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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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erst einmal eine gewisse Übung erlangt hatte.
    Das Wasser wurde zu seicht, um darin zu schwimmen. Was sollte er tun? Sich in einen Plattfisch verwandeln? Doch das Wasser würde ja trotzdem seichter werden, bis keine Plattheit der Welt ihm noch nutzte.
    Dann lachte er über seine eigene Dummheit. Er war angekommen! Er war am Strand und brauchte kein Fisch mehr zu sein. Nun konnte er seine eigene Gestalt annehmen.
    Was er dann auch tat. Übergangslos stand er bis zu den Knöcheln in der Brandung, und auch seinen Rucksack hatte er dabei. Den Rucksack? Wie hatte er es nur geschafft, den mitzubringen? Er öffnete ihn und suchte darin; er fand alles an Ort und Stelle, einschließlich seiner Ersatzsandalen und des verkorkten Zauberfläschchens. Offenbar rüstete sich seine Seele mit allem, was sein Körper besessen hatte. Das war doch sehr beruhigend.
    Mit einem lauten Platschen fiel hinter ihm etwas ins Wasser, dann tauchte neben ihm ein Pferd auf. »Ich habe ihr Bescheid gegeben«, sagte Mähre Imbri. »Nun sind wir sicher auf Ptero angekommen, und du kannst dich deiner Suche widmen.«
    »Toll«, entgegnete Forrest, »und wie genau stellen wir das an?«
    »Ich habe nicht die leiseste Idee.«
    Forrest blickte auf den Strand vor ihnen. Das war wirklich eine Herausforderung.

4 – Ptero
    Sie wateten an Land. Forrest platschte beim Gehen, während Imbris Hufe geräuschlos durch das Wasser glitten. Am Ufer entlang zog sich ein hübscher weißer Sandstreifen, der sich bemerkenswert präzise wand, um immer zwischen dem Wasser und dem Land zu bleiben. Die Luft war angenehm warm.
    Forrest grübelte über Imbris Worten. »Wenn du nicht die leiseste Idee hast, was wir tun sollen, und mir ebenfalls nichts einfällt, was machen wir dann?«
    »Vielleicht sollten wir jemanden fragen, der sich damit auskennt.«
    Etwas störte Forrest, und es gelang ihm herauszufinden, was es war. »Dein Maul bewegt sich nicht, wenn du sprichst.«
    »Das liegt daran, dass Mähren mit ihren Mäulern nicht besonders gut sprechen können. Eigentlich sind sie nur zum Wiehern da. Deshalb spreche ich in deinem Kopf.«
    »Aber ich benutze meinen Mund, um mit dir zu sprechen. Ich höre das Geräusch.«
    »Das liegt daran, dass du stofflich bist.«
    »Stofflich? Aber ich bin doch nur mit der Seele hier.«
    »Jede Seele besitzt ein geringes Maß an Substanz. Sie reicht gerade aus, um dir hier einen festen Körper zu verschaffen, denn schließlich ist alles auf Ptero sehr klein. Deshalb hast du natürlich deine übliche Gestalt angenommen, einschließlich Sandalen und Rucksack.«
    »Und du die deine«, sagte Forrest, der allmählich begriff. »Aber du wirkst ein wenig verschwommen.«
    »Weil ich nur eine halbe Seele habe, mein Pferdekörper aber um ein Mehrfaches schwerer ist als dein Faunenleib. Deshalb habe ich weniger als ein Zehntel deiner Dichte. Wenn du mich berührst, durchdringt mich deine Hand.«
    »Ehrlich?« Er klopfte der Tagmähre auf die Schulter – und seine Hand sank bei nur geringem Widerstand in ihren Körper ein. Er riss sie sofort wieder heraus. »Entschuldigung.«
    Imbri zuckte mit den Schultern, ein interessanter Anblick bei einem Pferd. »Es tut nicht weh. Solange du mich sehen und hören kannst, ist alles in Ordnung.«
    »Ich frage mich, ob du hier völlig stofflich werden könntest – wenn dir die Frage nichts ausmacht? Zum Beispiel, indem du deinen Körper verkleinerst? Sodass du mit dem Mund sprechen könntest?«
    »Sicher, wenn dir das lieber ist.« Sie schrumpfte zu einer zierlichen Menschenfrau in einem engen schwarzen Kleid. »Ist es recht so?«, fragte sie mit dem Mund. »Ich habe nur die Hälfte deiner Masse, deshalb kann ich nicht größer werden, ohne undeutlich zu werden.«
    »Das ist großartig, du siehst prima aus.« Damit wollte er sagen, dass ihn ihr Körper in Bezug auf seine Stofflichkeit zufrieden stellte, doch in Wahrheit war er mehr als zufrieden stellend: Wie eine hübsche junge Frau mit glänzendem schwarzem Haar sah sie aus, fast wie eine Nymphe. Nur ihr leichtes Pferdegebiss störte, aber das war verständlich. Schließlich war sie noch immer eine Art von Pferd.
    Imbri machte einen Schritt, stolperte und fiel auf die Nase. »Prrr!«, schnaubte sie verdrossen. »Ich bin einfach nicht daran gewöhnt, stofflich zu sein.«
    Forrest musste gestehen, dass er sie verstand. Dreißig Jahre lang hatte sie nur eine halbe Seele besessen und davor als Nachtmähre über vier Beine verfügt. Deshalb konnte sie mit der Handhabung

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