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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wenn jedes Haar bis zur Wurzel mit Kokain vollgepumpt ist. Alles schon erlebt.«
    »Ich komme so schnell wie möglich zu euch nach Ingolstadt«, kündigte der Freisinger Kollege an. »Das ist mein Fall. Da will ich persönlich dabei sein.«
    »Nichts lieber als das«, sagte Morgenstern. »Wir servieren dir den Bankräuber auf dem Silbertablett.« Er schaute auf die Uhr. »Bis fünf Uhr haben wir ihn hier im Präsidium.«
    »Ich werde da sein.«
    »Und jetzt zum Kriminaldirektor!«, kommandierte Morgenstern. »Höchste Zeit, dass wir ihm unseren Erfolg unter die Nase reiben. Der hat einen völlig falschen Eindruck von unseren Qualitäten.«
    »Stimmt. Wenn wir weiterhin zwei Fälle pro Tag lösen, wird Schneidt vielleicht befördert. Am besten weit, weit weg nach München ins Innenministerium.«
    »Dann bekommt er die Federführung für die Personalführungsstrategie«, warnte Morgenstern. »Bloß nicht!«
    Er klopfte mit übertriebener Entschlossenheit an Adam Schneidts Bürotür, wartete nicht auf eine Antwort, sondern zog die Tür mit einem extrabreiten Lächeln auf.
    Adam Schneidt hatte auf seiner Couch gelegen und schreckte nun hoch. Anscheinend hatten ihn seine Ermittler aus einem kurzen Nachmittagsnickerchen geweckt.
    »Können Sie nicht warten, bis ich ›Herein‹ sage?«, murrte er und setzte sich aufrecht hin.
    »Nein, ausnahmsweise nicht«, gab Morgenstern zurück. »Kollege Hecht und ich haben nämlich gute Nachrichten.«
    »Hat dieser Zachinger, den Sie heute festgenommen haben, endlich gestanden?«, fragte Schneidt.
    »Noch nicht ganz. Der ist ein zäher Brocken. Aber wir haben ganz nebenbei einen alten Fall geklärt. Schwerer Banküberfall im Freisinger Gebiet.«
    »Donnerwetter!«, sagte Schneidt und wollte aufstehen.
    »Bleiben Sie ruhig sitzen«, sagte Morgenstern großzügig.
    »Wir melden uns in ein bis zwei Stunden wieder bei Ihnen. Dann wissen wir mehr«, meinte Hecht.
    »Sie können bis dahin ja ein paar Akten studieren. Vielleicht unsere Personalakten«, sagte Morgenstern.
    Und ehe Schneidt antworten konnte, hatten die beiden, immer noch beschwingt vom unerwarteten Doppelerfolg, das Büro verlassen und die Tür hinter sich zugezogen.
    Sie fuhren erneut hinaus zum Ingolstädter Gewerbegebiet, ins Wohnparadies Schreiber; wild entschlossen, Schreiber junior ins Präsidium mitzunehmen und ihn dort nach allen Regeln der Kunst durch die Mangel zu drehen.
    Wieder betraten sie ein nahezu menschenleeres Geschäft. Der gelangweilte junge Verkäufer an der Kasse unterbrach sein vermutlich wieder einmal privates Telefongespräch erst, als ihm die Kriminalbeamten ihre Dienstausweise unter die Nase hielten. Nein, das Ehepaar Schreiber sei gerade nicht im Haus, teilte er mit, und er rechne heute auch nicht mehr mit den beiden. »Die sind beim Golfen, wie jeden Donnerstagnachmittag. Im Wittelsbacher Golfclub in Rohrenfeld.«
    »Sicher?«
    »Absolut sicher. Ich könnte sie auch auf dem Handy anrufen. Aber das müsste dann schon eine ganz dringende Sache sein. Herr Schreiber wird beim Golf nicht gerne gestört.«
    »So dringend ist es dann auch wieder nicht«, log Morgenstern und gab Hecht das Signal zum geordneten Rückzug. Der Möbelverkäufer setzte sein Privattelefonat fort. Beim Hinausgehen konnten sie hören, dass es dabei um das letzte Spiel des FC Ingolstadt 04 ging, das mit einer Niederlage der »Schanzer« geendet hatte.
    Die Fahrt zum Golfplatz dauerte knapp dreißig Minuten. Als sie durch eine lange, schmale Allee auf die Sportanlage zusteuerten, überlegten sie, wie sie Schreiber in die Zange nehmen wollten. Sie stellten den Wagen auf dem geschotterten Parkplatz vor dem Clubhaus ab und ließen sich von einem Angestellten den Standort der Schreibers zeigen. Sie seien einen knappen Kilometer vom Clubhaus entfernt und würden, so die Auskunft, begleitet von einem befreundeten Paar – einem Arzt des Ingolstädter Klinikums und dessen Gattin. Die Ermittler hatten also einen respektablen Fußmarsch vor sich.
    Der Golfplatz war auf dem Gelände eines früheren Gutshofs angelegt und gehörte dem ehemaligen bayerischen Königshaus, den Wittelsbachern. Riesige, einzeln stehende Laubbäume prägten den Platz. Unter den Schirmen der mächtigen Eichen und Buchen hatte einst das herrschaftliche Vieh Schutz vor Sonne und Regen gefunden. Heute »grasten« rund um die Bäume die Freizeitsportler. Schon von Weitem sahen Hecht und Morgenstern das golfende Quartett, das sich im Stile des schottischen Landadels

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