Wald
mich aufsucht?«
»Nein. Natürlich nicht.«
Natürlich nicht.
Svetopluk lässt seine Hände herunter sinken und wendet sich Llyle zu, die sich ihrerseits mit dem Körper von ihm abwendet und aus dem Fenster blickt.
»Ich musste Euch wiedersehen. Ich will unbedingt wieder gut machen, was passiert ist.«
»Es ist nichts passiert.«
»Ja, aber, ich weiß --- ich meine --- die guten Taten, die ich vollbringen wollte --- ich würde Euch gerne noch mehr von diesen vollbringen --- und bessere --- uneigennützigere --- großherzigere --- und solche --- solche, die besser funktionieren, als diese die Ihr das letzte Mal geboten bekommen habt.«
»Wieder redet Ihr nur von guten Taten.« Sie dreht ihren Kopf und sieht ihn über ihre Schulter an. »Denkt Ihr wirklich, ein Mensch kann allein durch gute Taten Erlösung finden?«
»Ich verstehe nicht.« Svetopluk erhebt beide Hände, so als wolle er sie anflehen. »Was sonst kann man von sich aus leisten, wenn nicht gute Taten. Palamon hat auch diese Lehre vertreten.«
Llyle überlegt einen Moment und lässt ihn mit seinen aufgewühltem Inneren im Regen stehen.
»Ich weiß auch nicht«, sagt sie leise. »Ich weiß auch nicht, was den Mensch erlösen kann. Aber wie sollte er sich selbst erretten? Seht Ihr nicht, dass die Menschen allesamt nur Böses im Sinn haben?«
»Sagt das nicht. Ich meine --- seht Euch nur selbst einmal an --- Ihr seid rein --- unbefleckt --- ein Engel ---«
Llyle lacht verzagt.
»Ach so? Sagt, kennt Ihr meine innersten Gedanken? Woher wollt Ihr wissen, dass ich mir nichts zuschulden kommen lasse in meinen Träumen?«
»Nein!«
Der Fürst schlägt einen energischen Ton an und läuft auf sie zu.
»Ihr seid das Ideal von einer Frau und einem Menschen!«
Er steht nun hinter ihr. Sie hält es nicht für nötig, sich zu ihm umzudrehen.
»Ich bin eine Frau wie jede andere auch. Ich schwitze, ich schnarche und ich bekomme Pickel, wenn ich zu viel Zucker esse.«
»Nein!«
»Ihr benehmt Euch wie ein kleiner Junge, mit Verlaub.«
»Wenn Ihr mich abweist, werde ich spätestens an der Türschwelle tot umfallen! Ich gehe jetzt sofort und beweise es Euch!«
Svetopluk macht zwei Schritte zurück. Außerdem wird er immer röter im Gesicht. Schweiß tropft aus allen Poren.
»Wollt Ihr mich nicht aufhalten?«, fragt er vorsichtig.
Llyle antwortet nicht.
Svetopluk setzt sich in Bewegung. Auf halbem Weg zur Türe gerät er ins Straucheln. Mit einem lauten Schlag stürzt er auf den Steinboden. Llyle dreht sich erschrocken um und läuft auf ihn zu. Sie hebt ihn an, er kommt zu sich, und sie hilft ihm auf einen Sessel.
»Es --- ist nichts --- ist nichts --- es ist mein altes Leiden. Wisst Ihr, als in meinen Gemächern wart, ist dasselbe passiert.«
Llyle wedelt ihm mit der Hand Luft zu.
»Es ist nichts, wirklich ---«
Sein schnelles erwachen beruhigt sie. Nicht auszudenken, was man sich erzählen würde, wenn der Landesfürst in ihren Gemächern versterben würde.
Sie lacht. Er auch.
»Dann könnt Ihr jetzt, da es Euch besser geht, gehen.«
»Was?«
»Ja, geht bitte.«
»Aber Ihr habt mir noch keine Gelegenheit gegeben eine gute Tat zu vollbringen!«
Svetopluk springt auf, wie ein junger Hirsch der vor seinem Jäger flieht.
»Bitte lasst mich nur einen Gnadenerlass in Eurer Gegenwart unterzeichnen oder ---«
»Geht bitte.«
Llyle weißt mit dem Finger in Richtung der Tür.
»Oder, oder ---«
Svetopluk läuft auf sie zu und greift ihre Arme mit beiden Händen.
»Oder ich vermache Euch mein halbes Fürstentum? Na, was haltet Ihr davon?«
»Lasst mich bitte los!«
Svetopluk schüttelt die Komtess, nimmt dies allerdings selbst gar nicht mehr wahr.
»Aber ich will doch nur Gutes tun!«
Er schüttelt und stößt und versteht nicht, dass sie ihn nicht verstehen will, ja – nicht verstehen kann.
Die Rose hat keine andere Wahl, als ihre Dornen auszufahren. Sie zerrt und drückt und versucht sich aus seinem festen Griff zu befreien. Und dann bricht er die Rose.
Er macht es nicht absichtlich, nicht geplant, er macht es im Affekt und unter Drängen seines Genitals – und dennoch macht er es.
Er wirft sie um, drückt sie zu Boden, als ihr Kleid verrutscht und ihre Schultern entblößt sind, ist er verloren. Der Duft der Rose steigt in seine Nase und lähmt seinen Verstand. Er hält sie mit einer Hand am Boden, mit der anderen zerreißt er das Oberteil ihrer Hülle und weidet sich an ihren Knospen. Sie schlägt nach ihm, doch er spürt die Hiebe
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