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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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wie die Amis einrückten.«
    »Da haben die Eichstätter Schwein gehabt, dass die SS freiwillig getürmt ist«, meinte Morgenstern. »Das hätte auch schiefgehen können.« Er dachte an das völlig zerbombte Nürnberg.
    »Die heilige Walburga hat uns geholfen«, sagte Seraphina. »Es war wie ein Wunder, dass alles so gut ausgegangen ist. Die SS hatte einen regelrechten Hass auf das fromme katholische Eichstätt und wusste genau, dass alle nur darauf warteten, dass endlich die Amerikaner kamen. Am Schluss haben sie sogar noch ein paar arme Kerle aufgehängt, direkt vor ihrem Abzug. Sinnlos, so sinnlos.« Die Nonne schüttelte den Kopf. »Aber jetzt muss ich mich wieder um unsere Urlaubsgäste kümmern.« Sie schaute auf die Uhr. »Mei, es ist schon elf. Ich muss die Zimmer herrichten.« Mit schnellen Trippelschritten verließ sie den Besprechungsraum.
    »Ich kann doch nicht bis zum nächsten Herz-Jesu-Freitag warten, bis die alte Frau wieder in die Walburgisgruft kommt«, brummelte Morgenstern.
    Die Äbtissin schüttelt den Kopf. »Gestern war erst Herz-Jesu-Freitag. Der nächste ist also in einem Monat, Anfang Oktober. Sie müssen sich etwas einfallen lassen. Oder Sie setzen auf Kommissar Zufall als fünfzehnten Nothelfer.«
    Morgenstern sah sie verständnislos an. »Welcher Nothelfer?«
    »Die vierzehn Nothelfer? Kennen Sie die nicht?«
    »Ähm, nicht persönlich«, beeilte sich Morgenstern.
    »Die vierzehn Nothelfer sind Heilige, die man in besonderen Notlagen anrufen kann.«
    »Aha. Gehört da denn die heilige Apollonia auch dazu?«, fragte er, denn der ungewöhnliche Vorname der Äbtissin hatte ihn schon die ganze Zeit beschäftigt.
    »Nein, die Apollonia ist nicht dabei, obwohl sie gut dazupassen würde. Sie hilft nämlich bei Zahnschmerzen.«
    Morgenstern schüttelte den Kopf über so viel volkstümliche Wundergläubigkeit. Doch die Äbtissin war unbeeindruckt. »Wenn Sie jemals einen eitrigen Backenzahn haben, denken Sie an meine Worte.«
    »Auweia«, sagte Morgenstern und griff sich instinktiv an die Backe.
    Nachdem er sich das allererste Anliegen der unbekannten Frau aus dem Sommer 1945 notiert und zudem sein Nusshörnchen mit viel Gekrümel gegessen hatte, verließ Morgenstern das Kloster. Zum Abschied reichte Mutter Apollonia ihm ein winziges, mit Wachs versiegeltes Glasfläschchen voll Walburgisöl, kleiner als ein Fingerhut, dazu einen Zettel, auf dem ein Gebet abgedruckt war.
    »Was ist das jetzt eigentlich genau, dieses Öl?«, fragte Morgenstern, als er schon in der Tür stand. »Da sind ja bloß ein paar Tropfen drin.«
    »Es ist kein Öl, auch wenn es so heißt. Chemisch gesehen ist es reines Wasser, Kondenswasser. Es bildet sich in der kalten Jahreszeit im Sarkophag der heiligen Walburga, und wir füllen es in diese kleinen Fläschchen ab. Seit vielen Jahrhunderten schon.«
    »Schwitzwasser aus einem Steinsarg. Klingt ja gruselig«, sagte Morgenstern ehrlich.
    »Aber es schafft, wenn man will, ganz engen Kontakt zu unserer Heiligen.«
    »Wenn man will«, wiederholte Morgenstern.
    »Gott segne Sie, Herr Kommissar«, sagte die Äbtissin zum Abschied.
    War gar nicht so schlimm, stellte er fest, als er draußen auf dem sonnigen Hof stand. Gegenüber Hecht, nahm Morgenstern sich vor, würde er aber dennoch fürchterlich jammern. Konnte nichts schaden, wenn der Kollege ein bisschen Respekt vor seiner Leistungsbereitschaft bekam. Nur von dem Walburgisöl, das er in die Hosentasche gesteckt hatte, würde er ihm sicherheitshalber nichts erzählen. Hechts mit Sicherheit blöden Kommentar dazu wollte er sich ersparen. Überhaupt: Was sollte er mit dem sonderbaren Fläschchen anfangen? Wegwerfen war bestimmt total verboten. Er würde das Ding wohl am besten in die heimische Hausapotheke stecken, zu den Aspirintabletten und der Mobilat-Salbe.
    Auf dem Heimweg beschloss Morgenstern, noch einmal auf den Wochenmarkt zu gehen und einen Blumenstrauß für Fiona zu kaufen. Das schlechte Gewissen plagte ihn, weil er sie mit den Jungs schon am übernächsten Tag in den Urlaub verabschieden würde. Gut, dass er es ihr jetzt gebeichtet hatte. Niemals würde er seinen Fall bis zum Montagmittag lösen können. Erwin Zachinger, der Wilderer, schien vorerst nicht zu einem umfassenden Geständnis bereit. Und die mysteriöse alte Frau war ihm immer noch ein Rätsel – ein Rätsel mit einer engen Verbindung zum ermordeten Matthias Schreiber. Er dachte über die Einträge im Anliegenbuch nach. An die Einsamkeit und

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