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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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Berufs.«
    »Ja, sicher.« Doch Forrest war nur höflich. Er hatte auf eine fähige Führerin gehofft, und nun schien es ganz so, als wäre Imbri gerade das überhaupt nicht.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich die Tagmähre, »aber ich versuche mein Bestes zu tun. Doch du hast Recht: Zweifelsfrei – führen vermag ich dich nicht. Vermutlich war ich lediglich das geringste aller Übel, soweit es den Guten Magier angeht.«
    Was sollte er darauf erwidern? Auf jeden Fall wäre es unaufrichtig gewesen, ihre Worte zu bestreiten.
    »Ich muss dich noch einmal fragen: Wünschst du wirklich, diesen Ausflug zu machen?«, wandte sich Prinzessin Ida an Forrest. »Um ehrlich zu sein, scheinen mir die Chancen, dass du Erfolg hast, genauso hoch zu stehen wie die für einen Fehlschlag. Wenn du aber scheiterst, könnten beide Bäume eingehen.
    Bestenfalls haben wir es hier mit einem zweifelhaften Unterfangen zu tun.«
    Forrest wusste, dass ihr Einwand vernünftig war. Doch der Gedanke, aufzugeben und das Versprechen gegenüber dem Pantinenbaum seines verschollenen Freundes zu brechen, war ihm unerträglich. »Nein. Ich muss es tun.«
    »Wie du willst. Möchtest du noch irgendwelche Vorbereitungen treffen, bevor du gehst?«
    »Nein. Ich möchte es nur hinter mich bringen und zu meinem Baum zurück.«
    »Dann leg dich auf dieses Bett und rieche an der Flasche, die der Gute Magier dir gegeben hat. Ihr Zauber wird deine Seele von deinem Körper lösen, damit sie nach Ptero reisen kann. Ich bleibe dicht bei dir, bis du dort bist.«
    »Aber woher willst du das wissen?« Nun, da er sich entschieden hatte, fielen ihm etliche Dinge ein, über die er sich den Kopf zerbrechen sollte.
    »Imbri wird es mir sagen. Sie wird dich dorthin führen und dann rasch zu mir zurückkehren, um mir deine Ankunft zu melden.«
    Nun war Forrest wieder sehr froh, die Tagmähre bei sich zu wissen. Überhaupt nicht behagte ihm der Gedanke, dass seine Seele sich auf halbem Wege zwischen seinem Körper und dem winzigen Mond verirren könnte.
    Er setzte sich aufs Bett, nahm den Rucksack ab und legte sich hin. Obwohl das Bett sehr bequem war, konnte er sich nicht entspannen. Solch eine seltsame Reise hätte er sich im Leben nicht ausgemalt. Aber es führte kein Weg daran vorbei – er musste es tun. Er griff in den Rucksack, der nun neben ihm auf dem Bett lag, und holte die Flasche des Guten Magiers hervor. Er stählte sich, fasste den Korken und zog ihn heraus. Mit einem leisen Ploppen löste sich der Stopfen, und Forrest hielt sich das Fläschchen unter die Nase und schnüffelte.
    Plötzlich kam er sich völlig fremd vor. Er war in einem widerlichen Sumpf aus zäh anhaftendem Schleim gefangen, saß buchstäblich fest. Er versuchte sich freizukämpfen – er brauchte Raum zum Atmen.
    »Ganz ruhig«, sagte eine Stimme. »Du solltest nichts davon abreißen.«
    Forrest blickte um sich, aber seine Augen vermochten sich nicht scharf zu stellen. Um genau zu sein, schien er gar keine Augen zu haben. Er versuchte zu sprechen, doch offenbar fehlte ihm auch ein Mund.
    »Einfach treiben lassen«, riet ihm die Stimme. »Lass deine Seele schmelzen.«
    Seine Seele? Er folgte dem Hinweis und stellte fest, dass er gar nicht zu kämpfen brauchte; mühelos entschwebte er dem Sumpf, und als der Rest von ihm freikam, zog er sich zusammen, sodass Forrest nun eine einzelne Wolke war.
    »Nun bilde ein Auge, dann siehst du besser.«
    Als Forrest sich darauf konzentrierte, bildete sich ein Augapfel. Vor sich sah er nun eine hohe weißliche Wand.
    »Du schaust auf die Decke. Blick nach unten.«
    Er drehte das Auge und sah seinen Körper schlafend auf dem Bett liegen. Als ihm ein Ruf des Erstaunens entfahren wollte, gelang das nicht. Also schuf er einen Mund. »Oh!«, machte er, denn er hatte begriffen, aus welchem Sumpf er sich gerade befreit hatte.
    »Mach dich jetzt ganz klein.«
    Er bestimmte, klein zu werden. Dadurch konnte er schärfer sehen. Neben sich erblickte er ein Pferd, eine Stute. Ihre Hufe standen unverrückbar fest mitten in der Luft. »Mähre Imbri!«
    »Genau. Folge mir nach Ptero.« Damit trabte sie an.
    Forrest versuchte zu laufen, aber weil er keine Beine hatte, schwebte er Imbri einfach hinterher. Sie näherte sich einer riesigen Statue. Im nächsten Moment erkannte Forrest, dass es sich gar nicht um eine Statue, sondern um Prinzessin Ida handelte. Sie hielten auf ihren Kopf zu.
    »Du musst dich viel kleiner machen«, sagte Imbri. »Wir haben noch einen weiten Weg

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