Wald-Schrat
sein.«
Das dunkle Gesicht verfinsterte sich. »Ich bin nicht Mentia.«
Hoppla. Dämoninnen konnten unangenehm werden, wenn sie sich beleidigt fühlten. »Dann entschuldige ich mich. Ich dachte, eine Dämonin, die so wunderschön ist, müsste Mentia sein.«
»Ach, das hast du gedacht, ja? Mentia ist verrückt. Vergiss das nie.«
Die Gestalt verwirbelte und formte sich neu. Nun war die Nymphe so schön, dass Forrest Schwierigkeiten hatte, sie anzuschauen, ohne dass er Zuckungen bekam.
»Du hast Recht«, versicherte er ihr und beschirmte die Augen mit einer Hand. »Das ist doppelt so schön wie sie.«
»Und nur halb so schön wie ich sein könnte, wenn ich Lust hätte, mir die Mühe zu machen. Also los, du Waldschrat, ich habe nicht die ganze Woche Zeit.«
»Los? Wohin?«
»Zu Humfreys Schloss natürlich. Was hast du denn gedacht?«
Ein mattes Licht ging ihm auf. »Du bist Mentias Freundin!«
»Freundin? Das wäre leicht übertreiben. Ich bin Dämonin Sideria und schulde Mentia einen halben Gefallen. Deshalb bringe ich dich zum Schloss. Zurück nicht – das wäre ein ganzer Gefallen. Und ich werde dich auf der Reise nicht rasend glücklich machen, also denk nicht einmal daran, Waldschrat.«
»Ich bin ein Faun, kein Waldschrat. Und ich hab’ nicht daran gedacht!«
Sie wirkte enttäuscht. »Hast du nicht?«, fragte sie.
Das konnte bös enden. »Nun, ich habe den Gedanken daran unterdrückt, allerdings nicht ganz erfolgreich. Schließlich bin ich ein Faun, wie du weißt, und kein Waldschrat. Wir sind mit den Satyrn verwandt. Wir haben ähnliche Triebe wie unsere Vettern, aber mehr Selbstkontrolle.«
Sideria dachte nach. »Und wenn ich so aussehe?« Nun erschien sie üppiger.
»Bitte nicht, sonst denke ich die ganze Zeit daran!«
»Und so?« Ihre ohnedies spärliche Bekleidung schrumpfte, und gewisse Körperteile wölbten sich gefährlich hervor.
»Dann wäre ich so überwältigt, dass ich ständig nach dir grabschen würde, ganz wie ein Satyr – ich könnte nicht anders.«
Sie nickte zufrieden und verwandelte sich in jemand weniger Aufreizendes. Allmählich erlernte Forrest wohl den Umgang mit Dämoninnen.
»Aber zuerst muss ich nach den Bäumen sehen«, sagte er. »Danach gehöre ich dir – oder würde wenigstens dir gehören, wenn ich nicht ständig darum kämpfen müsste, nicht daran zu denken.«
D. Sideria wirkte noch zufriedener. Auf dem Weg zu Forrests Heimatlichtung schwebte sie neben ihm her. »Ist es wahr, dass Nymphen und Faune nur wenig Zauberkraft haben, wenn man absieht von Langlebigkeit, Hohlköpfigkeit und dem unersättlichen Verlangen, so zu tun, als riefen sie ganze Geschwader von Störchen herbei?«
»Schwärme von Störchen«, verbesserte er kurz angebunden.
»Dann eben Schwärme. Stimmt das, mein Schnuckelhörnchen?«
»Eigentlich nicht. Der Zauber der Nymphen besteht darin, einen Mann dadurch zu verlocken, dass sie vor ihm davonläuft. Jeder Mann, der eine fliehende Nymphe erblickt, muss ihr hinterherlaufen, obwohl er genau weiß, dass er sie niemals einholt. Der Zauber der Faune besteht darin, so schnell zu laufen, dass sie die Nymphen fangen können, und mit dem Körperkontakt in ihnen das Verlangen zu wecken, den Fang zu feiern.«
»Erstaunlich«, sagte die Dämonin gelangweilt. »Geht das auch mit anderen Frauen?«
»Nun, darüber habe ich noch nie nachgedacht, aber wenn sie sich ausziehen und davonlaufen – «
»Ich meine die animalische Anziehung«, unterbrach sie ihn. »Erregt es echte Frauen, wenn ein Faun sie berührt?«
»Nun, wir jagen keine echten Frauen. Sie wissen zu viel und sind nicht so wohlgeformt. Gleichzeitig halten sie Faune oft für missgestaltet und fühlen sich abgestoßen. Deshalb kann man nicht wissen – «
»Sie neigen also dazu, den Kontakt zu meiden. Aber wenn es dazu käme, was dann?« Sie ließ sich zu Boden sinken und schloss die Arme um ihn. An zwei Stellen presste sich ihr Oberkörper eng gegen seine Brust, und ihr Unterleib drückte ihm an einer anderen Stelle den Pelz platt. »Reicht der Körperkontakt schon aus? – O ja!« Sie weitete träumerisch die Augen. »O ja, so ist es! Plötzlich möchte ich noch viel enger an dich heran.« Die drei Stellen verstärkten den Druck.
Forrest kämpfte sich frei. »Du bist keine Frau, du bist eine Dämonin. Wenn ich versuche, mit dir zu feiern, verwandelst du dich nur in eine Wolke Lachgas.«
»Das stimmt«, pflichtete sie ihm bei und löste sich in Dampfwölkchen auf, die ein großes HA HA
Weitere Kostenlose Bücher