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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gesehen, oder? Im Goldrahmen überm Bett. Wenn Sie Hendrix abhängen, finden Sie eine Nische. Die habe ich selbst gemauert. Da ist meine Waffe drin samt Munition. Und ein bisschen Zeug zum Rauchen.«
    »Gutes Versteck«, lobte Morgenstern. »Was ist das für ein Gewehr?«
    »Eine spezielle Wildererwaffe. Lässt sich ganz leicht in mehrere Teile zerlegen. Ich lagere sie in einem alten Besteckkasten, der gehörte zur Aussteuer meiner Frau.«
    »Und welche Munition verwenden Sie?« Ein Blick hinüber zu Hecht zeigte Morgenstern, dass der sich genauso wie er selbst auf die passende Antwort freute, auf das letzte Puzzleteil.
    »Kleine Hornetgeschosse. Prima Munition. Extrem leise.«
    Morgenstern entglitten für einen Augenblick die Gesichtszüge, dann sagte er barsch: »Das können Sie Ihrer Oma erzählen, aber nicht uns. Ich wette, dass Sie noch ein zweites Gewehr haben, mit großem Kaliber.«
    Zachinger schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich?«
    »Weil, weil … weil halt«, sagte Morgenstern. »Weil Sie Matthias Schreiber getötet haben, und weil Sie dafür Kaliber 7.92 verwendet haben. Darum. Und weil kein anderer in der Nähe war, oder fällt Ihnen vielleicht jemand ein?«
    Die Frage war rhetorisch gemeint, zynisch fast. Doch Zachinger begann tatsächlich zu grübeln.
    »Als ich zu meinem Radl gegangen bin, sind ganz in der Ferne zwei Leute gelaufen. Vielleicht hatten die etwas mit der Sache zu tun. Ich bin erst sehr spät aus meinem Versteck raus, um nach dem alten Schreiber zu sehen. Da hatten die alle Zeit der Welt, um weit weg zu kommen.«
    »Aha. Der große Unbekannte. Oder besser gleich zwei Unbekannte. Und wir sollen die jetzt suchen und Sie dafür in Ruhe lassen«, ätzte Morgenstern. »Wissen Sie was, Zachinger? Ich glaube Ihnen kein Wort. Doch: Ich glaube Ihnen, dass Sie exakt zur richtigen Zeit am Tatort waren. Und alles andere weisen wir Ihnen auch noch nach, verlassen Sie sich drauf.«
    Mit schnurrendem Motor fuhr draußen ein Fahrzeug vor. Morgenstern ging ans Fenster und schaute hinaus. »Die grüne Minna kommt Sie holen, Zachinger.«
    Er ging zur Tür, um den Polizisten Bescheid zu geben, und wandte sich dann noch einmal an Zachinger. »Eins noch, bevor wir hier im Unfrieden auseinandergehen. Wenn man bedenkt, dass wir in Oberbayern sind, schmecken Ihre Bratwürste gar nicht mal schlecht. Ich würde allerdings mehr Majoran verwenden.«
    »Rutsch mir doch den Buckel runter«, sagte der Hausmetzger.
    * * *
    Als Morgenstern am frühen Nachmittag im Polizeipräsidium sein E-Mail-Postfach öffnete, erwartete ihn eine Überraschung. Der Ballistiker vom Landeskriminalamt in München hatte am Abend eine kurze Mitteilung mit höchster Dringlichkeit geschickt: »Hallo, Morgenstern! Melden Sie sich umgehend bei mir. Betreff: Ihr Jagdgewehr.«
    Morgenstern war wie elektrisiert. Das Jagdgewehr aus Walter Schreibers lindgrünem Waffenschrank, das er erst am Vortag per Kurier nach München geschickt hatte! An das hatte er überhaupt nicht mehr gedacht. Was konnte das LKA so schnell darüber herausgefunden haben? Er lief über den Flur zu Hechts Büro.
    »Spargel, irgendetwas ist mit diesem Gewehr von Walter Schreiber faul.«
    »Glaub ich nicht«, gab Hecht nüchtern zurück. »Wir haben den Zachinger festgenagelt, was soll also noch sein?«
    Morgenstern tippte die Münchner Nummer ins Telefon, zweimal musste er neu wählen, weil er sich vor Nervosität verwählt hatte. Endlich klingelte es. Der Ballistiker war persönlich dran.
    »Ah, der Kollege Morgenstern von der Kripo Ingolstadt. Schade, dass ich Sie gestern nicht mehr erreicht habe, dann hätte ich Ihnen die Nachricht einen halben Tag eher mitteilen können. Ich kann Ihnen jedenfalls nur gratulieren.« Morgenstern hatte den Lautsprecher des Telefons eingeschaltet und blickte Hecht fragend an.
    »Also, dieses Gewehr, das Sie mir da geschickt haben, ist ganz ohne Zweifel genau dasselbe …« – er machte eine kleine Kunstpause – »… es ist genau dasselbe Gewehr, mit dem vor zwei Jahren die Raiffeisenbankfiliale in Nandlstadt in der Holledau überfallen wurde.« Morgenstern und Hecht erstarrten. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sprach ungerührt weiter: »Es gibt keinen Zweifel, wir haben die Daten exakt verglichen.«
    »Ein Ba… Ba… Banküberfall«, stotterte Hecht. Morgenstern wurde es heiß. »Ein Raub. Ja warum denn?«
    »Was fragen Sie mich?«, gab der Waffenexperte zurück. »Ich weiß nur das, was mir unser Computer ausgespuckt hat. Es

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