidium. In zwanzig Minuten würde ein vergitterter Wagen, die »Grüne Minna«, vor der Tür stehen.
    »Wir haben also noch ein bisschen Zeit für gepflegte Konversation«, sagte Morgenstern. »Kurz und knapp: Wo waren Sie in der Nacht von vergangenen Sonntag auf Montag? Nur zur Erinnerung: Das war die Nacht, in der Matthias Schreiber auf seinem Jägerstand erschossen worden ist.«
    Zachinger rutschte nervös auf dem Bett hin und her und sagte dann: »Ich war, soweit ich mich erinnere, zu Hause. Am nächsten Tag standen zwei Schlachttermine an. Eine Sau am Vormittag und am Nachmittag gleich die nächste. Da muss ich um halb acht schon bei meiner Kundschaft sein und stehe um sechs Uhr auf. Wenn man da nicht ordentlich ausgeschlafen ist, wird das nichts. Ich habe mir also erst im Fernsehen den ›Tatort‹ angeguckt, und danach bin ich ins Bett gegangen. Mit meiner Frau.«
    Hecht schaltete sich ein. »Weiß Ihre Frau, dass Sie hier in Meilenhofen eine Geliebte haben?«
    »Nein, davon weiß sie nichts«, räumte Zachinger ein.
    »Das wird sie nicht freuen«, sagte Morgenstern. »Aber vielleicht gibt sie Ihnen das Alibi mit dem ›Tatort‹ und dem frühen Zubettgehen trotzdem.«
    Zachinger dachte mit mahlendem Kiefer nach. »Sie wird es schon bestätigen.«
    »Nur zur Vollständigkeit, Herr Zachinger: Am Sonntagvormittag waren Sie in Eichstätt auf der Wiesn und haben sich den Boxkampf angesehen, das ist doch richtig, oder?«, sagte Morgenstern mit gespielter Beiläufigkeit.
    Zachinger stutzte erst und zog die Stirn kraus, dann grinste er. »Das hat Ihnen meine Frau erzählt, stimmt’s?«
    »Falsch geraten, Zachinger«, konterte Morgenstern. »Das haben wir ermittelt. Es gibt sogar ein Foto, das Sie als Zuschauer zeigt.«
    »Und wenn schon? Das beweist bloß, dass Sie mit Ihren Schnüffeleien Ihre Zeit verschwenden. Sonntagvormittag war der Jäger Schreiber noch bei bester Gesundheit«, gab Zachinger zurück; es war allerdings nicht zu übersehen, dass er immer angespannter wurde. »Geben Sie mir mal meine Decke wieder, mir wird kalt«, forderte er.
    Morgenstern kam der Aufforderung nicht nach, sondern reichte ihm stattdessen eine ausgewaschene Jeans, die zusammengeknüllt auf dem Boden lag. »Ihr erotisches Tarzan-Höserl kann ich mir auf Dauer nicht ansehen.«
    Leise fluchend quälte sich Zachinger, eine Hand nach wie vor an den Heizkörper gefesselt, in die Jeans.
    »Ihr Netzunterhemd ist auch nicht gerade eine Augenweide«, legte Morgenstern nach. »Aber das lassen wir jetzt mal so.«
    »Ich habe Sie nicht eingeladen«, entgegnete Zachinger patzig.

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