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Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Walburgisöl - Oberbayern-Krimi

Titel: Walburgisöl - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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deutete kurz auf die Nachbarhäuser. »Es muss ja nicht jeder zuhören.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Walburga Zinsmeister. »Bitte sehr.« Sie ging Morgenstern durch einen schmalen Gang voraus und dann nach rechts in eine kleine, niedrige Küche, die zugleich als Essraum diente.
    Morgenstern betrachtete die Frau. Ihre glatten Haare waren grau, fast silbern, ihr Gesicht hager und faltig, mit einer markanten, langen Nase und großen braunen Augen. Bestimmt war sie einst eine schöne Frau gewesen.
    Morgenstern quetschte sich auf eine kleine, enge Eckbank und legte seinen Notizblock auf die blanke Resopalplatte des Tisches. Die Einbauküche war wohl aus den frühen sechziger Jahren, die Türen der Hängeschränke hingen müde in den ausgeleierten Angeln. In einer Ecke drängten sich ein kleines Sofa und ein dunkelgrünes Küchenbüfett, in dessen Glasfenster Fotos gesteckt waren. Hinter ihm an der Wand hing ein gesticktes Bild in einem Rahmen, das Dürers »Betende Hände« zeigte. Daneben das Farbfoto eines Brautpaars: eine Studioaufnahme.
    Auf einem frei stehenden Gasherd kochten Kartoffeln, ein Geruch, den Morgenstern sofort erkannte.
    »Was gibt’s denn heute?«, fragte er, um die Situation zu entspannen, und deutete auf den Herd.
    »Salzkartoffeln, Kraut und Wurst«, sagte Walburga Zinsmeister. »Aber die Kartoffeln brauchen noch ein bisschen. Was genau wollen Sie von mir wissen?«
    »Frau Zinsmeister, mein Kollege und ich haben Sie gestern auf der Beerdigung von Matthias Schreiber gesehen. Sie kamen erst sehr spät auf den Friedhof und hatten einen sehr … schönen Blumenstrauß dabei. Da drängt sich der Gedanke auf, dass Sie etwas über Herrn Schreiber wissen könnten, das uns bei unseren Ermittlungen weiterhelfen könnte.«
    »Er ist ja nun tot.« Walburga Zinsmeister zog sich einen einfachen Stuhl heran und setzte sich Morgenstern gegenüber. »Und wir alle müssen einmal sterben, der eine früher, der andere später, nicht wahr?« Morgenstern nickte, und sie sprach weiter: »Wissen Sie, was ich manchmal glaube? Es gibt Menschen, denen schenkt der Herr fast das ewige Leben. Alle um sie herum sterben, aber sie trifft es nicht. Als wollte man sie im Himmel nicht haben.« Sie machte eine Pause. »Und in der Hölle auch nicht.«
    »Zählen Sie sich auch zu diesen Menschen? Wie alt sind Sie, Frau Zinsmeister?«
    »Ich bin jetzt fünfundachtzig, und weiß Gott, ich habe mir oft gewünscht, es würde einfach zu Ende gehen. Lange schon. Aber ich musste weiterleben, immer weiterleben. Man hat mich noch gebraucht.«
    Morgenstern dachte an das Hochzeitsfoto hinter sich an der Wand. »Waren Sie, ähm, sind Sie verheiratet?«, fragte er.
    »Nein, ich war nie verheiratet.« Sie deutete auf das Foto. »Aber ich habe einen Sohn. Gottfried. Er wohnt draußen in Landershofen in einem schönen Haus und sieht immer wieder einmal bei mir nach dem Rechten. Er hat mir angeboten, dass ich bei ihm wohne, aber ich bin der Meinung, dass jeder sein eigenes Leben führen soll. Einen alten Baum verpflanzt man nicht«, sagte sie und lächelte dünn. »Und eine bessere Aussicht als hier kann ich nicht haben.«
    Morgenstern war sich nicht sicher, wie weit die Liebe dieses Gottfried reichte, wenn er dem Haus seiner Mutter so wenig Pflege angedeihen ließ. Als Schmuckstück konnte man es wirklich nicht bezeichnen. »Was wissen Sie über Matthias Schreiber?«, wiederholte er und drückte demonstrativ die Mine seines Kugelschreibers heraus.
    »Nun, jeder hier in der Stadt kannte ihn. Sie haben ja gesehen, wie groß die Beerdigung war. Am Ende haben nicht einmal die Sterbebildchen ausgereicht, die sie gedruckt hatten.«
    »Haben Sie denn noch eines bekommen?«
    »Ja. Wollen Sie es sehen?« Sie stand auf und ging aus der Küche über den Gang in ein rückwärts gelegenes Zimmer. Morgenstern hörte, wie sie eine quietschende Schranktür öffnete. Wenig später kehrte sie zurück.
    »Sehen Sie, das ist es.«
    Morgenstern nahm das gefaltete Erinnerungsstück und betrachtete es. Auf der Vorderseite war ein hölzernes Wegkreuz in einer Gebirgskulisse zu sehen. Die Innenseite informierte über Schreibers Lebensdaten.
    »Ich habe eine ganze Sammlung von Sterbebildchen«, sagte die alte Frau. »Sie sind für mich wie Grabsteine aus Papier.«
    »Aber Sie werden wohl nicht auf jeder Beerdigung einen Blumenstrauß ins Grab werfen«, sagte Morgenstern und erinnerte sich an die Aussage der Blumenhändlerin.
    »Nein, der Hias war eine Ausnahme.«
    »Warum eine

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