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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sonst finde ich das ganze Wochenende keine Ruhe.«
    »Wäre es nicht besser, du würdest den Spargel mitnehmen?«, fragte Fiona.
    »Warum? Meinst du, dass mir die Alte an die Gurgel geht? Nein, ich werde mich ganz friedlich mit ihr unterhalten.«
    »Und was ist mit dem Mittagessen?«, fragte Fiona. »Ich habe einen leckeren Gemüseauflauf im Ofen, mit Zucchini, Kartoffeln, Möhren und Fenchel.«
    »Wartet nicht auf mich. Ich kaufe mir später was.« Bei McDonald’s, dachte Morgenstern, behielt das Geheimnis aber wohlweislich für sich.
    »Ach, noch was, Mike: Deine Brille ist fertig. Der Optiker hat eben angerufen. Du kannst sie jederzeit abholen. Am besten machst du das jetzt gleich, liegt doch auf dem Weg.«
    Morgenstern brummelte etwas Unverständliches, steckte sich dann aber ein paar große Scheine in den Geldbeutel und ging aus dem Haus.
    Er kam gerade noch rechtzeitig durch den Nieselregen, bevor der Optiker um Punkt zwölf Uhr mittags das Wochenende einläutete, und ehe er sichs versah, stand er mit der Brille auf der Nase auf der Straße und sah die Welt mit ganz neuen Augen.
    Das Gestell drückte ungewohnt an Ohren, Schläfen und Nasenbein, und Morgenstern blinzelte missmutig mal durchs eine, mal durchs andere Glas. Die Regentropfen, die auf den Gläsern hafteten, irritierten ihn. Nach wenigen Minuten stopfte er die Sehhilfe in seine Jackentasche. Ihm blieb noch Zeit genug, sich an das Ding zu gewöhnen, dachte er unfroh. Der Rest seines Lebens.
    * * *
    Die Adresse Frauenberg 87 lag dicht beim Stadtzentrum, allerdings jenseits der Spitalbrücke auf der anderen Seite der Altmühl. Eng aneinandergeschmiegt standen hier alte Häuser steil den Berg hinauf. Der Frauenberg war eine historische Vorstadt, eine von vieren in Eichstätt. Hier hatte der Reichtum im Laufe der Jahrhunderte nur bedingt Einzug halten können. Kleine Handwerker und Tagelöhner hatten am Frauenberg ihre Häuschen gebaut und sich nebenher ein paar Ziegen gehalten. Heute waren viele dieser Anwesen renoviert, aber einige hatten seit Jahrzehnten keinen Handwerker gesehen, erkannte Morgenstern, als er zu Fuß die Straße hinaufächzte. Hausnummer 87 – das war mal wieder typisch. Bei seinen Ermittlungen musste er immer zum weitest entfernten Haus einer Straße marschieren. Warum konnte es nicht Hausnummer 2 sein?
    Endlich stand er vor Walburga Zinsmeisters Haus und wandte sich noch einmal um: Unter ihm lag die Altstadt mit dem Dom, der Schutzengelkirche und der riesigen Klosteranlage von St. Walburg, die sich an den gegenüberliegenden Hang des Altmühltals schmiegte. Er konnte auch die gewaltige mittelalterliche Stadtmauer erkennen, die die Stadt mit hochgemauerten Türmen nach Norden hin abschirmte. Sogar die Mariensäule, die auf dem Residenzplatz stand, war zu sehen. Die vergoldete Figur ragte ein klein wenig über die umgebenden Gebäude heraus.
    Schön hier, wenn nur der verdammte Regen nicht wäre, dachte Morgenstern, denn noch immer nieselte es sanft. Er zog den Kopf tief ein und warf einen letzten Blick hinab auf die Stadt. Er musste an die alte Klosterschwester denken, die so eindringlich von den letzten Kriegstagen erzählt hatte. Wirklich ein Glück, dass die amerikanischen Bomber Eichstätt damals, 1945, in Frieden gelassen hatten.
    Morgenstern drehte sich um und sah sich Walburga Zinsmeisters Haus an: eher ein Häuschen, wenn man es recht betrachtete. Dringend sanierungsbedürftig. Der Putz bröckelte an einigen Stellen von der graubraunen Wand, der Lack der dunkelgrünen Haustür blätterte ab. Wären nicht hinter den Fenstern einige Topfpflanzen gestanden, hätte man das Haus für unbewohnt halten können.
    Morgenstern läutete und lauschte gespannt. Es gab, wie hier nicht anders zu erwarten, keine Sprechanlage. Es dauerte eine Weile, dann hörte er im Flur Schritte, und die Tür öffnete sich.
    »Grüß Gott«, sagte die gebückte alte Frau und musterte Morgenstern fragend.
    »Sind Sie Frau Zinsmeister? Walburga Zinsmeister?«, fragte Morgenstern. Als die Frau nickte, holte er seinen Dienstausweis aus der Tasche, zeigte ihn ihr und stellte sich vor: »Ich bin Oberkommissar Mike Morgenstern von der Kriminalpolizei in Ingolstadt. Ich ermittle im Mordfall Matthias Schreiber, und ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.«
    »Mit mir unterhalten?« Walburga Zinsmeister hob die Handflächen nach oben. »Was soll eine Frau wie ich dazu sagen können?«
    »Ich denke, wir sollten das drinnen besprechen«, sagte Morgenstern und

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