Walburgisöl - Oberbayern-Krimi
kostümiert hatte. »MacSchreiber«, spottete Morgenstern. Zielstrebig steuerten sie auf die vier zu, die ihnen bei ihrer Ankunft verwundert die Köpfe zuwandten.
»Sie schon wieder?«, fragte Schreiber sichtlich unerfreut.
Morgenstern hob beschwichtigend die Hand und stellte sich und Hecht dem Arztehepaar kurz vor.
»Wenn wir stören, können wir euch auch kurz allein lassen«, schlug der Mediziner vor.
Walter Schreiber widersprach: »Nein, Hartmut, bleib ruhig hier. Ich denke, dass sich alle Fragen im Nu beantworten lassen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Hecht. »Es gibt nämlich gewisse, ähm, Komplikationen.«
»So, welche denn?«, fragte Schreiber. Morgenstern beobachtete ihn genau. Keine auffällige Regung.
»Sagt Ihnen der Ortsname Nandlstadt etwas, Herr Schreiber?«, fragte Hecht ohne nähere Erklärung.
Schreiber überlegte, brummelte vor sich hin: »Nandlstadt, nie gehört, oder warten Sie mal: Doch, das ist irgendwo in der Holledau. Ich bin da schon mal vorbeigefahren. Holledau, das stimmt doch, oder? Warum wollen Sie das wissen?«
»Sie waren also schon einmal in Nandlstadt?«, bohrte Hecht nach.
»Ich weiß es nicht, ganz ehrlich. Manchmal, wenn Stau auf der Autobahn ist, fährt man irgendwelche Abkürzungen über Land, und mir scheint, da bin ich mal durch diesen Ort gekommen.«
Hecht sah Morgenstern mit einem siegessicheren Blick an und setzte dann nach: »Darf ich Ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfen? Könnte das vor etwas mehr als zwei Jahren gewesen sein, genauer gesagt …« Er kramte demonstrativ in seiner Jackentasche, zog einen kleinen Notizblock hervor, blätterte betont umständlich darin und hatte dann endlich gefunden, wonach er gesucht hatte. »Waren Sie vor gut zwei Jahren, am 23. Mai, in Nandlstadt?«
Schreiber sah erst Hecht, dann Morgenstern erstaunt an. »Könnten Sie mir bitte erklären, worauf Sie hinauswollen? Wenn ich damals mit dem Auto in eine Radarfalle gefahren sein sollte und Sie mir diese alte Sache jetzt in Rechnung stellen, dann muss ich mich schon sehr wundern.«
»Nein, wir haben kein Foto aus einem Starenkasten, wenn Sie das meinen«, sagte Morgenstern. »Wir haben einen ganzen Film. Aufgenommen am 23. Mai um kurz nach acht Uhr.«
Es war Schreiber anzusehen, wie er sich qualvoll das Hirn zermarterte. Morgenstern schickte das Arztehepaar jetzt doch ein Stück zur Seite.
Als die beiden außer Hörweite waren, sprach er Klartext: »Sie haben uns gestern Ihr Jagdgewehr ausgehändigt, Herr Schreiber. Wir haben es untersucht, und siehe da: Mit diesem Gewehr, Ihrem Gewehr, wurde damals in Nandlstadt eine Bank überfallen. Die Überwachungskamera hat alles aufgezeichnet. Der Täter war maskiert, der Fall wurde nie geklärt.« Morgenstern machte eine Kunstpause. »Als Besitzer der Waffe sind Sie natürlich unser Hauptverdächtiger. Verständlich, oder?«
Schreiber wurde kreidebleich und begann zu stottern: »D… das war … das war ich nicht. Und es kann auch nicht mein Gewehr gewesen sein. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich das Gewehr seit vielen Jahren nicht mehr benutzt habe. Das muss ein Missverständnis sein!«
»Leider ganz und gar nicht, Herr Schreiber«, beharrte Hecht. »Die moderne Ballistik kann jede abgeschossene Kugel der verwendeten Waffe zuordnen. Das ist so sicher wie ein Fingerabdruck. Aus Ihrem Gewehr wurde damals in Nandlstadt geschossen.« Er warf einen kurzen Blick auf Irmgard Schreiber, die bisher wortlos zugehört hatte. »Ihre Frau, die theoretisch ebenfalls in Frage kommen könnte, scheidet als Täterin aus. Der Bankräuber war eindeutig ein Mann.«
»Also, das ist doch die Höhe!«, rief Irmgard Schreiber jetzt aufgebracht. »Sie sollen den feigen Mord an meinem Schwiegervater aufklären, stattdessen schieben Sie meinem Mann einen Raub in die Schuhe? Das kann doch nicht wahr sein!«
»Aber, aber, wir schieben niemandem etwas in die Schuhe«, stellte Morgenstern klar. »Ich frage Sie zum letzen Mal, Herr Schreiber: Waren Sie in Nandlstadt, ja oder nein?«
Walter Schreiber verlor die Nerven. Er polterte los: »Nein, verdammt noch mal, ich kenne dieses Kaff nur vom Namen her! Ich habe keine Ahnung, wie mein Gewehr da hingekommen ist.«
Hecht übernahm wieder. »Es gibt theoretisch die Möglichkeit, dass sich jemand Ihr Gewehr ausgeliehen hat. Frau Schreiber, haben Sie da vielleicht eine Idee? Gibt es eine Putzfrau oder Haushälterin, die weiß, wo der Schlüssel zum Waffenschrank versteckt ist? Oder könnte das
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