Wald-Schrat
Vorstellung gehabt, was Gefühle eigentlich waren. Nun aber wusste er, dass man von allen Gefahren sie am wenigsten unterschätzen durfte.
Auf dem Weg zum Zentralplateau erlangte Forrest seine Trittsicherheit zurück, und sein Fell trocknete. Eve legte sich trockene Kleidung an. Dass sie im Wasser gewesen waren, war ihnen nicht mehr anzusehen. Dann gab sie noch seine Hand frei, damit selbst dieses verräterische Zeichen verschwand. Forrest bemühte sich um ein unbeschwertes Gesicht und normale Körperhaltung, und war im Stillen erstaunt, mit welcher Mühelosigkeit Eve sich einen kühlen Anschein gab, als wäre zwischen ihnen nichts auch nur gedacht worden. Offensichtlich waren Mädchen darin besser als Männer. Oder wenigstens Faune.
»Das war knapp«, sagte Imbri in einem privaten kleinen Traum zu Forrest. »Wenn sie dich statt auf die Ohren auf den Mund geküsst hätte…«
Dawn blickte sie wissend an, enthielt sich aber jedes Kommentars.
Forrest trat vor Ida. »Der Name des Sees lautet Sarah See«, begann er und berichtete ihr in allen Einzelheiten über seine Tiefen. Je länger er sprach, desto stärker fühlte er sich zu Ida hingezogen. Sie war eine attraktive Frau mit einem bemerkenswerten Talent, und nun wusste er, wie besonders ihr Mond war. Eve hatte ihn spitzbübisch verlockt, doch er wusste, dass es sich dabei mehr um Verlangen handelte als um Liebe. Ida führte ihn in dieser Hinsicht nicht in Versuchung, doch sein Gefühl für sie überwältigte ihn zusehends. Für immer wollte er bei ihr bleiben und sich im Vergnügen ihrer Gesellschaft sonnen. Das, so begriff er, konnte nur Liebe sein, ein Gefühl, das er noch nie zuvor erfahren hatte. Vom Verlangen unterschied es sich sehr, obwohl manche Gemeinsamkeit bestand. Sollte Ida überhaupt irgendwelches Verlangen bekunden, dann würde es vollends auf dem übergeordneten Gefühl basieren. Zum Glück gab sie derlei mit keinem Anzeichen zu verstehen, obwohl ihr Mond sich Forrest zuneigte, um ihn besser beobachten zu können.
»Nun bin ich an der Reihe«, sagte Ida, nachdem er zu Ende gesprochen hatte. »Du hast nichts zurückgehalten und meine lebenslange Neugier gestillt. Sorge dich nicht um deine augenblicklichen Gefühle; sie sind schon bald vorüber. Höre also, was du wissen musst: Du musst mit den Säumern sprechen und ihnen erklären, dass sie getäuscht wurden. Sag ihnen, dass sie keine Gefallen erweisen, sondern sie stehlen und werden deshalb bald verschwinden.«
»Den Säumern?«, fragte Forrest. »Meinst du damit die Linien?«
»Nein, die Geschöpfe, die diese Linien erzeugen«, sagte Ida. »Sie werden von den Hexenmeistern in Verliesen gehalten und erfahren so gut wie nichts, was wahr wäre.«
Über Forrests Kopf leuchtete eine Glühbirne auf. »Wenn sie also die Wahrheit erfahren, hören sie auf, die Linien zu erzeugen, und die Herrschaft der Hexenmeister bricht zusammen!«
Ida lächelte. »Ich freue mich, dass ich dir etwas Nützliches sagen konnte.«
»Aber ganz bestimmt!«
»Und wie kommen wir in die Burgen, um die Säumer zu informieren?«, raunte Imbri ihm in einem kleinen Traum zu.
Forrest gab die Frage weiter.
»Ihr müsst nur Ghina finden, die das Talent hat, Menschen in Schlaf zu versetzen«, antwortete Ida. »Sie befindet sich irgendwo auf der roten Seite Pyramids und wird euch helfen, wenn ihr sie darum bittet. Außerdem benötigt ihr Jfraya mit dem Talent, eine Tür zu zeichnen, die sich öffnet.«
»Aber wo finden wir Ghina und Jeffrey?«
»Ghina ist die Tochter von Graeboe Riese und Gloha Kobold-Harpyie, glaube ich. Ein großes geflügeltes Koboldmädchen. Und Jfraya, von ungewisser Herkunft, lebt auf Pyramids grüner Seite. Ich fürchte, ihr müsst von ihnen Gefallen annehmen und werdet entsprechend schrumpfen.«
»Ich mache das«, sagte Imbri.
»Dann wissen wir es«, sagte Forrest. »Ich danke dir.«
»Kein Dank erforderlich«, entgegnete Ida. »Es war ein gerechter Tausch.«
Da bemerkte er etwas: »Mein Gefühl für dich – es ist verschwunden. Ich liebe dich nicht mehr. Nicht, dass du meiner Liebe nicht wert wärst, aber – «
»Ja, ich weiß. Das Gefühl verschwand, als ich deinen Gefallen erwiderte. Aber ich hoffe, du begreifst nun, weshalb ich mich vorher geweigert hatte, dir zu helfen.«
»Aber natürlich. Das Gefühl ist großartig, aber man sollte es nur wohlbedacht wecken.«
»Das ist ganz richtig. Ich bin froh, dass wir Gelegenheit fanden, unsere Information zu beiderseitigem Nutzen
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